Kapitel 42

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Flammenpfote trat vorsichtig an die Kante. Sie erschrak. Unter ihr, nahe am Boden der Schlucht lag der Körper von Astschweif. Sein Kopf war verdreht und seine Beine waren seltsam verkrümmt. Ihr Herz zog sich bei dem Anblick seines Leblosen Körpers zusammen. Astschweif war zu jung gewesen um zu sterben. Ihr tat es so leid, dass sie seine Liebe nicht hatte erwidern können, doch ihr Herz schlug schon für einen anderen Kater...
Genau dieser kam nun neben ihr abrupt zum stehen. Er bohrte seine Krallen in den Boden und lehnte sich vorsichtig mache vorne. Sein Blick verdunkelte sich. Flammenpfote stand noch immer wie erstarrt am Rand der Schlucht. Wie hatte das passieren können. Astschweif kannte sich doch gut genug aus. Er hatte so voller Trauer sein müssen, sie mit einem anderen Kater sehen zu müssen und dann auch noch einer aus einem anderen Clan. Silberkralle stupste sie vorsichtig mit der Schnauze an und nickte mit dem Kopf zur Schlucht. "Können wir irgendwie hinunterkommen und ihn holen?", fragte er sanft. Sie nickte und führte ihn den steilen Weg in die Schlucht hinab.
Sie fanden seinen Leichnam auf einem hohen Stein. Bei seinem Anblick aus der Nähe musste Flammenpfote stark schlucken. Vorsichtig zerrten sie ihn von dem Stein herunter und Flammenpfote nahm ihn auf den Rücken. Silberkralle hatte ihr diese Last abnehmen wollen, doch das musste sie jetzt alleine durchstehen. Es war ihre Schuld, dass er gestorben war, ihretwegen war er in die Schlucht gestürzt. Silberkralle trottete langsam neben ihr her, um mit ihr mithalten zu können, da sie sich nur langsam voran bewegte. Bis sie das Lager erreicht hatten, redeten sie kein Wort. Rabenfall, die am Eingang saß und Wache hielt, drehte sich bei ihrem Anblick um und folgte ihnen mit großen Augen ins Lager.
Flammenpfote schleppte Astschweif unter den Anführerbaum auf die Mitte der Lichtung. Ihr Beine zitterten. Silberkralle stand mit etwas Abstand neben ihr. Der Clan hatte sich um den Leichnam ihres Clangefährten gescharrt und Flammenpfote hörte das gedämpfte Jaulen einer Katze. Sie roch Mondkristall, der sie an sie gedrückt hatte und die vorsichtig wegschob. Silberkralle hatte er anscheinend mit sich gezerrt. Hart schlug er Flammenpfote mit der Pfote auf die Schulter und holte sie so aus ihrer Trance in die Wirklichkeit zurück. Sie schüttelte den Kopf um klare Gedanken fassen zu können und sah in Mondkristalls strahlende Augen. "Was hat der FinsterClan Krieger hier verloren? Hat er etwas mit Astschweif Tod zutun?", knurrte er. "Er will sich uns anschließen! Du weißt, dass Finsterkralle seinen. Clan übernommen hat und ihn konnte er nicht befallen! Er hatte seinem Vater Schattenstern mit einer schrecklich Krankheit befallen, damit Silberkralle ihm gehorcht. Jetzt ist er gegangen um sich uns anzuschließen! Wie können ihm vertrauen Mondkristall! Wirklich!" Misstrauisch betrachtete er den Kater und sagte dann:"Himmelstern muss entscheiden." Dann trottete er davon. Flammenpfote sah erneut zu der Katzenmenge die um Astschweif saß und um den Kater trauerte. Rehherz, Weidenfell und Taupelz hatten sich an den Leichnam geschmiegt und ihre Köpfe in seinem Fell vergraben. Flammenpfote bemerkte, dass nicht der gesamte Clan anwesend war. Sie blickte sich um. Ihre Augen blieben auf dem Ältestenbau hängen. Es raschelte und Efeuranke und Moosschatten schleppten einen Körper aus dem Bau. Flammenpfote erkannte Lichterfells weißen Pelz. Sie war schon länger nun durch Krankheiten geplagt worden und ihr stumpfes, ungepflegtes Fell hatte fast jeglichen Glanz verloren. Beerenfell war hinter Silbersee aus dem Bau getreten und starrte mit glasigem Blick nach vorne. Nachdem Efeuranke und Moosschatten den Leichnam etwas Abseits vom Clan abgelegt hatten, damit niemand auf ihm herumtrampeln konnte, lief Moosschatten zu den Katzen und schob sich durch die Menge durch zu Astschweif. Im ganze Clan herrschte Stille.
Es raschelte erneut und dieses Mal betrat Himmelstern, gefolgt von Windlicht, Maisblume und Wolfschatten die Lichtung. Sofort rannte Himmelstern zielstrebig auf ihre Clangefährten zu. Alle Blicke waren auf sie gerichtet, als die Menge sich teilte, um ihr den Weg frei zu machen.
Himmelstern blickte sich auf der Lichtung um. Ihr Blick blieb bei Flammenpfote und Silberkralle hängen und Flammenpfote wusste, dass Himmelstern schon wusste wer mit in dieser Sache verstrickt war. Sie nickte Flammenpfote mit dem Kopf zu, auffordernd zu ihr zu kommen. Schweres Herzens tappte sie zu ihr, ihre Anführerin drehte sich um und schnippte mit dem Schwanz, mit der Aufforderung ihr zu folgen und kletterte den Anführerbaum hinauf. Bevor Flammenpfote auch den Baum hinaufkletterte, suchte sie Mondkristalls Blick. Sie traf seine Augen und erkannte ein blitzen,  dann kletterte sie den Baum hinauf.
