Kapitel 2

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Die blecherne Stimme des Mikrofons weckte mich aus meinem Schlaf. Sonderlich gut geträumt hatte ich, wie sollte es auch anders sein, natürlich nicht.Ständig sah ich Charlotte und Gideon knutschend vor mir. Hör auf Gwendolyn!!! Er ist es nicht wert. Er war von Anfang an einfach nur ein blöder, arroganter Kotzbrocken. Doch ich vermisste ihn einfach so sehr! Seine Haare, seinen Mund, seinen Körper...einfach alles. Ich liebte ihn nunmal. Aber er mich nicht...sondern...Charlotte. Eine Träne rann meine Backe runter umd mein Blick verschwamm.

"Hey, Springbrunnen! Willst du dich hier vor allen blamieren? Das ist der Mistkerl doch echt nicht wert!", krächzte Xemerius neben mir. Oh, wie recht er doch hatte. Entschlossen blinzelte ich die Tränen weg und schnallte mich an. Xemerius setzte sich zufrieden auf meine Schulter.

Ich stieg die steile Treppe des Flugzeuges hinunter. Innerlich freute ich mich riesig darüber, dass ich die geschätzten dreisig Stufen ohne irgendwelche peinlichen Zwischenfälle überstanden hatte.

Xemerius hockte sich auf meine Schulter und kommentierte die Leute, die auf dem Flughafengelände herumwuselten. Seine Spitznamen reichten von Wischmopp bis zu Wackelpudding , die mich trotz meiner schlechten Stimmung zum Lachen brachten, auch wenn mir das von einigen (na gut allen) Leuten komische Blicke einbrachte.

Ich nahm mir meinen Koffer vom Gepäckband und trottete den Gang entlang. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass alle Küsse nur gespielt waren, dass unsere Beziehung nur gespielt war.

Xemerius holte mich mal wieder aus meinen Gedanken:"Ähm, du weißt schon, dass du gerade gegen das Ende einer Sackgasse läufst?"

"Äh...was?" Ich blickte auf. Direkt vor meiner Nase stand eine grauliche Wand. Wo kam die demn auf einmal her?

Ich wurde rot und meinte hastig: "Natürlich hab ich sie gesehen." Xemerius grinste mich nur breit an. "Jaja, schon klar.", krächzte er fröhlich.

Seufzend kehrte ich um und lief den Gang zurück. Ich gelangte in eine Halle, von der ich zumindest DACHTE noch nie drin gewesen zu sein. Na super....jetzt hatte ich mich auch noch verlaufen (Sarkasmus lässt grüßen).

Ich ließ mich verzweifelt auf eine Sitzbank fallen. Plötzlich patschte mir etwas feuchtes auf die Schulter. "Hey kein Grund zur Sorge! Wozu hast du schließlich einen unsichtbaren Freund?", sagte er fröhlich umd spuckte einen Schwall Wasser aus." Ups....Sorry wollt ich nicht aber hier ist alles so feu.....äh....neu.", verhaspelte er sich. Er war einfach niedlich (auch wenn ihm die Definition "grausam" oder "schrecklich vermutlich besser gefallen hätte) und brachte mich immer wieder zum Lachen. Am liebsten würde ich ihn jetzt einfsch umarmen. Er deutete meine aufkommende Euphorie offembar richtig und flehte: "Bitte jetzt kein Bussi." Nervös kichernd verschwand er durch die Wand. Ich blickte ihm grinsend hinterher.

Seit einer halben Stunde stand ich mir bereits die Beine in den Bauch und wartete auf meinen Bus. Dank Xemerius hatte ich es dann irgendwann doch aus diesem verflixten Gebäude geschafft. Xemerius erschreckte unterdessen gelangweilt ein paar Hunde. Ich liebte ihn dafür, dass er mit mir aus London geflohen ist, auch wenn es Wahrscheinlich purer Eigennutz war . Mein Handy klingelte und ein paar Leute drehten sich zu mir um. Ich schaute auf das Display. Es war Mum. Ich konnte ihr nicht verübeln, dass sie sich Sorgen machte. Mein Abschiedsbrief, den ich noch schnell geschrieben hatte, klang nicht sonderlich gelungen. Dennoch drückte ich sie weg und schrieb ihr stattdessen eine SMS, dass es mir gut ginge. Dann schaltete ich mein Handy aus und packte es weg.

Wenig später kam auch schon mein Bus. Er weiß und dreckig und stank fürchterlich. Die Busse in Lodon stellten im krassen Gegensatz dazu ein knalliges Rot zur Schau  und sind um einiges gepflegter.

Amor-Auch Herzen können heilenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt