23. Kapitel

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Kreuzzüge. Schon oft hatte ich davon gehört oder eher gelesen. Draußen, außerhalb Sanguinems, in vielen Büchern. Bücher, die über die menschliche Geschichte erzählten und ihre Taten schilderten. Dinge, die man getan hatte. Manchmal für eine Revolution, manchmal für Gerechtigkeit und dann manchmal für Macht. Und genau das war es.

Es zählte nur die Macht. Kreuzzüge, mit ihren Kreuzrittern hatten vor allem gegen muslimische Staaten gekämpft. Der Islam, etwas, was ich auch nur aus den Büchern kannte. Denn in meiner Zeit zählte so etwas schon lange nicht mehr und doch hatte es damals anders ausgesehen. Es hatte einmal Momente in der Zeit gegeben, wo die Menschen nicht gegen Vampire, sondern gegen ihre eigene Spezies in den Krieg gezogen waren. Die Worte erzählten es einen und es faszinierte mich ungemein. Ich wusste Vieles, aber eben nicht Alles. Ich wusste, dass damals das Christentum sich nach Macht gesehnt und seine Gegner als Ketzer und Ungläubige beschimpft hatte. Etwas, was man heute nicht mehr vernahm. Und doch erkannte man Parallelen. Denn auch heute waren die Vampire Monster und die Menschen Vieh. Jede Seite wollte Macht, jede Seite wollte die andere unterdrücken. So konnte man es am Besten beschreiben.

Im sogenannten Bußgang, so wie die Kreuzzüge auch genannt wurden, hatte man angeblich seine Sünden reinwaschen können. Viele Verbrecher waren deswegen in den heiligen Krieg gezogen, um zu vergessen und um in Ehre zu sterben. Denn die Meisten hatten nie ihren Weg nach Hause gefunden und doch waren sie stets freiwillig auf Reise gegangen. Immerhin war es direkt von Gott durch das Wort des Papstes verkündet worden und dem ging man damals stets nach. Was die Kirche gesagt hatte, wurde gemacht. Was die Kirche gewollt hatte, wurde umgesetzt. Ja, die Kirche hatte damals sehr viel Macht.

Zu viel in meinen Augen.  

Angeblich waren es gerechte Kriege mit guten Absichten, zumindest hatte man dies stets beteuert. Doch ich wusste es besser. Zu gut erinnerte ich mich an Texten, die von einem Kinderkreuzzug berichteten. Im Jahre 1212, diese Zahl hatte sich bei mir in meinen Kopf eingebrannt, hatte man junge Erwachsene, Kinder und Jugendliche ohne Waffen, ohne eine Chance, in den Krieg geschickt. Alle hatten sie der ärmeren Gesellschaft angehört und niemand war zurückgekommen. Denn die Armen waren preiswert und diese störten ohnehin.

So wie die Menschen heute von den Vampiren behandelt werden. So wie die Soldaten die Menschen außerhalb der Mauern behandeln.   

Auch jüngere Söhne des Adels, die nicht erbberechtigt gewesen waren, sind oft zu den Kreuzrittern in die Ausbildung geschickt worden. Und genau zu denen zählte auch Crowley Eusford.

Dritter Sohn, damit der Jüngste, stammte er aus einer niedrig klassifizierten Nobelfamilie. Doch das war egal, denn er war adlig, egal welchen Rang er trug.

Loyal und treu gegenüber Gott, hatte er nie an seinem Dasein gezweifelt. Gott war da und allmächtig. Ferid hatte es mir gesagt. Ja, Crowley war gläubig gewesen und wurde als Held gefeiert. Warum? Weil er viele seiner Kameraden gerettet und viele seiner Gegner getötet hatte.

Als Ferid ihn getroffen hatte, war er 25 Jahre jung gewesen und ungläubig gegenüber Vampiren. Unverständlich und beinahe kurios erschien es mir, denn an den Schöpfer glaubte er doch damals

Wieso also nicht an Blutsauger?  

Doch diese Tatsache veränderte sich, nachdem er im fünften Kreuzzug mitsamt seiner Kameraden vor Damiette, einer Stadt in Ägypten, strandete. Praktisch wie Gefangene waren sie gezwungen auf die Niederlage der Einwohner zu warten und doch, obwohl der Sieg sicher war, war es genau dort passiert.

An Gott stets glaubend, hatte er dort seine Nahtoderfahrung. Obwohl er nie an Blutsauger geglaubt hatte, bis dorthin nicht, waren sie doch immer präsent gewesen. Auch Ferid, der diesen Ritter niemals hatte aus den Augen gelassen. Schon von Anfang an, so erschien es mir, hatte er einen Narren an ihn gefressen.

BlutrotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt