Kapitel 43

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Mit dieser Erkenntnis schlug ich die Augen auf.

Und holte erschrocken Luft.

Alles sah so … SCHARF aus, als hätte ich damals in einem Film von schlechter Qualität gelebt, der nun in HD war. Ich konnte einzelne Staubpartikel erkennen, die in der Luft umhergewirbelt wurden, hörte eine Fliege draußen vor dem geschlossenen Fenster summen, hörte, wie sie ihre Flügel bewegte.

Wo war ich eigentlich?

Ich blickte mich um, musterte meine Umgebung und … sah einen Engel.

Es musste ein Engel sein, denn ich erkannte ihn. Es war MEIN Engel, mein Edward. Und in HD sah er noch viel schöner aus, seine Züge wirkten noch weicher.

Er hielt meine Hand. Das war wohl das Warme gewesen. Kam er mir so warm vor, weil ich jetzt so kalt wie er war? Ja, das war die logischste Erklärung.

„Gwendolyn? Alles ist gut, ich bin da. Wie fühlst du dich? Es tut mir so leid, aber ich … ich musste dich verwandeln, sonst wärst du gestorben, und ich …. konnte das nicht zulassen. Ich wollte noch ohne dich leben, ich ...“

Innerhalb von einer Neuntelsekunde stand ich vor ihm, und war kurz überrascht, wie schnell ich war, und hingefallen war ich auch nicht … aber ich wischte diese Gedanken beiseite, im Moment zählte nur Eines: Edward zeigen, dass es ihm nicht leidtun musste. Das ich ihn liebte, wahrscheinlich mehr als je zuvor.

Ich drückte meine Lippen auf seine, er wirkte kurz perplex, erwiderte dann meinen Kuss sofort. Ich presste mich näher an ihn, vergaß alles um mich herum, wollte nur noch Edward spüren … der Kuss wurde immer drängender, es war, als wäre es der erste Kuss von Edward. Es fühlte sich so viel realer, echter, BESSER an. Ich sog Edwards Duft ein, er hatte vor meiner Verwandlung schon gut gerochen, doch jetzt war es, als hätte ich als Mensch einen Dauer-Schnupfen gehabt, der meine Nase verstopft hatte.

Dieser Kuss dauerte länger als anderen, nicht damit vergleichbaren, davor. Das konnte daran liegen, dass wir beide nicht atmen mussten, wie ich feststellte, doch vor allem lag es an meiner puren Liebe, die ich für Edward empfand. Nichts, rein gar nichts, konnte mich jetzt noch von ihm trennen.

Das würde ich nicht zulassen.

Plötzlich ließ er von mir ab, woraufhin ich knurrte.

Ich KNURRTE? Es war ein Reflex gewesen, ganz natürlich. Es war ein animalisches, wildes Knurren, wie von einem Löwen.

„Gwendolyn. Ich liebe dich.“ meinte Edward mit seiner wundervollen Stimme. Sofort war mein Zorn darüber, dass er aufgehört hatte, mich zu küssen, verraucht.

„Ich dich auch.“ erwiderte ich, und diesmal zuckte ich wegen der Veränderung meiner Stimme zusammen. Wider Erwarten hatte ich nicht gekrächzt, schließlich hatte ich keine Ahnung wie lange nicht gesprochen, nein, auch meine Stimme klang wie ein Windspiel in der Brise.

Klar, harmonisch, fast singend.

Das würde ich nochmal testen.

„Wo sind wir? Und wo sind die anderen?“ fragte ich, und genoss meine Stimme (Ja, ich war eitel, aber ihr habt meine Stimme auch nicht gehört!).

Edward lächelte, auch wenn er etwas verwirrt wirkte. „Du bist wieder im Haus in Alaska, und die anderen sind Jagen, jedenfalls Emmet, Rosalie und Bella. Alice und Jasper sind Shoppen, auf Alice Wunsch, und Carlisle und Esme haben unten den Fernseher am Laufen, im Moment hören sie aber wahrscheinlich eher uns zu.“

Ich hatte gar nicht richtig mitgekriegt, was er gesagt hatte, ich war zu sehr von Edwards überirdisch schönem Lächeln abgelenkt gewesen.

Als ich aber plötzlich hörte, wie unter uns, vermutlich im anderem Stockwerk, jemand lächelte, fuhr ich zusammen und war in weniger als einer Sekunde am anderen Ende des Zimmers, am weitesten weg von der Tür.

Amor-Auch Herzen können heilenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt