Erneut ertönte das Klopfen, doch dieses Mal war es anders. Es war verschieden, wie ich feststellen konnte.
Mal ist es leiser, mal lauter, mal langsamer und dann schneller.
Nicht rhythmisch, so gar nicht im Takt. Nicht so wie es Ferid getan hatte, nein, es war anders. Und diese Erkenntnis beruhigte mein Herz etwas, auch wenn ich noch immer etwas verloren im großen Raum stand. Meine Beine mussten sich nur zum Eingang bewegen und diesen öffnen, doch die Zweifel waren immer noch anwesend. Ich wusste nicht wer es sein konnte und es wäre doch besser nicht hinzugehen. Jedoch fraß mich meine Neugierde von innen auf, sodass ich letzten Endes doch meinem Drang nachgab und mich bewegte. Langsam, wie in Zeitlupe näherte ich mich dem Einlaß. Es war die Grenze zur anderen Seite.
Zu der gefährlichen Seite.
Natürlich konnte mir Crowley auch hier innen gefährlich werden, doch da draußen war es unberechenbarer. Dort draußen lauerten mehr Blutsauger. Hier innen hatte ich nur einen und dieser war zurzeit nicht anwesend.
Aber auch und trotz dieser Erkenntnis zitterte meine linke Hand sehr, sobald ich sie auf den Türgriff legte. Die Worte des großen Vampirs waren stets präsent und schon wieder hielt ich mich nicht an die Abmachung.
Würde es dieses Mal meinen Tod kosten? Wäre es dies dann wert? Sollte ich nicht viel lieber es dabei belassen und das Klopfen ignorieren?
Ja, das war durchaus eine gute Idee, doch da hatte ich bereits die Türe schon geöffnet. Lautlos und wie immer fließend ging sie auf.
Vertraut war die Umgebung, die ich sofort erblickte.
Immer wieder erstaunlich wie schnell man sich an das Fremde gewöhnen kann.
Die Dunkelheit, die künstlichen Lichter, all dies überraschte mich nicht mehr. Stattdessen deprimierte es mich, denn irgendwie fehlte mir das natürliche Licht. Die Sonne, der Wind, einfach alles. Wie gerne hätte ich es gesehen, doch dafür war keine Zeit und diesen Preis musste ich für mein Überleben bezahlen, so schwer es mir auch viel. Nur wie lange konnte ich es aushalten? Würde ich für immer hier unten leben können?
Schnell schüttelte ich diese Gedanken ab und blickte mich um. Niemand stand vor der Türe.
„Habe ich es mir eingebildet?", fragte ich mich selber und wandte mich dabei um, denn länger wie nötig wollte ich nicht die Türe offen lassen. Doch sobald ich diese Bewegung ansetzte, vernahm ich ganz in der Nähe ein leises: „Öhm..."
Sofort erstarrte ich und jeder Muskel war angespannt. Es war eindeutig eine Kinderstimme und schnell sah ich auch die Quelle dieses Geräuschs. Direkt vor mir stand er.
Er ist klein, sehr klein. Mindestens einen Kopf und vielleicht etwas mehr.
Schweigend und mit einem ausdruckslosem Gesicht sah ich auf ihn hinab. Um ehrlich zu sein konnte ich es gar nicht mit Kindern. Ich mochte sie nicht sonderlich, da sie mir zu laut und zu tollpatschig waren. Ständig hielten sie einen auf.
Schon oft konnte ich es sehen, wie Eltern sich an die Geschwindigkeit ihrer Kinder hatten anpassen müssen und dadurch den Vampiren zum Opfer gefallen waren.
Auch die Tatsache, dass er ein Mensch war, machte es nicht besser. Jeglichen Kontakt zu anderen meiner Art wollte ich vermeiden, egal wie alt sie waren. Und auch wenn dieser schwarzhaarige Junge mir nichts getan hatte, so hegte ich keine besonders große Sympathie ihm gegenüber. Aber es ihm direkt zeigen wollte ich auch nicht, stattdessen sah ich einfach auf ihn hinab. Wild stand sein Haar von seinem Kopf ab. Beinahe ungekämmt wirkte es und doch sah es auf der andere Seite gut aus. Als wäre es natürlich, als müsste es so sein. Mit seinen blauen Augen fixierte er mich unsicher, ging sogar einige Schritte zurück.
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Blutrot
FanfictionEine Welt die nur von Chaos geprägt ist. Man lebt und überlebt. Wenn man es nicht macht, dann stirbt man. So hat man sich anzupassen, doch manchmal, da fordert einen das Schicksal hinaus. Manchmal, da ist man gezwungen von seinem gewohnten Pfad sich...