"Was ist passiert!", erklang Himmelsterns scharfe Stimme, als Flammenpfote ihren Bau betrat. Ohne sich zu setzten begann sie zu erzählen: "Nach dem Training hatte ich Schimmerpfote gesagt ich wolle noch etwas alleine sein und bin in den Wald gengangen. Dort habe ich dann Silberkralle getroffen, der mir auf der letzten großen Versammlung erzählt hatte, dass er zu uns in den Clan kommen wolle. Er stammt aus dem FinsterClan und wollte Finsterkralles Macht entkommen...", Himmelstern wollte sie unterbrechen, doch sie sprach einfach weiter, es würde alles einfacher machen,"Als Finsterkralle seinen Clan übernommen hat, hat er alle Katzen unter seinen Ban gefangen. Jedoch konnte Silberkralle irgendwie seinem Ban entkommen. Aber trotzdem die Kontrolle über ihn zu haben hat Finsterkralle seinen Vater Schattenstern mit einer Unheilbaren Krankheit verflucht, die nur Er selbst aufhalten konnte. Deshalb war auch immer Dunkelherz bei den Versammlungen. Naja und nun da auch der BergClan und der BlumenClan sich Finsterkralle angeschlossen haben musste er fliehen. Silberkralle hat es nicht mehr ausgehalten. Er hat mich schon vor ein paar Monden auf einer Versammlung darauf angesprochen, doch erst diese Versammlung sagte er, dass er zum HimmelClan kommen wolle. Finsterkralle hätte seinen Vater sterben gelassen, unter den Quälen der Krankheit. Nach dem Feuer auf der Versammlung und allem Durcheinander ist er mit in unser Territorium gekommen. Deshalb war ich nicht da nach der Versammlung. Er hat in der Schlucht gelebt und gewartet, dass ich ihn hole. Doch dann hatte ich zu viel zutun. Du hast mich zur Schülerin ernannt, das ganze durcheinander um Himbeerherz und Schneefalls Tod... Ich hab niemanden davon erzählt. Und heute wo ich ihn holen wollte, ins Lager bringen wollte da.. da... Da kam Astschweif uns dazwischen... Er kam als Silberkralle und ich uns unterhielten auf die kleine Lichtung, wo ich mich nach der großen Versammlung mit Silberkralle verabredet hatte. Ich wollte ihn dort wiedertreffen um ihn zu holen. Nun kam Astschweif und... und...er... war entsetzt. Er lief davon. Schrie mich an. Er war sehr traurig. Er war... war... eifersüchtig. Ich weiß, dass er mehr für mich empfunden hat als Freundschaft, aber...aber ich leider nicht. Er dachte wahrscheinlich ich würde mich heimlich mit einer anderem anderen Kater aus einem anderen Clan treffen...", Flammenpfote stockte in ihrer Erzählung. Erwartungsvoll sah Himmelstern sie an, als wolle sie wie ein Junges fragen, dass einer Geschichte der Ältesten zuhörte "Und dann? Und dann?", fragen. "Er lief davon. Ich bin ihm gefolgt. Er sagte mir, dass ich wissen sollte, dass er mich immer geliebt hat und das auch für immer tun werde und, dass ich das nicht vergessen sollte... Dann ist er in die Schlucht gestützt. Er war weg..." Sie schluckte und blickte zu Himmelstern. Wut und Trauer waren in ihren Augen zu erkennen, dann fragte sie mit gezwungen fester Stimme:" Wie hast du seinen Leichnam aus der Schlucht geholt? Hast du das alleine gemacht?" "Silberkralle wollte mir helfen, aber ich hab es alleine gemacht. Es ist schließlich meine Schuld, dass er in die Schlucht gestürzt ist...", und nun könnte auch Flammenpfote ihre Trauer nicht mehr zurückhalten. Sie sackte in sich zusammen.
Nach einiger Zeit stupste Himmelstern sie vorsichtig an. "Es ist nicht deine Schuld. Ich bin mir sicher, dass Astschweif wusste, dass dort die Schlucht ist. Ich glaube er hätte nicht mit dem Gefühl leben können, dass du eine andere Katze liebst. Du hast nichts falsch gemacht, bis auf die Tatsache, dass du niemandem von Silberkralle erzählt hast! Wir hätten so Astschweifs Tod vielleicht vermeiden können, aber früher oder später hätte er es herausgefunden. Ich werde mir die Sache mit Silberkralle überlegen. Du gehst dich jetzt aber erst einmal ausruhen. Bevor du wieder Kriegerin werden darfst musst du deine Reise zum heiligen Ort unternehmen und beim SternenClan um Vergebung bitten. Ich kann das Geschehene nicht einfach rückgängig machen." "Aber...Aber...", stotterte Flammenpfote entsetzt. "Nichts aber! Du gehst zum heiligen Ort um mit dem SternenClan zu sprechen! Falkenkralle wird dich begleiten, auch er war schon einmal dort! Bei Tagesanbruch werdet ihr euch auf den Weg machen!"
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Was hat es mit dem "heiligen Ort" auf sich? Was wird Flammenpfote dort erwarten? Wird sie wieder zur Kriegerin ernannt? Das erfahrt ihr im nächsten Kapitel! Wir hoffen es hat euch gefallen und bis bald! Habt noch einen Schönen Tag Ciau Ciau :D!

Die Flammende BlüteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt