Geduckt huschten die beiden Wölfe seitlich am Versammlungsplatz vorbei in Richtung Wald. Caprice glaubte schon fast, sie wären in Sicherheit, als plötzlich hinter ihrem Rücken ein bösartiges Knurren ertönte. "Lauf tiefer in den Wald und versteck dich!", flüsterte sie ihrem Sohn leise zu, ehe sie sich umwandte. Vor ihr stand ein riesiger, wütend blickender grauer Wolf. Er hatte die Zähne gefletscht und sein Nackenfell war angriffslustig gesträubt, zudem zog sich eine böse Wunde über seine Flanke.
Geschockt erkannte Caprice schließlich den Alpha des gegnerischen Rudels. "Was willst du von mir?", fragte sie misstrauisch. Ihr ganzer Körper kribbelte vor Unbehagen, als der andere sie abschätzend musterte. "Na, was wohl? Du gehörst zum gegnerischen Rudel.", knurrte der andere Wolf Caprice an. Diese senkte zwar zustimmend den Kopf, antwortete dann allerdings mit ruhiger Stimme: "Das stimmt, aber ich bin keiner der wichtigen Wölfe. Mit mir kannst du nicht verhandeln. Da musst du Riley, unseren Alpha, suchen." Überrascht blickte der fremde Alpha sie an. Seine Ohren stellten sich wieder auf, allerdings bemerkte sie an seinem gesträubten Fell, dass die Gefahr noch nicht vorüber war. "Du bist einer der untergebenen Wölfe? Obwohl du mit dem Sohn des Alphas unterwegs bist?", fragte er neugierig.
Caprice' Gesichtszüge entgleisten - zumindest fühlte es sich so an, schließlich konnten die Gesichtszüge eines Wolfes nicht "entgleisen" -, als sie das hörte. "Woher weißt du...?", brachte sie gerade noch so heraus, bevor die Wut sie packte und sie ihn anknurrte: "Er ist mein Sohn, merk dir das! Der Alpha hat nichts mit ihm zu tun und ich werde den Kleinen um jeden Preis beschützen, wenn nötig mit meinem Leben!" Der fremde Alpha zuckte zu ihrer Verwirrung zurück und murmelte erschrocken: "Ist sie etwa... Nein!"
Was meint der denn jetzt schon wieder? Sie würde diese Alphas wohl niemals verstehen! Plötzlich machte der große Wolf aprupt kehrt und raste zurück in Richtung des Versammlungsplatzes. Empört brüllte Caprice ihm nach "Hey! Was soll das denn?", bevor sie die Verfolgung aufnahm. Als sie so daherrannte, spürte sie die raschelnden Blätter unter ihren Pfoten und den Wind, der ihr um die Ohren pfiff. Ihr keuchender Atem kam ihr unnatürlich laut vor in der Stille, die um sie herum herrschte und auf einmal fragte sie sich, warum es überhaupt so still war.
War sie wirklich so tief in den Wald hineingelaufen, dass alle Kampfgeräusche verstummt waren? Doch als Caprice auf den Versammmlungsplatz stürmte und verstand, was da gerade vor sich ging, stockte ihr vor Schock der Atem.

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Nachtjäger
Loup-garou"Du wagst es mir zu drohen?", knurrte der große Wolf bedrohlich. Bis zu dieser Nacht hatte es niemand je gewagt, sich ihm entgegenzustellen. "Ja.", knurrte die schwarze Wölfin als Antwort, spannte ihren Körper an und sprang. Die 22-Jährige Caprice...