Kapitel 30

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Jin POV
Der Bruder meines Vaters wollte dazu ansetzten weiter zu reden, nur wurde er unterbrochen.

Ein schrilles Piepen ertönte und war vermutlich überall zu hören. Ich hatte absolut keine Ahnung, was hier los war, doch meinem Onkel war die blanke Panik ins Gesicht geschrieben.

„Was ist los?," fragte ich ihn deshalb verwirrt.

Er antwortete erstmal nicht, sondern wühlte in seiner Schreibtischschublade herum. Schließlich kam sein Gesicht wieder hinter dem Schreibtisch hervor und er warf mir zwei Waffen zu.
„Das ist der Alarm. Jemand ist hier eingedrungen. Erschieß jeden, der nicht zu uns gehört. Verstanden?"

„Ja," antwortete ich.

Er sprintete schon fast aus dem Raum. Sobald er die Tür öffnete, waren schon die ersten Schüsse zu hören. Ob es die Typen waren, die versucht hatten sich hier rein zu hacken? Da ich ihnen den Zugang frei gemacht hatte, wäre es kein weiteres Problem unseren Standort zu ermitteln. Die Frage war nur: Weshalb? Hatten sie so eine Art totessehnsucht? Immerhin hatte man es hier mit mehr als einem Killer zu tun. Alle dazu noch genau dafür ausgebildet. Keiner von ihnen würde auch nur eine Sekunde zögern die Eindringlinge umzulegen. Sie mussten einfach bescheuert sein. Anders konnte ich es mir echt nicht erklären.

Ich ging ebenfalls aus dem Raum und bemerkte schon die ersten zwei Leichen auf dem Flur. Einer unserer Männer und ein Anderer in irgendeiner Uniform. Keine Ahnung was drauf stand. Die Uniform war durch die Wunde des Mannes schon zu sehr mit Blut getränkt.

Ich steckte mir eine der Pistolen in die Hose, die Andere behielt ich in den Händen. Wie gewohnt hatte ich meine Messerin der Halterung an meinem Arm befestigt. Seitdem ich hier war, hatte ich es mir zur Gewohnheit gemacht diese niemals abzulegen.

Ich ging weiter, die Waffe immer auf potentielle Angreifer gerichtet. Immer wieder ertönten Schüsse oder Schreie. Das ganze Grundstück hier schien sich in ein einziges Schlachtfeld zu verwandeln. Nur war mir bisher niemand entgegen gekommen. Kein Wunder. Ich hatte mich bisher kaum vom Büro weg bewegt.

Schließlich hörte ich, mir unbekannte, Stimmen. Mit schnellen Schritten kamen sie mir entgegen. Schnell versteckte ich mich hinter einer Ecke und versuchte meinen immer schneller werdenden Atem zu kontrollieren. Das Adrenalin in meinem Körper ließ mein Herz wie wild schlagen. Es ließ meine Sinne aber noch schärfer werden.

Als sie fast bei mir waren, wurden ihre Schritte langsamer und ich hörte die Stimmen klarer.
„Es müsste hier um die Ecke sein."
„Glaubst du wirklich, dass bei diesem Alarm noch jemand da ist?"
„Keine Ahnung," antwortete eine dritte Stimme. „Aber wir werden es sehen."
Ich sah drei Männer an mir vorbei gehen. Sie trugen Schutzwesten und seltsam aussehende Helme und steuerten direkt auf das Büro zu, aus dem ich eben gegangen war.

Ich schlich ihnen hinterher, da ich mehr erfahren wollte. Sie verschwanden in dem Raum, ließen die Tür aber einen Spalt auf.

„Niemand mehr da," stellte einer von ihnen unnötiger Weise fest.

„Muss aber der richtige Raum gewesen sein. Nach dem Computer zu urteilen zumindest."

Ich bemerkte zu spät, dass eine Person wieder zur Tür gekommen war, weshalb diese erstmal direkt in mich hinein lief, anschließend wieder ein paar Schritte zurück taumelte.
Wie aus Reflex hielt meine Waffe auf ihn und er sah mich mit großen Augen an. Er selbst schien gerade keine Waffe parat zu haben, weshalb er sich keinen Zentimeter bewegte.

Wir starrten uns eine Zeit lang an und auch die Männer hinter ihm bewegten sich nicht mehr als sie mich mit der Waffe sahen.

