-zwei Monate später-
Namjoon POV
Ich schaute auf die Seiten meines Buches vor mir und seufzte. Ich sah zwar die Buchstaben vor mir, doch irgendwie wollten sie sich nicht so wirklich zu Worten formen. Ich konnte mich einfach nicht konzentrieren. Genervt schlug ich das Buch wieder zu und fuhr mir durch die Haare.Ich vermisste ihn. Mehr als alles andere. Ich fragte mich, was er wohl gerade machte. Wie es ihm ging. Ob er sehr leiden musste.
Ich mochte es nicht hier alleine in der Bibliothek zu sitzen. Ich vermisste es mit Jin hier zu sein. Ich war es einfach nicht mehr gewohnt alleine hier zu sein. Jin war da doch immer bei mir. Auch, wenn er nicht fiel sagte, er war trotzdem bei mir. Trotzdem saß ich jetzt alleine hier. Ohne ihn. Ob er auch manchmal an mich dachte?
Er hatte uns allen einen Brief hinter lassen. Er hatte uns darin darum gebeten, uns um Jungkook zu kümmern. Er wurde nicht von seinen Eltern raus geschmissen, weil sie es so wollten, sondern weil Jin das organisiert hatte. Er hatte dafür gesorgt, dass Jungkook trotzdem weiterhin studieren konnte. Dass er weiterhin versorgt war. Trotz allem hatte er uns auch geschrieben, dass wir auf keinen Fall zur Polizei gehen sollten. Genau das hatten wir auch nicht gemacht. Selbst wenn mir ein wenig unwohl dabei war. Letzten Endes wollte ich weder Jungkook oder Jin ans Messer liefern. Doch störte mich der Gedanke daran, dass ihre sogenannten Eltern weiterhin Kinder tyrannisierten und aus ihnen Auftragskiller machten.
Ich entschied mich dazu meine Sachen zu packen und für heute nach Hause zu fahren. Es hatte sowieso keinen Sinn mehr. Ich konnte mich momentan gerade sowieso nicht konzentrieren. Außerdem müssten Jungkook und Taehyung auch jeden Moment Schluss haben.
Ja, Jungkook war bei uns eingezogen. Es war gerade am Anfang nicht einfach, aber inzwischen ging es wieder. Er hatte uns erzählt, was man in seinem Fall normalerweise für eine Therapie machen sollte und jetzt waren wir alle immer mal wieder seine Therapeuten. Von Tae mal abgesehen. Zu einem Echten konnten wir immerhin schlecht gehen.
Als ich mein Buch in meinem Rucksack verstauen wollte, fiel etwas heraus. Als ich sah, was es war, musste ich schlucken. Es war Jins Brief an mich. Nur an mich. Ich hob ihn auf und betrachtete ihn eine Zeit lang. Vielleicht war es an der Zeit mal rein zu schauen. Die ganzen letzten zwei Monate hatte ich mich nicht getraut. Dann wäre es also langsam mal an der Zeit. Trotzdem hatte ich Angst. Was war, wenn etwas drin stand, was mir nicht gefallen würde? Genau das hinderte mich daran den Brief zu öffnen. Ich hatte einfach nur Angst.
Obwohl ich ein wenig am Zittern war, holte ich tief Luft und entschied mich dazu diesen verdammten Brief jetzt zu öffnen. Es brachte doch nichts, das weiter vor mich her zu schieben. Jin war in den letzten zwei Monaten nicht zurück gekommen. Dieser Brief war das Letzte, was ich von ihm hatte.
Erst nach seinem verschwinden hatte ich gemerkt, wie viel er mir eigentlich bedeutete. In der Zeit, in der ich ihm näher gekommen war, war es mir gar nicht so sehr aufgefallen, wie sehr ich mich in ihn verliebt hatte. Schließlich war er jeden Tag da. Wir gingen zusammen in die Bibliothek. Aßen alle zusammen Mittag in der Mensa. Unternahmen mit unseren Freunden irgendwas schönes.Am schlimmsten war es das Gerücht zu verbreiten, dass Jin mit jemandem durchgebrannt wäre. Immerhin mussten wir seine Abwesenheit und Jungkooks trauriges Gesicht irgendwie erklären.
