24. Kapitel

130 12 0
                                    

Fakt war, dass ich es nicht mehr rückgängig machen konnte. Das Gesagte war ausgesprochen worden und stand nun im Raum. Das erdrückende Schweigen hielt nicht lange an und natürlich beharrte mein Gegenüber auf eine Antwort.

„Was hast du gesagt? Sprich, du elendiger Mensch", zischte Crowley wütend, was er mit einem bedrohlichen Knurren noch abrunden tat. Auch wenn er so weit entfernt von mir stand, so war mir nun nicht ganz wohl bei der Sache. Seine Stimme nahm den gesamten Raum ein.  

Wieso mache ich denselben Fehler immer wieder? Wieso lasse ich es darauf ankommen?

Ich wollte mich erklären. Ja, ich wollte es ihm sagen und doch wollte kein Ton mir entweichen. Vielleicht, weil ich auch insgeheim wusste was mir nun doch endgültig drohte. Auch wenn der große Vampir es oft gesagt und nie getan hatte, so wusste ich es nun besser.

Jetzt wird der Augenblick kommen, wo ich sterben werde.  

Diese Tatsache war beinahe im Stein eingraviert worden, ich musste den Augenblick nur durchleben. Und so war es am Ende egal, ob ich nun etwas sagte oder nicht. Ich entschied mich dafür, das Gesprochene auch zu erklären. Es würde am Ende eh auf das Gleiche hinauslaufen. So atmete ich tief ein und erwiderte: „Ferid hat mir deine Vergangenheit erzählt, Vampir."

„Hah...", kam es sofort vom Blutsauger, der es aus irgendwelchen Gründen witzig fand. Sofort fand ich auch heraus, was ihn so belustigte: „Ihn nennst du also beim Namen und ich bin nur ein Vampir?"

Diese Frage stellte er mir nicht direkt, eher legte er das Buch an sein Kinn und dachte nach, während sein Blick in die Ferne glitt. Jedoch nur für einen kurzen Moment, denn er merkte meine Augen auf ihn ruhen. Verwirrt starrte ich ihn zunächst nur an.

„Was hat das Eine mit dem Anderen zu tun?", wollte ich wissen.

Warum beschäftigte ihn diese Tatsache sosehr? Ich selber fand es auch erstaunlich, dass mir Ferid's Name weniger schwer über die Lippen kam wie seiner. Niemals konnte ich mir vorstellen, Crowley bei seinem Namen zu nennen. Irgendetwas in mir sträubte sich dagegen.

Als wäre es mir unangenehm.

„Nichts, Mensch. Was weißt du nun über mich?", wollte er ernsthaft wissen. Es interessierte ihn durchaus, was man mir über ihn berichtet hatte und gleichzeitig ignorierte er meine Frage, als hätte ich sie ihm nie gestellt.

„I-Ich", aus irgendeinem Grund wurde ich noch nervöser, sodass ich einige weitere Schritte nach hinten ging, „weiß, wie du zum Vampir wurdest und..."

Von jetzt auf gleich stand er vor mir. Unbeachtlich laut landete das Buch gegen eines der großen Regale, wo weitere Bücher zu Boden fielen. Davon zusammenzuckend, schloss ich kurz die Augen, sobald ich sie wieder öffnete. Eine große schwarze Hand schob sich in mein Sichtfeld und ließ mich erstarren. Für einen kurzen Moment vergaß ich alles, selbst das Atmen. Heftig pochte mein Herz und das Blut schoss mir durch die Adern, während ich in die wütenden Augen sah. Rot wie Blut. Rot wie der Tod und rot wie die Wut. So sah er mich an.

Ich bin tot. Er wird mich jetzt töten.  

Immer wieder kreisten diese Gedanken durch meinen Kopf. Etwas anderes würde auch nicht geschehen. Niemand würde mich retten, denn ich war ganz alleine mit ihm. Keiner würde mich hören und niemand würde nach mir trauern. Das war die Rechnung, die ich nun bezahlen musste. Das war das Ende unseres Vertrages, danach war ich nur noch Geschichte.

Doch statt mir ein Ende zu bereiten, senkte er seine Hand plötzlich und knurrte lediglich: „Du weißt gar nichts über mich. Rein gar nichts, denke nicht, du würdest mich nun kennen. Mensch, das wird niemals geschehen."

BlutrotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt