Kapitel 11

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Woher wusste Alice, dass ich nichts gesagt hatte? Bei dem Lärm, den sie, Bella und Xemerius eben veranstaltet hatten, hatte sie das unmöglich hören können …

Aber im Moment hatte ich andere Probleme. „Nun?“ fragte jetzt auch Bella neugierig, „Was ist dein Geheimnis?“

„Ich … ich ...“ stammelte ich unbeholfen, nicht wissend, was ich sagen sollte.
Danke, Leslie! Jetzt hab ich den Schlamassel!

Und genau in diesem Moment, wie sollte es auch anders sein (Ich liebe Sarkasmus!) fingen die altbekannten Schwindelgefühle an. Ganz toll.

Warum passierte so etwas IMMER mir? Erst erfuhr ich, dass ich in der Zeit springen konnte, dann brach Gideon mir das Herz, und nun stand ich hier, vor zwei Personen, die mein Geheimnis wissen wollten, das ich ihnen nicht sagen konnte, und war kurz davor, mich in Luft aufzulösen. Super.

Und da riss mich der rote Strudel auch schon fort, und mit einem Knall landete ich auf einem … Esstisch (!?) mitten im Eintopf einer vierköpfigen Familie.

Fassungslos starrten mich die damaligen Bewohner von Bellas Haus an, während ich aufstand und mir den Eintopf von meinen Klamotten wischte.

Dann fing die Frau an zu schreien, verdrehte die Augen, sodass nur noch das Weiße in ihnen zu sehen war, und kippte vom Stuhl, offensichtlich ohnmächtig.

Daraufhin, wie bei einer Kettenreaktion, begannen die beiden Kinder, die bestimmt nicht älter als sechs Jahre waren, zu schreien.

Der Familienvater jedoch behielt als einziger die Fassung und schaffte es, aufzustehen. Dann rannte er wie von der Tarantel gestochen, die Worte „Wenn der Sheriff da ist, wird sich alles klären!“ vor sich hin sagend, aus dem Haus. Ich hörte, wie er den Schlüssel im Schloss umdrehte.

Jetzt saß ich also hier fest. Zusammen mit zwei weinenden Kindern, ihrer bewusstlosen Mutter und wartete darauf, dass der Sheriff kam.

Musste eigentlich immer alles schief gehen? In der Gegenwart warteten Alice und Bella auf mich, denen ich auch noch erklären musste, warum ich mich vor ihren Augen in Luft aufgelöst hatte, und hier würde ich wahrscheinlich gleich festgenommen werden!

Ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen, und von Kopf bis Fuß bespritzt mit Eintopf krabbelte ich unter den Tisch und kauerte mich dort zusammen.

Dort verbrachte ich, schluchzend, bestimmt zehn Minuten, ehe die Tür aufging und zwei triefnasse Gestalten erschienen, einer davon der Mann von vorhin, der andere also wahrscheinlich der Sheriff.

„Ich weiß wirklich nicht, wie sie hier aufgetaucht ist, plötzlich war sie einfach da!“ sagte der Vater aufgeregt, „Da ist sie!“ und damit deutete er auf mich. Dann ging er schleunigst zu seinen Kindern und seiner Frau, die immer noch am Boden lag.

Der Sheriff, ein schnurrbärtiger, kräftig gebauter Mann mit fettigen Haaren kam langsam auf mich zu. „Du bist also die kleine Hexe, von der Waldemar sprach.“ schnarrte er.

Was sollte ich jetzt sagen? Erwartete der eine Antwort?

Doch das Überlegen blieb mir erspart, denn das Achterbahngefühl machte sich wieder in meinem Bauch breit und ohne noch etwas sagen zu können, sprang ich zurück.

Ich kam hart in der Gegenwart auf.

Stöhnend rieb ich mir den Po und wollte aufstehen, aber etwas hielt mich zurück. Erst jetzt realisierte ich, dass ich nicht auf dem Boden, sondern auf etwas, nein jemandem, gelandet war.
Oh, shit!!!

Edward. Cullen.

Hielt mich fest, an sich gepresst, sodass ich keine Chance hatte, zu entkommen.

Langsam hob ich den Kopf und sah mich um. Es war so still, dass man eine Feder hätte Fallen hören können.

Sie standen in einem Halbkreis um mich und Edward herum.

Alice und Bella, Carlisle neben einer braunhaarigen Frau, die ich nicht kannte, ein blonder junger Mann, vielleicht siebzehn, und … mir stockte der Atem.

Eine wunderschöne Blondine, die mir SEHR bekannt vorkam. Aber das konnte nicht sein! Und daneben … noch ein bekanntes Gesicht!

Der Dunkelhaarige, der mich damals, in der Vergangenheit, vor dem Bären gerettet hatte, und die Blonde, die ihn danach schwerverletzt mitgenommen hatte!

Der, der mich gerettet hatte, sah leicht anders aus, aber es war einwandfrei er! Und die Frau sah haargenau so aus! Der Mann beäugte mich ungläubig.

Was war hier los? Und wo kamen die alle her? War das etwa die gesamte Familie Cullen plus Bella?

Jetzt meldete sich Edward zu Wort.

Plötzlich wurde ich mir der Nähe zu ihm bewusst, und mein Körper kribbelte. Stopp, zurückspulen! Mein Körper kribbelte? Warum das denn? Es gab nur einen, nur Gideon! Merkwürdigerweise kamen mir beim Gedanken an IHN keine Tränen.

Ich wurde jäh aus meinen Überlegungen gerissen, als Edward aussprach, was wohl alle Anwesenden dachten: „Diesmal kannst du dich nicht rausreden. Was WAR das?“

Er hatte Recht, diesmal gab es kein Entkommen.

Komischerweise war mir mit einem Mal nicht mulmig zumute, ich war eher genervt. Sollen sie's doch herausfinden! Mir doch egal!

Meine Stimme triefte vor Sarkasmus (Jipiiiieee!), als ich sagte: „Frag doch den Holzfäller aus dem neunzehnten Jahrhundert, der weiß es bestimmt!“

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