Nichtsdestotrotz schob ich jetzt einen Finger in den Umschlag. Ich öffnete ihn langsam und holte einen weißen, gefalteten Zettel hervor. Diesen entfaltete ich und Jins schöne und saubere Handschrift kam zum Vorschein. Ich atmete noch ein letztes Mal tief durch, bevor ich anfing zu lesen:
Lieber Namjoon,
ich weiß es kommt plötzlich und das, was du gesehen hast, muss für dich und die Anderen furchtbar erscheinen. Es mag komisch für dich klingen, doch mit der Zeit gehörte das Töten für mich sogar zum Alltag. Es war nichts ungewöhnliches mehr.
Man gewöhnt sich daran, sowie man sich daran gewöhnt hat jeden Tag aufs neue Aufzustehen.
Ehrlich gesagt wusste ich nicht mehr wie man fühlt. Vielleicht hat Jungkook es euch schon erzählt, aber uns wurde es schon vor langer Zeit ausgetrieben.
Umso überraschter war ich, als ich dich und die Anderen besser kennengelernt habe. Es war seltsam für mich. Ich wusste nicht so richtig, wie ich damit klar kommen sollte.
Aber immer, wenn ich dich gesehen habe, musste ich lächeln, egal ob ich wollte oder nicht. Wenn du da warst, war das Lächeln auch auf einmal da. Ich wusste nicht mehr wie man fühlt, aber wenn ich mit dir zusammen war, wurde mir immer ganz warm. Ich habe mich wirklich wohl bei dir gefühlt. Ich wusste nicht so wirklich, was mit mir los war. Ich hatte mich immer wieder gefragt, was du mit mir angestellt hast. Mir kam das schon nicht mehr normal vor. Bei dir hatte ich auch nicht mehr so sehr darauf geachtet, was ich eigentlich sagte. Als ich dir gesagt hatte, dass ich euch mit zur Uni nehmen konnte, kam das einfach von selbst. Normalerweise hätte ich das niemals gefragt. Doch bei dir vergaß ich irgendwie über meine Worte nachzudenken. Einfach, weil ich das Gefühl hatte bei dir nicht auf jedes einzelne Wort achten zu müssen, was ich sagte. Ich konnte bei dir locker sein und nicht so angespannt, wie ich es sonst war.Du warst der Erste seit langem, der so was in mir ausgelöst hat. Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll ... Aber wie dem auch sei. Ich wollte mich bei dir bedanken Namjoon. Selbst, wenn ich es am Anfang nicht wollte und auf Abstand gegangen bin, du warst trotzdem immer da. Irgendwie hast du es geschafft mich aufzutauen und wieder klarer sehen zu lassen.
Danke Namjoon, für Alles.
Jin
Ich versteckte mein Gesicht hinter einer Hand. Tränen liefen mir über das Gesicht. Ich wusste nicht, was ich fühlen sollte. Was fühlte man, nachdem man so etwas gelesen hatte?
Ich konnte mir vermutlich nicht mal ansatzweise vorstellen in was für einen Konflikt sich Jin befunden haben musste. Es klang fast so, als hätte er sich in mich verliebt. Wenigstens ein bisschen. Einerseits machten sich bei diesem Gedanken Schmetterlinge in mir breit, andererseits zog sich dabei alles in mir zusammen. Diese Erkenntnis brachte mir nun auch nichts mehr. Jin war weg. Schon seit langem. Es war ja nicht mal klar, ob ich ihn jemals wiedersehen würde.
Am liebsten wäre ich jetzt bei ihm oder würde schnell zu ihm fahren. Doch ich hatte keine Ahnung wo er war. Ich konnte ihm nicht helfen. Das war das, was mir dabei am meisten weh tat. Ich konnte ihm nicht helfen. Noch nie war ich mir so machtlos vorgekommen. Ich hoffte nur, dass es Jin da, wo er jetzt war, wenigstens einigermaßen gut ging.
Ich steckte den Brief wieder ein und wischte mir die letzten Tränen aus dem Gesicht, auch wenn man vermutlich auch so erkennen konnte, dass ich geweint hatte.
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Monster (BTS, Namjin FF)
FanfictionEr braucht keine Gefühle, die sind was für Schwächlinge. So wurde es ihm von klein auf beigebracht. Jetzt ist er die perfekte Waffe. Nicht in der Lage zu fühlen. Achtung! Bei dieser FF handelt es sich um eine BoyxBoy FF. Don't like it. Don't read it...