Kapitel 35

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"Mama, was ist hier los? Und wer ist der Mann da?", fragte Aven neugierig. "Ich habe dir doch schon mal etwas von unseren Seelengefährten, unseren Soulmates, erzählt, oder? Nun, jeder Werwolf hat einen Seelengefährten irgendwo auf der Welt. Und naja... Lucas ist mein Seelengefährte und wird deshalb ab sofort bei uns wohnen...", erklärte Caprice nervös.

Gerade als sie ihre doch sehr kurze Erklärung beendete, kam Lucas in die Küche und legte von hinten seine Arme um sie. Doch schneller als die beiden gucken konnten, war Aven aufgesprungen und klammerte sich an Caprice, während er Lucas böse anstarrte. "Das ist meine Mama, du kannst sie nicht haben!", empörte er sich. "Aber Großer, ich will dir deine Mama doch gar nicht wegnehmen! Aber sie ist nunmal meine Gefährtin und ich möchte sie auch so behandeln dürfen.", versuchte Lucas zu erklären. Trotzig verschränkte der kleine Junge die Arme vor der Brust und antwortete dem erwachsenen Werwolf: "Du kannst sie trotzdem nicht haben, sie ist meine Mama! Also lass sie jetzt los!" Langsam zog Lucas seine Hände zurück, was Aven zufrieden grinsend beobachtete.

"Aber Maus, es ist doch alles gut... Lucas will mich dir nicht wegnehmen, du wirst immer mein kleiner Schatz bleiben, das verspreche ich dir! Aber du bist doch schon ein großer Junge, oder?" Aven nickte zögerlich, bevor Caprice, die sich auf den Boden vor ihren Sohn gekniet hatte, fortfuhr: "Du könntest Lucas doch erlauben, ab und zu auch mal etwas mit mir zu machen, oder? Du bist doch mein Großer und kannst schon ganz viel alleine ohne meine Hilfe, aber der Lucas der ist manchmal etwas schusselig und deshalb muss ich ihm schon mal helfen, weißt du?" "Du findest wirklich, dass ich schon ganz viele Sachen alleine machen kann?", fragte Aven seine Mutter mit glänzenden Augen. Caprice nickte lächelnd und bestätigte: "Aber natürlich, du bist doch mein großer Junge!" "Dann... na gut, aber du bist immer noch meine Mama!", stimmte der kleine Junge schließlich zu. Er drehte sich zu Lucas um und sagte dann ganz stolz auf seine erwachsene Entscheidung: "Du darfst ab und zu mal was mit der Mama machen, aber sie ist trotzdem meine Mama, okay?" Lucas stimmte ihm zu, während er so tat, als ob er es unheimlich wichtig fände, dass Aven ihm das erlaubte und sagte: "Danke, das ist wirklich sehr nett von dir. Und versprochen, ich nehme dir deine Mama niemals weg!"

Aven nickte beruhigt und fragte dann: "Können wir jetzt zusammen spielen gehen?" "Ich muss noch eine Ansprache an unser Rudel halten, mein Großer, aber du kannst gerne mitkommen und danach gehen wir spielen, versprochen.", versprach Caprice ihrem Sohn. Der fing auch sofort an begeistert auf und ab zu hüpfen, bevor er ihre Hand nahm und mit ihr auf den Versammlungsplatz lief.

Nachdem sich alle auf dem Versammlungsplatz eingefunden hatten, schritt Caprice nach vorne, eine Hand mit der von Lucas verschränkt. Bevor sie ihre Ansprache begann, atmete sie noch einmal tief durch, dann wandte sie sich flüsternd an Jace, der in ihrer Nähe stand: "Unterstützt du mich oder stellst du dich gegen uns?" Zuerst schien es, als wollte er wieder debattieren, dann aber neigte er seinen Kopf und murmelte: "Ich stehe hinter dir, Caprice." "Danke.", antwortete Caprice erleichtert, dann erhob sie ihre Stimme und rief laut: "Ruhe bitte!"

Das Stimmengemurmel verstummte langsam und Caprice fing an zu erklären: "Ihr habt euch sicherlich alle schon gefragt, wer dieser Wolf an meiner Seite ist. Nun, die Wahrheit ist, dass Lucas mein Seelengefährte ist und somit wohl ab sofort bei mir wohnen wird. Zudem wird er mit mir das Rudel leiten. Wenn ihr damit ein Problem habt, dann würde ich euch bitten, es jetzt zu sagen."

Leises Gemrumel erhob sich, welches dann nach und nach immer weiter anschwoll. Plötzlich rief einer aus der Menge kampflustig: "Wir kennen ihn doch gar nicht! Er kann uns nicht anführen, wir gehorchen doch keinem Fremden!" Daraufhin schlossen sich dann nach und nach immer mehr Werwölfe dem Ruhestörer an, bis irgendwann Jace dazwischen schritt und wie schon Caprice zuvor um Ruhe bat. Trotz der Tatsache, dass er sich Lucas betreffend noch immer nicht ganz sicher war, wusste er, dass nun der Moment gekommen war, in dem er Caprcie als seine Anführerin unterstützen musste. "Ich möchte euch nur sagen, dass zumindest ich Lucas vertraue! Und seid euch bitte darüber bewusst, dass wenn ihr Lucas ablehnt, Caprice ebenfalls gehen wird!", wandte er sich an das Rudel, während er versuchte seine Stimme überzeugend und zugegebenermaßen auch ein wenig bedrohlich klingen zu lassen.

Nur wenige Sekunden später eilte Nathan zu Caprice und Jace nach vorne und verkündete: "Ich stehe ebenfalls hinter Caprice und Lucas! Wenn sie gehen müssen, dann gehe ich mit ihnen! Sie hat uns ein Rudel und unser Leben gegeben, als unser Alpha starb. Wollt ihr es Caprice so danken?!" Seine Worte und seine Entschlossenheit, in jedem Fall bei Caprice zu bleiben, überraschten nicht nur die Alphawölfin sondern auch viele Mitglieder des Rudels. Langsam aber sicher löste sich die die angespannte Stimmung und immer mehr Wölfe stellten sich auf die Seite von ihrem neuen Alphapaar, bis schließlich nur noch der eine Wolf, der zuvor schon Unruhe gestiftet hatte, versuchte Lucas los zu werden. Allerdings ging seine Meinung in den Rufen der anderen Wölfe völlig unter, sodass er letztendlich keine andere Wahl hatte, als seine Alphawölfin zu unterstützen, so wie es auch alle anderen taten.

"Danke.", sagte Caprice schlicht, bevor sie mit ihrer kleinen Familie schließlich den Versammlungsplatz verließ.


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