Ich sah ihn mir genauer an. Er hatte ein etwas länglicheres Gesicht und braune Haare, die unter dem Helm versteckt waren. Er schien trainiert zu sein. Als ich auf seine Weste blickte, sprang mir das FBI nur geradezu entgegen. Die waren es also. Also doch nicht schlecht, dass ich ihnen den Zugang frei gemacht hatte.

Nur war das nächste Problem, die nächste Stimme, die hier her zu kommen schien. Es war mein Onkel. Wieso auch immer er wieder hier her kam. Noch bevor die Agents es richtig realisieren konnten, trat ich ihm in den Bauch und schlug die Tür hinter ihnen zu. Er wollte die Tür wieder öffnen, doch ich lehnte mich seitlich daneben und tat so, als würde ich meine Waffe neu laden. Als die Schritte schließlich zum Stillstand kamen, schaute ich hoch.

„Was machst du noch hier?"
„Ich lade die Waffe neu."
Er sah mich mit hoch gezogenen Augenbrauen an und ich entsicherte die Pistole in meiner Hand. Ich stieß mich von der Tür und sie blieb zum Glück geschlossen.

„Gut," sagte er schließlich und lief weiter mit dem komisch aussehenden Typen an seiner Seite. Ich wartete kurz, bis sie schon fast an der Ecke waren und drückte zwei Mal ab. Zuerst ging der komische Typ zu Boden. Mein Onkel drehte sich mit großen Augen zu mir um und war dabei die Waffe zu heben, nur war ich schneller. Ich drückte wieder ab und traf seinen Kopf. Er sackte zusammen, wie eine Marionette, der man die Fäden durchgeschnitten hatte.

Die Bürotür öffnete sich langsam wieder und einer der Männer trat neben mich. Er sah mit großen Augen zu den Leichen, die ich verursacht hatte und dann zu mir.
„Hast du ihn gerade umgebracht?"
„Ja. Problem damit?"
Er schüttelte den Kopf.
„Nein. Eigentlich dachte ich nur, dass ich das selber erledigen müsste und es nicht einer seiner Männer für mich übernehmen würde."
„Ich habe nie Hyun Taemin Nabi gehört. Das wollte ich auch nie. Jetzt hatte ich bloß endlich die Chance ihn los zu werden, ohne auch direkt umgebracht zu werden."
„Seokjin!," rief jemand. Ich schaute zum Gang und zwei Männer sahen mich mit großen Augen an, als sie den FBI Typen neben mir stehen sahen und ihre Blicke dann zu Taemin Nabi weiter gingen.

Ich hingegen richtete meine Waffe auf die, was sie erstarren ließ.

„Waffen fallen lassen," sagte ich. Sie schienen nicht mal bemerkt zu haben, dass sie diese noch in ihren Händen hielt.
„Und dann?," fragte einer von ihnen.

„Dann wird euch nichts passieren," sagte der FBI Typ. Die anderen Beiden hatten sich inzwischen aus ihrem Versteck getraut und sahen zwischen mir und den Anderen hin und her.

„Nabi ist tot. Da kann uns nichts mehr passieren," lachte einer von ihnen und warf die Pistole aus dem Fenster. Die Erleichterung war ihm deutlich anzusehen. Es schien, als wäre eine Last von ihm gefallen. Der Andere hingegen zog das Magazin heraus und ließ die Kugeln allesamt auf den Boden fallen und schmiss die Waffe anschließend achtlos zur Seite.

„Wir werden den Anderen Bescheid sagen, dass er und sein Sklaventreiber tot sind."

Ich ließ meine Arme wieder sinken und nickte zustimmend. Es war komisch zu sehen, aber nicht nur ich schien hier raus zu wollen. Natürlich konnte ich mir vorstellen, dass es auch Leute gab, denen das Töten gefiel und Spaß machte. Die Meisten hier, schienen aber wirklich hier weg zu wollen. Schienen im verborgenen doch noch Gefühle zu haben. Es war komisch zu sehen, dass man nicht so alleine war, wie man eigentlich gedacht hatte. Es hatte sich einfach nur niemand getraut etwas zu sagen, weil jeder Angst hatte, man wäre mit seinen Gefühlen und Gedanken alleine.

Monster (BTS, Namjin FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt