Kapitel 3

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Müde lief ich zurück in mein Zimmer. Ein überglücklicher Xemerius dackelte (zum Glück konnte er meine Gedanken nicht hören!) hinter mir her.

„Sie hat mich gespürt! Ganz sicher, sie hat mich gespürt! Bemerkt, gespürt!“ krähte er.

„Jaja, ich habs verstanden. Aber das bildest du dir ein, Xemerius!“ seufzte ich und warf mich aufs Bett. Xemerius war, als Bella mich herumgeführt hatte, um ebenjene herumgeschwirrt, und er schwor, sie hätte zusammengezuckt, als er sie berührte.

Ich glaubte zwar, er wünschte sich so sehr, noch von jemand anderem bemerkt zu werden als von mir, dass er schon Reaktionen auf ihn sah, wo keine waren.

Aber ich war ja auch unzurechnungsfähig, nämlich müde und niedergeschlagen.

„Hab ich nicht! Sie hat's bemerkt, hat sie!“ Und mit diesen Worten verschwand er durch die nächste Wand, vermutlich Geistertauben jagen oder ähnliches.

Die Ruhe genießend schloss ich die Augen. Ich hatte Kopfweh. Okay, es war ja heute auch ziemlich viel passiert. Zu viel.

Langsam ließ ich den Tag noch einmal Revue passieren, dabei versuchte ich, Gideon auszulassen. Überraschenderweise bekam ich das sogar hin. Für den Moment.

Bella hatte mir alles gezeigt, und, obwohl sie so gut aussah, dass man sich neben ihr automatisch wie eine Nacktschnecke fühlte, war sie wirklich nett gewesen. Kein bisschen überheblich.

Vielleicht könnten wir ja Freundinnen werden. Auch wenn natürlich keiner an Leslie herankam.

Apropos Leslie, ich sollte mich mal bei ihr melden.

Also schlug ich die Augen, wenn auch widerwillig, auf und schrieb ihr eine SMS, die zweite heute.

Danach ließ ich mich wieder aufs Bett fallen.

Da ich meine gesamten 120 £ noch übrig gehabt hatte, war ich nach der Führung mit Bella schnurstracks (ich hatte mich nur 2 Mal verirrt) zur nächsten Bank gelaufen und hatte sie in Dollar gewechselt.

Den genauen Betrag, den ich daraufhin bekommen hatte, hatte ich mir nicht gemerkt, denn da hatten die Kopfschmerzen eingesetzt.

Und jetzt lag ich hier.

Plötzlich fiel mir etwas siedend heiß ein: Ich war heute noch nicht in der Zeit gesprungen! Das hieß dann wohl, dass ich mir Schlaf fürs Erste abschminken konnte, denn ich hatte wirklich keine Lust, schlafend im Jahr 1723 von einer Kutsche überfahren zu werden.

Stöhn. Hoffentlich kam Xemerius zurück, damit ich ihn fragen konnte, was ich am besten anziehen sollte.

Für den Moment zog ich mir einen braunen Pulli und eine beige Hose an, nicht die beste Kombination, aber ich hoffte, dass diese Farbtöne in der Vergangenheit nicht so auffallen würden. Jetzt hieß es nur noch warten. 

Stumm setzte ich mich (zum dritten Mal) auf mein Bett. *Bitte Xemerius, komm bald, sonst bin ich schon in der Vergangenheit!* Leider ließ er sich nicht blicken.

Ich starrte an die Wand gegenüber. Lauschte dem Ticken meiner Armbanduhr. *Tick, tack, tick, ...*

Das Bett war so wunderbar weich, und langsam glitt ich, ohne es zu merken, in das Reich der Träume.

*Ich war in einem Raum. Er war vollgestopft mit allem möglichen Krimskrams, aus allem möglichen Epochen. Ein mit rotem Samt überzogenes Sofa, eine alte Standuhr, daneben eine Sanduhr, Schwerter, Keulen, sogar einen Bogen, ein mittelalterliches Kleid, …

Amor-Auch Herzen können heilenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt