Ein Wechselbad der Gefühle explodierte förmlich in meinem Körper. Angst, weil ich nicht wusste was passieren würde. Schock, weil ich nicht wusste was er meinte. Freude, weil ich wusste, das mir nichts geschehen würde.
Bin ich etwa glücklich darüber?
Glück war eine Sache. Etwas, was ich mich schon einmal gefragt hatte. Damals, auf dem Schild. Diese einfache Frage und doch war die Antwort schwer gewesen. Damals, als ich entkommen war, hatte ich mein Glück erkannt. Damals war ich glücklich gewesen, aber nur, weil ich leben durfte. Und nun war ich es ebenfalls? Wieso? Weil er mich beschützte? Weil er mich bei meinem Wesen ansprach? Weil er mich nicht als Vieh ansah? Nicht mehr?
Vielleicht war es ihm einfach nur herausgerutscht und eigentlich hatte er es niemals so gemeint. Aber insgeheim wusste ich, dass es nicht so war. Wieder spielte die Intuition eine wichtige Rolle.
Nein, es konnte kein Fehler sein.
Crowley schätzte ich niemals so ein, das er eben solche schwachen Fehler machte. Aber doch war er auch nicht perfekt, immerhin hatte er Ferids Wesen in seinem Anwesen zugelassen. Er hatte ihm erlaubt einzutreten. Etwas, was er niemals hatte gewollt. Bestimmt nicht. Nun wusste der andere Bescheid. Natürlich tat er es, denn er war schlau. Sehr schlau und vor allem ziemlich gerissen. Ihm konnte man nichts vormachen. Wenn er etwas wollte, dann holte er es sich. Wenn er etwas erfahren wollte, dann fand er es heraus. Wenn er etwas töten wollte, dann tat er es auch.
Doch das Letzte wurde ihm eingeschränkt. Schützend stand die große Mauer vor mir.
Eine Mauer aus Rücken und breiten Schultern.
Normalerweise schirmte mich dies von der Außenwelt ab, aber nun war es anders. Jetzt trennte man mich von meinem Feind. Von jemanden, der niemals zögerte, sondern direkt handelte. Seine Spiele zählten nicht, denn Ferid war ein Sadist und Sadisten liebten das Leid.
So konnte man ihn am besten beschreiben.
So kann man alle Vampire beschreiben, denn sie lieben das Leid. Auch ein Crowley.
Und so war es kein Wunder, dass ich ein lautes Lachen vernahm, was das gesamte Anwesen erfüllte. Ferid lachte laut auf und schien diese Situation zu genießen, ehe er sich doch bald wieder fing und lediglich ein: „Oh? Hab ich das gerade richtig vernommen?", von sich gab.
Er fragte nach und doch wusste ich, dass er es sehr gut gehört hatte. Er war nicht taub oder schwer von Begriff, aber er wollte sich jedes einzelne Wort noch einmal genau anhören. Als wäre es für ihn eine Unterhaltung, etwas, womit ihm nie langweilig werden würde.
„Ich denke schon. Ferid... dieser Mensch gehört mir", antwortete der große Vampir und bewegte sich nicht. Standhaft, fast wie eine Statue, blieb er an Ort und Stelle.
„Das ist ja mal was ganz Neues. Das du... Crowley...Vieh als Mensch betrachtest. Vieh bleibt Vieh, das hast du mir immer gesagt. Schon vor langer, sehr langer Zeit."
Es amüsiert ihn tatsächlich.
Wie erstarrt hörte ich zu. Unfähig mich erneut zu bewegen, lauschte ich seinen Worten. Auch erwischte ich mich dabei, dass ich mich sicher fühlte. Wieso sollte ich in Panik geraten, wenn Crowley doch hier war?
Aber das darf ich mir nicht erlauben. Was ist, wenn er gegen Ferid verliert? Was ist, wenn es zu einem Kampf kommt?
Bei dem Gedanken, zog sich alles in mir zusammen. Einen leblosen Vampir zu sehen und einen anderen, der ihn getötet hatte, das war kaum vorstellbar und doch würde es darauf hinauslaufen.

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Blutrot
FanfictionEine Welt die nur von Chaos geprägt ist. Man lebt und überlebt. Wenn man es nicht macht, dann stirbt man. So hat man sich anzupassen, doch manchmal, da fordert einen das Schicksal hinaus. Manchmal, da ist man gezwungen von seinem gewohnten Pfad sich...