Sichtwechsel Caprice
Völlig entsetzt blickte Lucas die junge Werwölfin an. Ihr war ganz genau bewusst, was er wissen wollte und doch konnte sie ihm nicht antworten. Denn sie wusste genau, wie sicher die Alarmsysteme des Festung waren. Bei der kleinsten Bewegung und dem leisesten Geräusch gingen die Sirenen los - zumindest, wenn alle Systeme eigeschaltet waren.
Sanft legte sie eine Hand auf die Schulter ihres Gefährten und drückte ihn sanft auf dem Boden, während sie sich selber hinkauerte. Noch einmal legte sie ihren Zeigefinger auf die Lippen, dann schlich sie in geduckter Haltung am Rande des Gebüschs weiter bis zu einer nahezu unsichtbaren Bodenluke. Vorsichtig entfernte die junge Frau die über der Luke angehäuften Blätter und Äste, dann löste sie den leicht angerosteten Griff und öffnete leise die Luke. Als Caprice bemerkte, dass die Scharniere nicht quietschten, entfuhr ihr ein erleichterter Seufzer.
Lucas machte eine Handbewegung zu der Luke und dann zu ihr, womit er scheinbar fragen wollte, ob sie die Luke benutzen würden. Caprice nickte als Zeichen, dann packte sie den Rand der Luke und schwang sich lautlos in den darunter liegenden Gang. Nach wenigen Sekunden landete auch Lucas neben ihr, sodass sie die Luke wieder schließen konnte. Dies geschah fast genauso bedächtig, wie das Öffnen zuvor. Kaum fiel die Metallplatte zu, herrschte vollkommene Finsternis. Caprice hätte das zwar eigentlich nichts ausgemacht, doch als sie eine panisch nach ihr tastende Hand an ihrer Hüfte spürte, entschloss sie sich dazu, eine der Fackeln anzuzünden.
Eine Sekunde später flammte ein Streichholz in ihren Fingern auf, mit dem sie sogleich eine der an der Wand befindlichen Fackeln anzündete. Augenblicklich wurde der Gang in ein warmes Licht getaucht. Die nur grob behauenen Steinwände und der recht unebene Boden ließen den Eindruck entstehen, dass der Tunnel in großer Hast gebaut worden war, ohne besonderen Wert auf Sorgfalt zu legen.
Zeitsprung
Caprice schien es schon eine halbe Ewigkeit her zu sein, dass sie und Lucas den Tunnel betreten hatten und doch wusste sie, dass kaum eine Viertelstunde vergangen sein konnte. ALs sie einer weiteren der unzähligen Biegungen des Tunnels folgte, begann der Boden unter ihren Füßen auf einmal, steil anzusteigen. Dies war der Punkt, wo sie die Fackel auf dem boden ausdrückte und anschließend wieder in eine Halterung an der Wand hängte. Neben ihr ließ sich die vor Panik erstickte Stimme von Lucas vernehmen: "Caprice, wo bist du? Ich kann nichts sehen!" Caprice streckte ihren Arm in Lucas Richtung aus und flüsterte ihm leise zu: "Nimm meine Hand. Na los, mach schon!" Kaum spürte sie die warme Hand von Lucas in ihrer eigenen, begwegte sie sich mit der anderen Hand an der Wand weiter in Richtung Tunnelende, während sie ihrem Begleiter zuzischte: "Und jetzt sei still, wir sind gleich drinnen!"
Schon kurze Zeit später tauchte vor ihnen ein schwacher lichtschimmer auf, der stetig heller wurde. Sie waren an ihrem Ziel angekommen, doch was würde sie hier erwarten? Kamen sie noch rechtzeitig, um Caprice' Sohn zu retten?

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Nachtjäger
Manusia Serigala"Du wagst es mir zu drohen?", knurrte der große Wolf bedrohlich. Bis zu dieser Nacht hatte es niemand je gewagt, sich ihm entgegenzustellen. "Ja.", knurrte die schwarze Wölfin als Antwort, spannte ihren Körper an und sprang. Die 22-Jährige Caprice...