Kapitel 29

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Jin POV
Ich sah mich um und seufzte. Erst zitierte er mich hierher und dann musste ich noch auf ihn warten. Wieso bestellte er mich dann jetzt schon hierher, wenn es noch Zeit hatte?

Ich ging an den Bücherregalen entlang und schaute, ob er irgendwas interessantes hier hatte. Immerhin war er ja mein sogenannter Onkel. Und Boss der ganzen Kacke hier. Ich wünschte, ich könnte einfach gehen, anstatt weiter Menschen das Leben nehmen zu müssen.

Letzten Endes konnte ich aber nicht. Ich hatte ihnen mein Wort gegeben. Wenn ich es brechen würde, würden sie auch ihres brechen. Von hier aus könnte ich dann nichts für Jungkook, Namjoon oder die Anderen tun. Wenn ich wenigstens in Korea wäre. Aber von hier aus nach Korea zu kommen, dauerte nun mal auch mehrere Flugstunden.

Ich hörte ein etwas lauteres Piepen und zuckte deshalb zusammen. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich völlig in meine Gedanken versunken war. Ich schaute mich um und suchte nach der Ursache des Tons. Nur fiel mir hier nichts besonderes auf. Nur der Computer auf dem Schreibtisch, zwischen den hohen Bücherregalen. Ich ging auf ihn zu und schaute auf den Bildschirm des Computers. Lauter rote Lichter waren am leuchten, mitsamt einem Haufen Warnungen.

Ich sah auf und bemerkte, dass die Tür noch geschlossen war. Die Uhr über der Tür sagte mir, dass es noch fünf Minuten dauern würde, bis mein Boss hier auftaucht. Also setzte ich mich auf den bequemen Drehstuhl, der am Schreibtisch stand und las mir als erstes die Warnungen genauer durch. Hauptsächlich ging es darum, dass jemand dabei war den Computer zu hacken. Keine Ahnung wer. Jedenfalls schien der Typ nicht besonders gut mit Computern zu können. Meiner Meinung nach. Ansonsten wäre er doch schon längst durch die Firewall gekommen. So schwer war das jetzt immerhin auch nicht.

Erneut ein Blick auf die Uhr. Noch drei Minuten. Ich biss mir unsicher auf die Unterlippe, bevor ich einen Entschluss fasste. Ich wusste zwar, dass ich durch diesen Entschluss mein Leben verlieren könnte. Doch war mir das im Moment egal. Lieber tot als so weiter zu leben.

Seitdem ich fort gegangen war, hatte sich etwas in mir verändert. Auch wenn ich versucht hatte es zu verbergen. Ich war nicht mehr der Alte. Die Dinge, die zuvor passiert waren, hatten mich dazu gebracht klarer zu sehen. Sie hatten mich dazu gebracht wieder zu fühlen.
Uns mit den Anderen anzufreunden war damals nur der Anfang gewesen. Die Entscheidung mich für Jungkook einzusetzen und selbst dafür zu gehen, der zweite Schritt. Je länger ich dann hier gewesen war, desto mehr hatte ich wieder angefangen zu fühlen. Ich hatte angefangen die Anderen zu vermissen. Zeit mit ihnen zu verbringen. Ich hatte mich gefragt, wie es Jungkook ging. Ob man sich auch gut um ihn sorgte. Ob er wieder mit Taehyung glücklich war? Und wie es Namjoon wohl ging? Irgendwie vermisste ich die Zeit mit ihm. Wenn wir zusammen in der Bibliothek saßen. Oder zusammen in ein Café gegangen sind. Selbst wenn ich heute noch an den Kuss von ihm zurück dachte, wurde ich augenblicklich rot.

Aber jetzt war keine Zeit darüber nachzudenken. Ich ließ meine Finger über die Tasten der Tastatur fliegen. Nachdem ich die Firewall entfernt hatte, versuchte ich diverse Passwörter einzugeben, die mir logisch erschienen. Nur keines davon war richtig. Ich seufzte und rieb mir über die Schläfen, bis mein Blick auf ein Bild auf dem Schreibtisch fiel. Es war ein Bild vom Boss mit seiner Tochter. Seiner leiblichen Tochter.

Schnell gab ich die Buchstaben und Zahlen ein und tatsächlich, es passte. Ich schaltete schnell den Bildschirm aus und stand wieder auf. Schnell ging ich um den Schreibtisch herum, sodass ich gerade noch rechtzeitig wieder davor stand. Die Tür ging auf und ein nicht gerade glücklich aussehender Mann kam herein. Na klasse, das konnte ja was werden. Solche Launen ließ er gerne an anderen raus. Ihm war dabei ziemlich egal, wer es war, solange die Person in der Hierarchie hier unter ihm stand. Und das war so ziemlich jeder.

Er setzte sich auf den Stuhl, auf dem ich bis eben noch gesessen hatte und stützte seinen Kopf in der Handfläche ab.

„Okay Jin. Ich denke du weißt, was ich zu sagen habe, aber wie ich es dir schon mal gesagt habe: Mach. Es. Besser. Ich hatte wirklich hohe Erwartungen an dich, als du her gekommen bist. Aber du schaffst es echt mich jedes Mal aufs neue zu enttäuschen. Das frustriert mich langsam echt. Machst du das mich Absicht? So kann das nicht weiter gehen ..."
Schon nach kurzer Zeit blendete ich seine Worte einfach aus. Als ob mich dieses Gerede interessieren würde. Schließlich war ich nicht hier, um ihn oder sonst irgend wen stolz zu machen. Außerdem hielt er diese Ansprache nicht zum ersten Mal. Er hatte mir den ganzen Quatsch schon erzählt. Gleich nach meiner ersten Woche, in der schon einiges nicht nach seiner Nase gelaufen war. Mir war ehrlich gesagt auch klar, dass das nochmal kommen würde.

„Also reiß dich am Riemen, klar Jin? Sonst wird es wirklich unschöne Folgen geben, glaub mir."
Ich nickte und ließ mir ansonsten nichts anmerken. Klar, wenn man sowas ein Leben lang beigebracht bekam, verlernte man das nicht. Nur wie es in mir aussah, war dann natürlich eine ganz andere Sache.

Er redete vermutlich schon seit einer halben Stunde. Nur konnte ich mich leider nicht zur Uhr umdrehen, um zu schauen, ob es auch wirklich so war. Von dem ganzen steifen rum gestehen, tun mir aber schon mal die Füße weh. Also war auf jeden Fall nicht zu wenig Zeit vergangen.

Der Bruder meines Vaters wollte dazu ansetzten weiter zu reden, nur wurde er unterbrochen.

Ein schrilles Piepen ertönte und war vermutlich überall zu hören. Ich hatte absolut keine Ahnung, was hier los war, doch meinem Onkel war die blanke Panik ins Gesicht geschrieben.

„Was ist los?," fragte ich ihn deshalb verwirrt.

Er antwortete erstmal nicht, sondern wühlte in seiner Schreibtischschublade herum. Schließlich kam sein Gesicht wieder hinter dem Schreibtisch hervor und er warf mir zwei Waffen zu.
„Das ist der Alarm. Jemand ist hier eingedrungen. Erschieß jeden, der nicht zu uns gehört. Verstanden?"

Monster (BTS, Namjin FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt