Jetzt hat schon wieder ein neues Jahr angefangen... Findet ihr nicht auch, dass 2016 unglaublich schnell vorbeigegangen ist? Auf jeden Fall wünsche ich euch ein frohes neues Jahr!
Alles Liebe,
eure Sunfall2002
Sichtwechsel Caprice
Sie hatte kein Ziel und wusste nicht, wohin sie lief. Das einzige, was sie wusste, war, dass sie ihren Sohn um jeden Preis finden musste, bevor die fremden Wölfe ihm irgendetwas antaten.
Er war ihr ein und alles und nichts und niemand würde sie noch aufhalten können, wenn sie endlich seinen Entführern gegenüber stehen würde. Der rational denkende Teil ihres Gehirns hatte sich schon verabschiedet, als sie hörte, dass ihr Sohn entführt wurde und das machte sich nun langsam in ihrem knurrenden Magen und ihrem vor Kälte und Erschöpfung zitternde Körper bemerkbar. Sie war nach ihrer nun schon einige Stunden langen Wanderung quer durch den Wald am Ende ihrer Kräfte und schleppte sich nur noch träge in Richtung ihres einzigen richtigen Rückzugsortes.
Dort war der einzige Platz im ganzen Wald, an dem sie niemand aus ihrem Rudel finden würde und das war es, wonach sich die sonst so starke Alphawölfin jetzt sehnte: Ruhe und Einsamkeit, zumindest für ein paar Stunden. Doch selbst heute, wo doch sowieso schon alles wie verhext schien, sollte ihr ihr Wunsch verwehrt bleiben...
Als sie wie üblich aus Sicherheitsgründen den Eingang zu ihrer Höhle sorgsam nach den Geruchsspuren anderer Werwölfe abschnüffelte, fiel ihr sofort ein ihr unbekannter und noch recht frischer Geruch auf. Er gehörte ohne Zweifel einem männlichen Werwolf und augenscheinlich war der betreffende Werwolf auch alleine. Vermutlich, so überlegte Caprice erschöpft, handelte es sich um den einzelnen Wolf aus dem Süden, der in ihr Territorium eingebrochen war. Einen moment lang erwog sie, sich einen anderen Schlafplatz zu suchen, dann verwarf sie aber die Idee wieder und trottete, alle Vorsicht in den Wind werfend, einfach direkt in ihre Höhle hinein. Sie verwandelte sich zurück in ihre Menschengestalt, um an ihr Deckenlager heranzukommen und so brauchten ihre Augen einen Moment, um sich an die Dunkelheit in der Höhle zu gewöhnen. Kaum wichen die dunkeln Schatten erkennbaren Umrissen, bemerkte die junge Frau auch das plüschige etwas, dass sich in einer Ecke zusammengerollt hatte.
Aus Gewohnheit scannte sie mit ihren Blicken sein Fell nach Abzeichen ab. Er hatte keine, was für sie bedeutete, dass sie es weder mit einem Alpha noch mit einem Beta zu tun hatte. Als sie das graue Fellbündel dort so liegen sah, tat es ihr fast schon leid, ihn aufwecken zu müssen, aber sie war sich auch darüber bewusst, dass es nur allzu dämlich wäre, direkt neben einem fremden Wolf einzuschlafen. Desto länger sie hier in ihrer Höhle stand und ihn betrachtete, desto ruhiger wurde sie und desto mehr klärte sich ihr Geist. Es war ein unglaublich befreidendes Gefühl, für einen Moment alle ihre Probleme - abgesehen von dem, dass ihr Sohn entführt worden war - einfach zu vergessen und sich mal ein wenig zu entspannen.
Natürlich hatte sie alles noch im Kopf, aber für den Moment war alles ganz weit weg und schien fast so, als wäre es nicht real...Caprice kniete sich leise neben den schlafenden Wolf hin und strich dann sanft mit einer Hand über sein weiches Fell. Wie sie vermutet hatte, war es viel zu dünn, um ihm irgendeinen Schutz vor der Kälte zu bieten. Der graue Wolf knurrte leise im Schlaf, dann begann er sich langsam zu regen und schlug schließlich seine Augen auf. Als er merkte, dass direkt vor ihm jemand kniete, sprang er sofort auf die Pfoten und blickte sie aus dunklen Augen skeptisch in eine Ecke gekauert an. Sanft sagte die junge Frau: "Ganz ruhig, ich tue dir nichts. Ich bin Nachtjägerin, die Alphawölfin des Gyala-Rudels." Der ihr gegenüber kauernde Wolf blickte sie noch einen ewig scheinenden Moment länger skeptisch an, dann entspannte er sich sichtlich und verwandelte sich nach einigen Sekunden in seine menschliche Gestalt.
Wie Caprice mit einem einzigen Blick feststellte, war er zwar warm angezogen, aber bei weitem nicht warm genug für die Kälte hier oben im Norden. "Du wirst dir noch den Tod holen, wenn du so draußen rumrennst.", knurrte sie, während sie ihn kurz musterte. Dann wandte sie sich um, trat einige Schritte weiter in die Höhle hinein und machte sich an der Wand zu schaffen. Mit geschickten Fingern griff sie in eine Spalte in den Felsen und zog zwei warme Decken sowie eine Fackel heraus. "Hier, fang!", rief sie dem fremden Werwolf zu, während sie ihm die Decken entgegen schmiss; nahezu zeitglich zündete sie mit einem kleinen Streichholz die Fackel an. Innerhalb einer Sekunde wurde es in der Höhle nahezu taghell, sodass man nun erkennen konnte, dass die Rückwand aufwendig bearbeitet worden war und fast so etwas wie ein Lagerplatz existierte. Mit einigen in einer der hinteren Ecken gestapelten Ästen entzündete Caprice ein kleines Feuer, um den fremden Wolf und sich selber zu wärmen. Eingekuschelt in ihre Decke ließ sie sich an der Felswand zu Boden sinken und bedeutete dem Fremden, das Gleiche zu tun. "Dann erzähl doch mal: warum bist du hier und wie hast du diese Höhle gefunden?"
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Nachtjäger
Werewolf"Du wagst es mir zu drohen?", knurrte der große Wolf bedrohlich. Bis zu dieser Nacht hatte es niemand je gewagt, sich ihm entgegenzustellen. "Ja.", knurrte die schwarze Wölfin als Antwort, spannte ihren Körper an und sprang. Die 22-Jährige Caprice...