Kapitel 37

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Zuerst schien alles gut zu gehen. Caprice schlich sich mit ihrer Kampftruppe von hinten an - so wie geplant - und das Scáth-Rudel schien nichts zu bemerken. Als sie noch ein wenig näher an die fremden Wölfe herangeschlichen waren, richtete Caprice sich auf, ließ die Worte "Für das Gyala-Rudel! Für uns!" laut durch den Wald schallen und griff den ihr am nächsten laufenden fremden Wolf an.

Auf ihren Ruf hin wirbelte das fremde Rudel herum, um ihre Verfolger anzugreifen und sich zu verteidigen, doch sie hatten nicht mit der von Jace geführten Gruppe gerechnet, die sie nun von hinten angriffen. Schnell verknäulten sich die beiden Rudel zu vielen größeren und kleineren Fellbällen, die aus zwei oder drei Wölfen bestanden. Das Gyala-Rudel war eindeutig in der Überzahl, doch die Scáths kämpften gut und waren vor allem deutlich schneller als die schweren Wölfe des Gyala-Rudels, die aufgrund ihres Lebensraumes hoch im Norden zäher und schwerer als die meisten anderen Wölfe waren.

Durch diese Umstände waren sich die Rudel fast ebenbürtig, auch wenn es zunehmend so wirkte, als würden die Gyalas gewinnen.

Caprice kämpfte hart und wohin sie sich auch wendete, bekam einer der Fremden ihre Zähne zu spüren - und dass, obwohl sie gegen vier oder fünf Wölfe gleichzeitig kämpfen musste. Denn nachdem diese herausgefunden hatten, dass sie der Alpha war, hatten sie sich schnell auf sie gestürzt, darauf hoffend, dass sie die mystische Nachtjägerin gemeinsam überwältigen könnten und damit ihrem Rudel den Sieg einbringen könnten. Als einer der Wölfe ihr zuknurrte, dass sie früher oder später doch gegen sie alle verlieren würde, knurrte Caprice nur zurück: "Das wünschst du dir wohl, aber wünschen bringt nichts, wenn man nichts kämpfen kann!" Ohne zu zögern verpasste sie ihm eine lange Schramme an seiner Flanke, indem sie ihm einmal die Zähne quer über die Seite zog.

Plötzlich sprang ein graues Fellknäul ihr zu Hilfe und Caprice erkannte nach einigen Sekunden ihren Gefährten Lucas. Bevor sie sich von ihren Gedanken an ihn und ihr kleines Geheimnis zu sehr ablenken ließ, schüttelte sie energisch den Kopf und wehrte sich weiter gegen die fremden Wölfe. Gegen die beiden Gefährten hatten ihre Angreifer allerdings kaum mehr eine Chance, weswegen sie sich schnell zurückzogen und sich an anderer Stelle in den Kampf einmischten.

"Danke.", keuchte Caprice, als sie für eine Sekunde mit ihrem Gefährten auf dem Kampfplatz stand und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. "Für dich tue ich alles, Prinzessin!", erklärte Lucas mit einer Inbrunst, die ihr den Atem raubte, bevor er kurz seine Schnauze an die ihre schmiegte. Einen Moment erlaubte sich Caprice, sich an seine starke Schulter zu lehnen, dann warf sie ihm einen letzten Blick zu, während sie sich wieder ins Getümmel stürzte, um einige andere Wölfen ihre Zähne und Pfoten spüren zu lassen.

Gerade als sie sich einen weiteren Wolf packen wollte, heulte der Alpha der Scáths laut: "Rückzug! Hauen wir ab!" Seinem Ruf folgten sogleich alle seiner Rudelsgenossen, sodass sich die Lichtung, auf der der Kampf statt gefunden hatte, schnell leerte.

"Wir haben gewonnen!", rief Caprice laut, als sie plötzlich bemerkte, dass Cecilia in ihrer Wolfsgestalt auf dem Boden kauerte und ihren Kopf unter ihren Vorderpfoten begraben hatte. Schnell eilte die Alphawölfin zu ihrer Meisterin und fragte sie besorgt: "Ist alles in Ordnung mit dir? Cecilia, Meisterin?" Cecilia hob ihren Blick, sah Caprice für einen Wimpernschlag genau in die Augen und knurrte dann mit kratzigen Stimme: "Sie haben geblufft. Sie werden wiederkehren, seid bereit!"

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