aftertaste [k.th]

N˚18

„Na", sagt Areum und betretet die Terrasse.

Yoongi schaut seine Schwester an und bekommt von ihr ein Lächeln. Er findet es unglaublich, wie sie noch so Lächeln kann, nach all dem was passiert ist.

Spürt sie keine Trauer?

„Du solltest reingehen", meint Yoongi, „Es ist kalt und vielleicht erkältest du dich."

„Gilt auch für dich", kommt es von der Schwarzhaarigen, „Du solltest mal das, was du von mir erwartest, selber tun."

Beide Geschwister schweigen für einen Moment und fühlen dabei die selben Dinge. Sie fühlen sich hilflos und würden sich so gerne in die Arme fallen, doch sie haben Angst. Angst, dass der Andere es nicht möchte; die Nähe. Sie fragen sich, was der Andere wohl fühle? Fühlt der Andere sich etwa unwohl? Sollten sie lieber einander in Ruhe lassen? Es ist kurz still gewesen, bis aber Yoongi die Stille unterbricht.

„Es tut mir leid, Areum", sagt Yoongi leise

Sie sieht ihren Bruder an, der nur auf seine Füße schaut. Er schämt sich und will deshalb Blickkontakt vermeiden. Areum weiß nicht, was sie sagen soll und schweigt deshalb lieber. Sie weiß natürlich, dass es ihm leid tut und hat ihm eigentlich schon alles verziehen.

„Es gab bestimmt Gründe, weshalb du es mir verschwiegen hast", lächelt das Mädchen aufmunternd, obwohl er es nicht sieht, „Es gibt für alles Gründe."

„Dennoch hätte ich es dir sagen sollen", seufzt er, „Du hättest es nicht auf der Art und Weise herausfinden sollen. Es ist für andere kein großes Ding, aber ich weiß, wie sehr es dich verletzt."

Sie will sagen, dass sie doch wisse, wie sehr es ihm leid tut und es schon gut sei; sie will ihm Geborgenheit schenken, doch sie kann nicht, da sie sich in diesem Moment zu schwach fühlt.

„Du hättest dich auch nicht für mich einsetzen sollen."

„Ich wollte aber", meint das Mädchen.

„Das war aber dumm von dir!" Yoongis Ton ist lauter geworden und er hat sich gerade hingestellt.

Areum erschreckt sich bei seinem Ton. Er schaut seiner kleinen und auch jüngere Schwester in die Augen. Sein Blick verrät, wie sehr er sich sorgt. Wie viel Angst er um Areum hat.

„Es hätte für dich schlimmer enden können! Vielleicht wärst du mit einer Schwellung erst davon gekommen oder auch mit einer Prellung!", spricht er laut und mit Angst in seiner Stimme, „Wieso hast du das getan? Du wusstest auch, dass du dich dabei verletzen würdest! Wieso lässt du dich verletzen?"

„Yoongi! Ich bin vielleicht jünger als du, aber es ändert nichts an der Sache, dass du mein Bruder bist! Es tut mir auch weh, wenn du verletzt wirst! Du wusstest, dass er kurz davor war, dich zu schlagen, doch du hättest es zugelassen! Da ich es auch wusste, konnte ich etwas dagegen machen! Ich wollte dich beschützen!", schreit sie ihren Bruder auf Frust an, „Yoongi, du bist alles was ich habe, denkst du etwa ich mache nichts, wenn du verletzt wirst? Denkst du ich lasse es einfach so zu? Ich liebe dich doch.."

Sie bemerkt, dass bei ihr die Tränen hochkommen und schnieft. Yoongi steht nur da und spürt  Reue. Er sieht, dass er seine Schwester zum Weinen gebracht hat und genau das wollte er nie.

Sie will eigentlich nicht weinen, aber sie hält es nicht aus und fängt an zu weinen. Es tut ihr weh, sehen zu müssen, wie ihr Bruder nicht bemerkt, dass sie ihn über alles liebt und für ihn ebenso alles stehen und liegen lassen würde. Bekommt er etwa nicht genug Liebe von ihr?

„Areum", haucht Yoongi vorsichtig.

Sie kann nicht anders, als ihren Bruder zu umarmen. Sie drückt ihn fest, ganz fest. Nun ist es sie, die Liebe braucht.

Yoongi weißt nicht, was er tun soll, denn für ihn ist Areum wie Porzellan.

Man muss vorsichtig mit ihr umgehen, aufpassen was man tut, um sie nicht fallen zu lassen. Doch wie soll man mit Porzellan umgehen, wenn man ein unsicherer Mensch ist? Angst hat, es in jedem Moment fallen zu lassen?

„Halt' mich fest", murmelt sie und hilft ihm so, „Halte mich einfach nur fest."

Er legt vorsichtig seine Arme um sie und hält sie fest, als wäre es das letzte Mal. Sie halten sich fest, als würde er sie abgeben müssen. Aber wohin?

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Verbesserungsvorschläge?