Doch als Caprice auf den Versammmlungsplatz stürmte und verstand, was da gerade vor sich ging, stockte ihr vor Schock der Atem.
Sie platzte mitten in einen Kreis aus teils verletzten, teils einfach nur geschockten Wölfen. Sie stammten aus beiden Rudeln, standen einträchtig zusammen und kämpften nicht mehr gegeneinander. Erst als Caprice durch den Ring aus Wölfen trat, bekam sie den Grund für die Stille im Wald und auf dem Versammlungsplatz.
In der Mitte des Platzes standen sich erneut Riley und der fremde Alpha gegenüber. Doch nun war die Situation eine andere. Riley hielt den fremden Alpha fest auf den Boden gedrückt und seine Schnauze war nur Zentimeter von der des anderen Alphas entfernt. "Du hast WAS gesagt?", knurrte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. Der andere Alpha keuchte unter dem Gewicht Riley's und er konnte nur noch flüstern: "Ich.. ich habe sie gefragt, warum sie un... unwichtig ist, obwohl sie mit deinem Sohn unterwegs ist... Und dann hat sie.." Riley unterbrach ihn mit leiser, vor Wut brodelnder Stimme und fragte: "Du sagtest, dass er sich verwandelt hatte?" Trotz der geringen Lautstärke hallten seine Worte wie Paukenschläge über die Lichtung, die in betretenem Schweigen versunken war. "Ja.", keuchte der fremde Alpha.
Auf einmal entdeckte Caprice ein dünnes Rinnsal von Blut, das an der Kehle des am Boden liegenden Wolfes herunterrann. Sie wusste nicht, woher sie auf einmal den Mut nahm, doch sie trat vor, reckte kühn ihr Kinn vor und knurrte gut hörbar: "Ja, Riley. Er kann sich verwandeln." Ihr ganzes Auftreten verbreitete eine solche Atmosphäre von Autorität, dass keiner sich traute, auch nur ein lautes Wort zu sagen. Ein erschrockenes Raunen ging über die Lichtung, bevor sie fortfuhr und mit einem Zucken ihres Schwanzes die Worte ihres Alphas abschnitt: "Ich weiß was du jetzt sagen wirst. Vergiss es. NIEMALS wird jemand meinen Sohn töten, weil er einer der mächtigen Wölfe ist. Und nun...", sie machte eine kurze Pause, wandte den schmalen Kopf zu einem Gebüsch am Rand des Platzes und knurrte laut: "...komm heraus, Aven!"
Leise und vorsichtig schob sich der junge Wolf aus dem Gebüsch und wurde unter den Blicken seiner Mutter immer kleiner. Diese drehte sich zurück zu Riley, der seine Sprache wiedergefunden hatte und bewegte sich bei dessen Worten schneller zu ihrem Sohn hinüber, als irgendjemand es für möglich gehalten hätte. Dies ist das, was ihr Alpha sagte: "Worauf wartet ihr? GREIFT AN!" Caprice sprang in einem einzigen Satz zu ihrem Sohn hinüber, packte ihn feste im Genick und rannte mit dem strampelndem Bündel Fell im Maul vor der Meute weg, die sich auf sie stürzen wollte.
Nahezu alle ihre Rudelgefährten hatten sich auf den Ruf ihres Alphas hin auf sie gestürzt. Caprice rannte schneller, als sie jemals in ihrem Leben gerannt war. Ihre Pfoten flogen über den Waldboden und sie wurde eins mit dem Wind.

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Nachtjäger
Werewolf"Du wagst es mir zu drohen?", knurrte der große Wolf bedrohlich. Bis zu dieser Nacht hatte es niemand je gewagt, sich ihm entgegenzustellen. "Ja.", knurrte die schwarze Wölfin als Antwort, spannte ihren Körper an und sprang. Die 22-Jährige Caprice...