41. Kapitel

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Jeder Bereich meines Körper schien in Flammen zu sein. Feuer, was sich in mir bildete und alles verbrannte, was brennen konnte. Meine Organe arbeiteten dagegen, mein Herz raste zu schnell und ich konnte nichts dagegen tun. Es wollte nicht stoppen und so drohte es bald aus meinem Brustkorb zu springen, so heftig war das Pochen. Doch von einem Moment auf den nächsten, hörte es auf. Es stoppte, es schlug nicht mehr und so war mir klar, dass ich tot war. Aber gleichzeitig, auch wenn das Blut nicht mehr floss, so lebte ich. Ich war einerseits tot und andererseits noch immer lebendig.  

Langsam verkrampfte ich mich, als das Feuer meinen Hals zersetzte. Wie Säure, welche man getrunken hatte. Es wurde alles verätzt und doch war ich bei klarem Verstand.

Hilflos stöhnte ich auf und hielt mir den Hals.

Wasser! Ich brauche es!

Aber ich wusste auch, dass es mir nichts bringen würde. Nichts konnte dieses Feuer löschen oder eindämmen. Stoppen ging auch nicht. Und so brannte es weiter, bis mein Kopf dran war. Sobald die Flammen ihn erreichten, setzte alles in meinem Kopf aus. Mein Fluchtversuch wurde unterbunden, meine Angst floh und ich sah nur noch das Jetzt vor mir, während die Schmerzen immer schlimmer wurden.

Was ist das? Wieso tut es nur so weh.

Wie ein Messer was von innen heraus, sich einen Weg nach Draußen bahnen wollte, fühlte es sich an. Jedes Organ wurde angegriffen, jeder Zentimeter meines Körper und durch meinen verschwommenen Blick erkannte ich ihn an meiner Seite. Er beobachtete mich ausdruckslos und bewegte sich nicht. Auch wenn ich gerne nach Hilfe gerufen hätte, so wusste ich auch, dass es mir nichts bringen würde.

Diesen Kampf muss ich alleine bestreiten.

Doch es schien kein Ende zu nehmen und jegliches Zeitgefühl war in mir verloren. Ich wusste nicht, wie lange ich mich auf diesem Bett quälte und verkrampft versuchte, diesen Schmerz loszuwerden. Aber es dauerte zu lange und je weiter die Sekunden verstrichen, umso mehr merkte ich, dass ich dagegen verlor. Dieser Kampf war von vorne herein bestimmt gewesen.

Ich sollte ihn verlieren, um am Ende etwas zu gewinnen.

Aber nach all dem war mein Überlebenswille stärker denn je und so kämpfte ich bis zur Erschöpfung dagegen an, ehe das Feuer mich vollkommen eingenommen hatte und die Überhand gewann. Ehe ich das Bewusstsein verlor und die Schwärze mich wieder einmal gefangen nahm.

Geräusche. Unendliche viele Geräusche, die alle durcheinander waren und doch konnte ich sie klar benennen.

Insekten.

Von überall hörte ich sie, als wären sie nahe an meinem Ohr. Als würde ich im Gras liegen und sie neben mir auftauchen.

Tiere. Vögel. Ein Reh.

Klare Töne. Klare Laute, als wären sie nur wenige Meter von mir entfernt. Als wären sie nahe an meinem Gehör, welches wahrlich Alles aufnahm.

Da sind Menschen. Sie atmen.

Ja, ich konnte alles hören, doch zunächst nichts sehen. Zusehr faszinierte mich die Tatsache, dass es für mich anscheinend keine Grenzen mehr zu geben schien.

Grenzen die ein Mensch hatte ertragen müssen. So fühlt sich also die Welt von Crowley an?

Langsam öffnete ich die Augen und erschrak für einen kurzen Moment. Die Umgebung hatte sich nicht verändert. Noch immer sah ich die Decke, das Bett und die kleine Hütte, aber doch wirkte alles anders.

Es ist klarer und eindeutiger. Die Farben.

So intensiv hatte ich die Farben noch nie wahrgenommen und es wirkte so schön. Alles war so befremdlich und doch vertraut. Da sah ich das kleinste Staubkorn in der Luft, welches langsam hinabfiel. Da hörte ich die kleinsten Tiere, welche irgendwo Schutz suchen wollten. Da roch ich einen blumigen Duft, der den Frühling ankündigte. Alles das war so schön, dass man es kaum beschreiben konnte und doch war da was anderes.

BlutrotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt