Kapitel 41

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Neues Kapitel :) Viel Spaß!

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Der Graf regte sich.

Moment mal … er regte sich?! Oh shit, shit, shit!

Ich musste hier weg! So schnell ich konnte sprintete ich nach oben, den erwachenden Grafen von Saint-Germain hinter mir lassend.

Meine rote Jacke mit den weißen Punkten war damals relativ teuer gewesen, und ich betete, dass sie halbwegs etwas aushalten konnte. Und wenn nicht? Verklagst du dann den Hersteller? die verspottende Stimme in meinem Kopf war wieder da. Ganz. Toll.

Ich schlug die Tür hinter mir zu, die bedrohlich knarzte. Wahrscheinlich war meine Jacke robuster als sie. Trotzdem drehte ich den Schlüssel dreimal um, bevor ich ihn herauszog und in meine Hosentasche steckte.

Ich atmete tief ein und aus, um mich zu beruhigen, und ließ mich auf den Boden fallen. Mein Herz pochte wie wild. Was, wenn der Graf freikam? Ich hatte keine Chance gegen ihn, jedenfalls ohne Hilfe nicht.

Hilfe … Hoffentlich kam Edward bald … Wenn er überhaupt kommt! Nein, nein, nein! Daran durfte ich gar nicht erst denken! Er würde kommen, da war ich mir sicher! Er musste kommen …
Xenia hat es bestimmt geschafft! Bald wird er da sein, und die anderen auch, und dann bin ich gerettet!

Doch bis dahin musste ich überleben … der Graf würde sicher nicht zögern, mich umzubringen, schließlich dachte er, er wüsste nun, was meine Magie war. Nun konnte er mich ohne schlechtes Gewissen töten, wie schön … (Sarkasmus lässt grüßen).

Plötzlich hörte ich ein Poltern. Jemand kam die Treppe hoch!

Mich durchfuhr es heiß und kalt, und meine Gedanken überschlugen sich. Ich brauchte … ein Versteck! Das war es! Einfach verstecken, bis Hilfe kommt!

Ich rappelte mich auf und rannte los, wohin, war mir egal. Hauptsache weg von der Tür. Die Jacke hatte meinen Feind nicht lange aufhalten können, hoffentlich erwies sich wenigstens die Tür stabiler als gedacht.

Ein Splittern, gefolgt von einem Krachen ertönte. Verdammt!

Ohne mich umzudrehen hechtete ich hinter die nächste Ecke. Ich verkreuzte meinen Finger, schloss die Augen und versuchte, möglichst leise und flach zu atmen.
Bitte, bitte, bitte, ...

„Gwendolyn, wo bist du?“ ertönte eine mir nur zu bekannte Stimme. Ich kniff die Augen noch fester zusammen. Er durfte mich nicht finden! Sonst war es aus!

„Komm schon, ich finde dich sowieso! Ich wette, deine Dämonen können dir diesmal nicht helfen, wenn du dich so versteckst! Haben sie dich etwa im Stich gelassen? Wie schade!“ höhnte er.

Na toll. Jetzt hatte ich meinen letzten Trumpf verloren. Der Graf wusste, dass ich im Moment alleine war. Super! Nicht.

Auf einmal war es, als würde mich etwas unsichtbares abtasten. An meinem Kopf hielt es plötzlich inne, und ich spürte wieder den bohrenden Schmerz. Oh nein!

Ich riss meine Augen auf, verkrampfte mich, als der Schmerz schlimmer wurde, und scharrte mit den Füßen auf dem Erdboden. Es hörte nicht auf!

Ich schrie kurz, konnte es nicht mehr aushalten. Das war ja fast so schlimm wie mit Jane! Bitte nicht, mach, das es aufhört!
Da bist du! dröhnte der Graf in meinem Kopf. Wie du siehst, bringt es nichts, zu verstecken, ich finde dich sowieso!

Die Schmerzen verstärkten sich, wenn möglich, noch. Da er nun eh wusste, wo ich war, schrie ich, ohne mich im Zaun zu halten, los.

Der Graf kam um die Ecke und stand mir nun direkt gegenüber. Allerdings konnte ich nichts genaueres sehen, alles verschwamm im Schleier meiner Kopfschmerzen. Es fühlte sich an, als würde mein Gehirn durch den Fleischwolf getrieben.
Nun … bringen wir es zu Ende! lachte der Graf in meinen Gedanken, und ich fühlte, wie ich nun auch mit dem Oberkörper auf dem Boden landete und dort zuckte.

Ich durfte nicht aufgeben! Aber es war so verlockend … Nein! Edward brauchte mich! Und ich … ich brauchte ihn …

Mit aller Mühe und meinen letzten, kaum vorhandenen Kraftreserven, stemmte ich mich hoch. Der Graf lachte noch mehr und plötzlich schoss mir Blut aus der Nase.

Blut?! Die Schmerzen waren keine Illusion wie bei Jane, er verletze mich wirklich?! Das war gar nicht gut …

Immer mehr Blut kam, ich spürte, dass ich kurz davor war, mich auch noch zu übergeben … mein Kopf dröhnte …
So geht es also zu Ende mit mir, dachte ich, als ich wieder auf dem Boden aufschlu. So sterbe ich. Und ich kann rein gar nichts dagegen tun.

„Gwendolyn!“ War das der Graf? Ich war nicht mehr fähig, Stimmen zu unterscheiden, mein Gehirn war im wahrsten Sinne des Wortes Matsch.

Ich hörte noch einen erstickten Schrei, ein Knacken, als hätte sich jemand etwas gebrochen, dann Stille.

Stille …

„Gwendolyn! Verlass mich jetzt nicht! Es wird alles wieder gut! Hörst du mich? Der Graf ist tot, er ist tot, und ich bin da! Gwendolyn …?“ die flehende Stimme beruhigte mich. Ich verstand zwar die Bedeutung der Worte nicht, aber irgendetwas kam mir an dem Ton, der wie ein Glockenspiel klang, bekannt vor …

„Edward!“ ertönte eine andere, nicht ganz so schöne, aber trotzdem engelsgleiche Stimme. „Sie wird es nicht schaffen! Ich rieche bis hier, dass sie im Kopf starke Blutungen hat! Vermutlich das Gehirn ...“

„Ich lasse nicht zu, dass sie stirbt! Gwendolyn, ich liebe dich! Ich liebe dich! Bitte stirb nicht!“

Aber ich wollte sterben … es war alles so friedlich, so ruhig, allein die Stimme hinderte mich daran, vollends loszulassen …

„Du wirst sie verwandeln müssen ...“

Verwandeln? In was denn? In einen Engel? War das etwa schon der Himmel?

„Nein, Carlisle, sie würde mir nie verzeihen, dass ich sie zu diesem Leben verdammt habe! ICH könnte es mir nie verzeihen ...“

Mein Engel klang unglücklich! Er durfte nicht unglücklich sein!

„Sonst stirbt sie … du musst dich entscheiden, Edward! Mach schnell!“

„Ich … ich … Gwendolyn, es tut mir so leid ...“

Amor-Auch Herzen können heilenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt