Kapitel 11

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"Neeein!" Auf einmal spürte Caprice, wie der schwere Körper von Riley von ihr herunter geschlagen wurde. Als sie sich mühevoll aufrappelte, sah sie den fremden Alpha mit ihrem eigenen Alpha auf dem Boden verknäult. Staub wirbelte auf, als sie gegenseitig nacheinander schlugen. Dann auf einmal war da nur noch Blut. Den tiefen Kratzer in der Kehle des fremden Alphas bemerkte sie erst einen Herzschlag später.

Rasend vor Wut, dass Riley bereit war, einen Unschuldigen zu töten, stürzte sie sich erneut auf den großen Wolf, dieses Mal in der Absicht, ihn nicht nur zu unterwerfen, sondern in der Absicht, den fremden Alpha zu rächen. Denn sie spürte ein tiefes Band der Zugehörigkeit zu ihm.

Bei diesem zweiten Kampf wuchs die junge Wölfin über sich heraus, schlug schneller und fester zu, als jeder normale Werwolf es konnte. Ihr ganzer Frust der letzten Jahre, ihre ganze zurückgehaltene Wut und alle negativen Gefühle, die sie jemals wegen ihm gehabt hatte, brachen aus ihr heraus, als sie gegen Riley kämpfte. Sie steigerte sich in einen Kampfrausch hinein, in dem nichts und niemand sie mehr aufhalten konnte. Wie durch Watte hörte sie die stimmen der anderen, die auf sie einredeten, doch sie ignorierte sie. Niemand würde sie von ihrer Rache abhalten.

Wie der Teufel höchst selbst kämpfte sie und zum allerersten Mal verspürte sie das ganze Ausmaß der Macht, die sie durch ihre besonderen Fähigkeiten besaß. Mit jedem einzelnen Schlag traf sie Rileys Fell und zerfetzte es und mit jedem Schnappen erwischte sie eine seiner empfindlichen Stellen.

Dann auf einmal war es vorbei. Der Alpha lag um Gnade winselnd unter ihr und duckte sich bis ganz auf den Boden. Für einen kurzen Moment verspürte sie noch immer das Bedürfnis, ihn zu töten, doch dann klärten sich ihre Gedanken wieder und sie leiß den schwer verletzten Alpha einfach liegen, während sie zu dem fremden Alpha sprang, um zu sehen, ob sie ihm noch helfen konnte.

Dieser atmete zwar noch, doch es war klar, dass für ihn jede Hilfe zu spät kam. Caprice beugte sich zu ihm herunter, um ihm Lebewohl zu sagen, da hörte sie die gehauchten Worte des Fremden: "Caprice, meine Tochter..." Sie antwortete fast genauso leise: "Shhhh, ich weiß, Papa. Alles wird gut. Ich liebe dich." Die vor Schmerz dunklen Augen ihres Vaters blitzten noch einmal für einen Moment glücklich auf, dann hauchte er noch "Ich liebe dich, meine Kleine.", bevor er zum letzten Mal seine Augen schloss. Eine Träne löste sich aus dem Augenwinkel der schwarzen Wölfin, als sie flüsterte: "Ich wünschte, wir hätten uns früher wieder gefunden..." Tieftraurig vergrub sie ihre Schnauze in dem langsam kühler werdendem Fell des Toten.

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