8. Kapitel

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Warmes Wasser rann meine Schultern hinab, wärmte meinen Rücken und hinterließ das Gefühl von Sauberkeit. Ein fruchtiger Duft lag in der Luft, während die Umgebung durch den Dampf kaum zu erkennen war. Alle Scheiben der Dusche waren beschlagen und doch kauerte ich mich in eine Ecke.

Zwar war die Türe des Bades abgeschlossen, doch mir war immer noch nicht ganz wohl bei der Sache. Immerhin konnte Crowley die Türe trotz all dem eintreten, aber dies tat er nicht.

Er lässt mir tatsächlich Privatsphäre!

Seine Worte waren nicht einfach nur ausgesprochen, nein, er meinte es auch so. Doch die Vorstellung, dass ich mich im Badezimmers eines Vampirs aufhielt ließ nicht von mir ab. Allgemein konnte man aber sagen, dass dieser Raum sich nicht sonderlich von menschlichen Badezimmern unterschied. Es war alles vorhanden, was aber noch verrückter auf mich wirkte. Wieso hatten die Blutsauger so etwas. Wollten sie sich letzten Endes doch eine Form der Menschlichkeit behalten? Wohl kaum. Also was war es dann?

Selbst eine Toilette konnte man entdecken, ein Waschbecken und eben verschiedene Pflegeprodukte.

„Woher kommt das alles?"

Das war bestimmt eine Frage, die ich niemals beantwortet bekam. So stand ich langsam auf, ehe ich in den warmen Wasserstrahl fasste, der von oben hinabfiel. Nicht der angenehme Duft war das Schönste, sondern das warme Wasser. Solange hatte ich es nicht mehr spüren dürfen. Für einen kurzen Moment vergaß ich alles um mich, während ich langsam den Schaum abwusch. Dabei entgingen mir nicht die vielen Narben, die mein Körper aufwies. Besonders an den Knien konnte man welche entdecken. Es war keine Form der Ungeschicklichkeit gewesen, wodurch ich sie bekommen hatte. Eher konnte man sagen, dass ich sie in all den Jahren des Wanderns durch viele Dinge erhalten hatte. Durch einfach Stürze, Verletzungen an verschiedenen Materialien und eben durch Fluchten.

Und jetzt kommt eine weitere Narbe dazu.

Zwar war an der Hand immer noch eine Kruste, die durch das Wasser aufgeweicht wurde, aber es würde sicherlich etwas zurückbleiben. Zum Glück brannte sie nicht mehr, sodass ich entspannt die Augen schließen konnte.

Ewig hätte ich hier bleiben können. Nie mehr rausgehen und dieses Monster ewig warten lassen, aber auch dies ging nicht. Auch wenn die Vorstellung schön war, jedoch schon nach kurzer Zeit meldete sich mein Magen. Jetzt, da ich ausgeschlafen und geduscht war, musste ich etwas essen, um mich noch besser fühlen zu können.

Es grauste mir vor dieser Tatsache und doch drehte ich den Hahn ab, ehe ich langsam aus der Dusche stieg und mich in eines der großen, weichen und weißen Handtücher regelrecht versteckte. Es roch nach nichts bestimmten und doch wusste ich, dass sie frisch gewaschen waren.

Was hatte ich eigentlich anders erwartet? Wieso verwunderte mich diese Normalität in diesem Haus, was das Anwesen des großen Vampirs war. Hatte ich ernsthaft geglaubt, dass sie in Särgen, Burgen und Kerkern schliefen, was die meisten Romane darstellten? Dass ihre Umgebung von Dunkelheit gesättigt war? Auch diese Wesen besaßen Anspruch auf Luxus, da sie immerhin auch einen eigenen Willen hatten. Ich sollte also nicht so egoistisch sein und denken, dass nur Menschen sich so benahmen. Auch Blutsauger besaßen Rangordnungen, verschiedenen Namen, individuelle Persönlichkeiten und eben Luxus.

Dies war auch einer der Gründe, wieso er mir neue Kleidung gebracht hatte, nach der ich sofort griff. Kritisch betrachtete ich sie und musste doch feststellen, dass es sich hierbei nicht um die Sachen handelte, die auch die Kinder trugen.

Eine Form der Erleichterung durchfuhr meinen Körper, da ich mit diesem Stoff Gefangenschaft, Isolation und Angst verband. Nein, es war normale Kleidung, die man in vielen der verstaubten und zerstörten Läden fand. Ganz normale Sachen eben.

BlutrotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt