Caprice atmete noch einmal tief durch, dann trat sie an das Rednerpult und begrüßte die Menge vor ihr: "Guten Abend und Herzlich Willkommen! Zuerst einmal freue ich mich natürlich sehr darüber, dass ihr alle auf meine Einladung hin hierhergekommen seid, teilweise viele Kilometer weit und das nur für diese kleine Feier! Ich habe euch heute alle eingeladen, weil wir genau heute vor einem Jahr den Friedensvertrag geschlossen haben. Nach all den Kämpfen, all den geliebten Menschen, die wir verloren haben, nach allem was wir durch gemacht haben, haben wir jetzt schon seit einem ganzen Jahr keine Kämpfe mehr gehabt, keine Kriege und keine Gebietsstreits. Und das macht mich stolz.
Ihr alle habt dazu beigetragen, dass dies möglich wurde und ich kann euch allen, die ihr mir geholfen habt, diesen Traum wahr werden zu lassen, nur von Herzen danken! Nun möchte ich euch aber nicht länger aufhalten, das Buffet ist eröffnet!"
Als die junge Alphawölfin zurücktrat, atmete sie erst einmal erleichtert aus. Zwar war sie Ansprachen an ihr eigenes Rudel gewöhnt, doch die über 1000 Werwölfe, acht Rudel, die nun vor ihr standen, waren doch eine andere Sache. Sie war nach dem fürchterlichen Krieg mit den Scáth-Wölfen im letzten Jahr zu den angrenzenden Rudeln gereist und hatte mit ihren Alphas gesprochen. Ihr Ziel war es gewesen, sie zu einem Friedensvertrag zu überreden, da sie nie wieder etwas derartiges erleben wollte. Es mochte zwar ein wenig egoistisch von ihr sein, doch sie hatte ihr Ziel erreicht: seit knapp einem Jahr hatte es keine Kämpfe mehr gegeben und es war niemand mehr mutwillig verletzt oder sogar getötet worden, was ihnen allen die Chance zu einem ruhigen und friedlichen Leben gab. Alle acht Rudel, die in den Vertrag eingewilligt hatten, hatten sich gegenseitige Unterstützung versprochen und pflegten mittlerweile ein relativ enges Verhältnis.
"Prinzessin?", fragte Lucas auf einmal und riss Caprice damit aus ihren Gedanken. "Mh, was ist denn?", fragte diese noch immer völlig abwesend. Ihr seine Hand darbietend, fragte Lucas "Möchtest du tanzen?" Strahlend lächelnd nickte Caprice und ließ sich von ihrem Gefährten auf die Tanzfläche führen. Sie hattem im Frühling geheiratet, fünf Monate, nachdem ihre gemeinsame Tochter Sianna das Licht der Welt erblickt hatte. Aven liebte seine kleine Schwester über alles und die vier waren nun eine richtige Familie.
Während er sie über die Tanzfläche führte, flüsterte Lucas seiner Frau zu: "Habe ich dir schon gesagt, dass du heute umwerfend aussiehst, Prinzessin?" Leise kicherte die Angesprochene und antwortete: "Ich glaube erst so etwa... acht mal?" Doch trotz ihrer scherzhaften Worte war Caprice geschmeichelt, hatte sie doch ihr Kleid für heute Abend doch nach Lucas' Wünschen gekauft. Da die "kleine Feier", wie sie es in ihrer Begrüßungsrede so schön ausgedrückt hatte, eigentlich ein riesiger Ball war, hatte sich die Alphawölfin natürlich angemessen gekleidet. Sie trug ein bodenlanges Abendkleid, welches in einem dunklen Blauton gehalten war. An den Trägern war es mit kleinen Strasssteinchen geschmückt und um Caprice' Taille schlängelte sich ein dazu passender, schmaler Gürtel aus Strasssteinen. Ihre Haare hatte die junge Frau kunstvoll hochgesteckt.
Nachdem die beiden einige Lieder hindurch getanzt hatten, bat Caprice erschöpft um eine kleine Pause. Kaum hatte sie sich jedoch in Richtung ihres Tisches bewegt, stürmte ihr schon ihr mittlerweile fast achtjähriger Sohn Aven entgegen. Kurz hinter ihm folgte Cecilia mit der schlafenden Sianna auf dem Arm. "Mama, Papa! Da seid ihr ja endlich! Kommt mit!" Überrascht blickten sich Caprice und Lucas an, dann folgten sie ihrem Sohn, der aufgeregt vorauslief.
Aven lief schnell durch die Festhalle, bis er schließlich an den Ausgang kam und die schwere Tür aufdrückte. Seine Eltern kamen kaum so schnell hinterher, wie er zum nahen See vorauslief. Als Caprice und Lucas dann endlich am Ufer standen, sahen sie, was ihr Sohn mit Cecilia zusammen vorbereitet hatte. Überall standen schwach flackernde Kerzen und auf dem Boden lagen gemütich wirkende Decken und Kissen herum. "Aber wie? Ich meine.. hast du das etwa für uns gemacht?", fragte Caprice ihren Sohn beeindruckt. Der antwortete ganz stolz: "Ja. Nur für dich und Papa!" "Na komm her!", erwiderte Caprice liebevoll und nahm Aven fest in den Arm, während sie ihm dankte: "Das hast du wunderschön gemacht, mein Großer! Vielen Dank!"
Als die beiden sich wieder voneinander lösten, räusperte Cecilia, die langsam nachgekommen war, sich, legte Caprice ihre Tochter in die Arme und entschuldigte sich dann: "Ich muss dann auch mal wieder zur Feier... Ich wünsch euch vier noch einen schönen Abend." Und so schnell wie sie gekommen war, verschwand sie auch wieder.
Das war der Moment, in dem Lucas einen Arm um seine Frau und seinen Sohn legte und mit sanfter Stimme sagte: "Ich bin so froh, dass ich euch drei habe. Ich liebe euch alle drei!" "Ich liebe dich auch, mein Schatz!", erwiderte Caprice und kuschelte sich mit Sianna im Arm in die wärmenden Arme ihres Ehemannes.

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Nachtjäger
Hombres Lobo"Du wagst es mir zu drohen?", knurrte der große Wolf bedrohlich. Bis zu dieser Nacht hatte es niemand je gewagt, sich ihm entgegenzustellen. "Ja.", knurrte die schwarze Wölfin als Antwort, spannte ihren Körper an und sprang. Die 22-Jährige Caprice...