26. Kapitel

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Gierig schlang ich das Essen hinab. Beinahe zwanghaft kaute ich es, ehe es meinen Magen füllte. Der Hunger trieb es nicht nur hinein, sondern auch der Geschmack.

Es schmeckt himmlisch.

Auch wenn man sagte, dass alles besser schmeckte wenn man hungrig war, so war dies nicht der Fall. Edle Sachen. Vor allem viel Obst und Gemüse erkannte ich auf dem Tisch. Teilweise wusste ich den Namen der Früchte nicht und doch schmeckten sie vorzüglich.

Ich befand mich in eines der vielen Zimmer, die ich noch nie inspiziert hatte. Das Anwesen besaß viele Räume, die ich nicht kannte und womöglich nicht alle kennen lernen würde.

Immerhin weiß ich immer noch nicht, wie lange ich hier bleiben werde.

Doch im jetzigen Moment ignorierte ich meine Umgebung sowieso und konzentrierte mich nur auf das Essen. Die Oberfläche konnte warten, genauso auch Sanguinem.

Stehend, da mir die Zeit für einen Stuhl fehlte, griff ich bedacht auf die verschiedenen Teller. Es war alles vorhanden. Von deftigen Sachen, bis hin zum Nachtisch. In fünffacher Ausführung konnte ich Fleisch entdecken.

Wahrscheinlich wusste er nicht, was ich esse und was nicht und hat deswegen so viel herbringen lassen. Oder hergebracht?

Bei diesem Gedanken zauberte sich ein Lächeln auf meinem Mund. Die Vorstellung wie er das gesamte Essen gebracht hatte.

Ich war glücklich über diese Tatsache, auch wenn man das nicht so ganz verstehen vermochte. Immerhin hatte er sich Gedanken gemacht und das war durchaus nicht selbstverständlich. Denn er hätte mir auch genauso gut nur Brot und Wasser hinstellen können, jedoch hielt er sich an sein Wort und an den Vertrag, den wir beide hatten.

Woher er allerdings so viel Nahrung bekommen hatte, konnte ich mir überhaupt nicht erklären. Besaß diese Stadt so etwas wie eine Küche, die auch die Kinder versorgte oder waren diese nur auf sich gestellt? Beides konnte ich mir vorstellen und dann wiederum nicht. Jedoch war es mir auch ein wenig egal, woher er so viel bekam. Es stand hier, wie gemalt. Verschiedene Farben der Nahrung sprachen mich an und mir lief das Wasser im Mund zusammen. Ich konnte und wollte mich nicht zurückhalten. Deswegen aß ich mit meinen Fingern, auch wenn Gabel und Messer bereitlagen, so wollte ich nicht.

Außerdem ist Crowley nicht da.

Vielleicht hätte ich in seiner Nähe anders reagiert, aber nun beschäftigte ich mich mit diesem Gedanken nicht. Ich konnte praktisch spüren wie meine Energie vollständig zurückkam und sich in allen Regionen meines Körper niederließ. Meine Energie kam, doch mein Wachzustand war nicht mehr auf volle Leistung.

Denn als ich meinen letzten Bissen herunterschluckte, überkam mich eine Müdigkeit. Sie war wohlig und zufriedenstellend, als wäre ich von allem befreit. Kein Stress und keine Angst überschattete diese Situation, eher sorgte ich mich um das viele restliche Essen, was noch vorzufinden war. Im Grunde hatte ich keinen einzigen Teller leer gegessen, noch eine Flasche der Getränke entleert, welche hauptsächlich Wasser und andere Säfte enthielten. Ich wusste auch nicht, was damit geschehen würde, doch fürs Erste war es mir egal.

Zufrieden streckte ich mich und drehte mich zum Bett um. Wie automatisiert begab ich mich dahin und gähnte kräftig. Auch wenn meine Gedanken ab und an sich zurückbegaben, so fühlte ich mich doch sicher.

Ich lebe und er konnte mich nicht töten.

Zweimal, um genau zu sein. Auch wenn ich noch immer nicht den Grund verstand, so war es für diesen Moment egal, als ich mich erneut ins Bett legte und die Augen schloss. Sofort fiel ich ins Land der Träume, wo ich wieder einmal nicht wirklich etwas Greifbares sehen konnte. Doch für den Moment war es gut so, denn die wohlige Schwärze war mir lieber als alles andere. Viel lieber.

BlutrotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt