32. Kapitel

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Ein einziger Hieb, eine einzige Sekunde. Ein kurzer Moment und das große, beinahe kaum zu besiegende Monster, stoppte inmitten seiner Bewegung. Nicht nur wir, damit meinte ich die Soldaten und mich, schienen geschockt zu sein. Nein, auch der apokalyptische Reiter war es. Zumindest konnte man es so deuten.

Was zum?

Mit großen Augen und offenem Mund starrte ich auf das gerade Geschehene. Ich versuche mich daran zu erinnern, aber weder den Augenblick noch die Bewegungen Gurens konnte ich hervorholen. Es war so, als hätte es dies niemals gegeben. Als hätte der Schwarzhaarige dieses Monster niemals besiegt. Und doch hatte er es getan.

Man kann es sehen.

Eine große Fontäne des Blutes schoss in die Höhe. Es wurde regelrecht aus dem Körper des großen Viehs gedrückt, ehe es zu beiden Seiten auf dem Boden fiel. Mit lautem Getöse zerstörte es noch einige weitere Häuser, dessen Wände eingerissen wurden.

Aber die Bücherei blieb zum Glück verschont.

Am ganzen Körper zitternd erkannte ich, dass der junge Mann dieses Wesen mit einem Angriff getötet hatte. Natürlich hätte ich darüber erleichtert sein müssen, denn immerhin war eine Gefahr weniger vorhanden. Zumindest für mich, denn da waren noch die Soldaten. Aber das große Monster war tot und doch konnte ich mich nicht freuen. Die Angst setzte sich in meinen Gliedern fest, als ich zum Sieger starrte, der ebenfalls von seinen Kollegen mit Furcht betrachtet wurde. Jeder schien das Ganze erst verarbeiten zu müssen und nur Guren empfand es als normal.

Diese Macht machte mir Angst. Diese schwarze Aura, die ich gesehen hatte.

Es ist wahrlich dämonisch wie man sich erzählt.

Und so sahen wir ihn an, als wäre der Schwarzhaariger ein leibhaftiger Dämon, der im Regen des Blutes stand. Allen Widrigkeiten zum Trotz blieb er stehen und ließ seine Uniform, durch den roten Lebenssaft, beschmutzen.

„Guren-sama, Sir...", begann einer der Soldaten nach einiger Zeit, ehe er kurz husten musste. Es fiel ihm schwer seine Worte zu finden, so wie ich mich noch immer nicht bewegen konnte. Jede kleinste Bewegung würde mich verraten, dies wusste ich bereits. Somit war ich noch immer im Gebäude gefangen und mein einziger Ausweg war es, an den Soldaten vorbeizulaufen. Aber in meinem jetzigen Zustand wäre dies nicht möglich.

Ich habe Angst. Genau deswegen mag ich die Armee nicht.

Sie wirkten in ihren Uniformen so stolz und edel. Andererseits waren sie doch nur Bestien, die nur Eines wollten.

Sie wollen die Macht. Ganz für sich allein wollen sie sie haben.

Genau deswegen jagten sie ja diese Reiter und Vampire. Weil sie sich genau dadurch bedroht fühlten.

„Es war nur ein Reiter, aber die Nächsten sind hier in der Nähe. Zuvor suchen wir die Gegend ab." Als wäre nichts von all dem jemals passiert, steckte Guren sein Schwert weg und erhob seine Stimme. Nun wirkte er wahrlich wie der Anführer dieser Gruppe. Wobei ich ihn zusätzlich als einzig Fähigen einstufte. Auch wenn die anderen durchaus mutig dem Monster entgegen getreten waren, so hatte er es zur Strecke gebracht.

Mit einem Schlag.

„Nach Vampiren, Sir?"

„Nein, das ist nicht unsere Aufgabe. Wir suchen Überlende. Menschen eben", wieso es bei ihm so hämisch klang wusste ich nicht, doch eines war mir klar. Ich hatte zu verschwinden, denn in die Hände des Militärs wollte ich sicherlich nicht geraten. Die Geschichten, die man sich erzählte, sollten Erzählungen bleiben. Ich wollte nicht mein Leben für etwas opfern, was nur Vorteile für andere einbrachte. Mein Tod sollte nicht in den Händen dieser Menschen liegen.

BlutrotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt