2. Kapitel

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Niemand hatte ein Einzelzimmer.
Alle schliefen zusammen auf ein Strohhaufen auf dem Dachboden.
Die Dame, die übrigens Dorothea hieß, erzählte mir einige Dinge in der Hoffnung ich würde mich erinnern.

Das wird aber nie der Fall sein, weil ich nunmal Emilia bin und nicht Ella.
Ich glaube aber die einzige Methode hier zu überleben ist sich anzupassen.
Also schlüpf ich eben in die Rolle der Ella.

Dorothea erzählte mir, dass ich mich öfters mit einen der Bauernjungen traf. Seine Familie hat leider keine Kühe und Schafe, sodass wir hin und wieder mal einen Eimer Milch vorbeibrachten.
Das tue üblicherweise ich, aber jetzt hat sie die Sorge, dass aufgrund meines Gedächtnisverlustes alle schlecht über uns reden würden.
Sie hat nämlich auch erzählt, dass sie vor einigen Tagen die Zusage bekommen hätten Weizen ins Königreich liefern zu dürfen.
Sie sagte außerdem noch, wenn wir zum sogenannten ,,Hauslieferanten" erwählt werden, werden sie uns besser bezahlen.
Dazu ist Isolda nicht von unserer Familie, sondern ein Waisenkind. Sie haben sie am Straßenrand aufgegabelt.
Dorothea erhoffte sich, dass wenn wir Hauptlieferant des Königs werden sollten, sie Isolda aufgrund ihrer Schönheit entdecken.
Denn wenn alles gut läuft könnte sie die Konkubine des Prinzen werden.
Sie kann singen, gut Harfe und Laute spielen und sie sieht hinreißend aus.
Außerdem wäre die Familie so abgesichert und wir Kinder könnten im Palast leben.

Doch sie macht sich auch Sorgen wegen mir. Meine roten Haare.
Ich habe mich vorhin mal in der Spiegelung eines Topfes gesehen und muss echt sagen, dass das rot, eine richtige Weinfarbe hat. Also nichts natürliches, sondern wirklich außergewöhnlich.
Ich fand die Farbe sehr schön und fand es schade, dass ich meine Haare nicht zeigen darf.
In meiner Zeit hatte ich ein langweilig Braun, was zum Himmel stinkt.

,,Mutter, was kann ich denn im Haushalt erledigen, wofür ich mein Gedächtnis nicht brauche?", fragte ich sie.

Ich wollte mich ja jetzt nicht zu tode langweilen.

,,Hmm, du könntest die Kühe melken und danach am Spinnrad etwas nähen. Ich kann dir nacher zeigen, wie das funktioniert."

Okay, das sollte noch möglich sein.
- hoffe ich zumindest.

Sie zeigte mir also den Weg zum Stall, der nicht all zu weit weg war.
Eventuell 5 Minuten.
Obwohl die Familie angeblich so arm ist, ein großes Grundstück haben sie allemal.

Im Stall angekommen begrüßte mich schon der Gestank.
Dort standen 5 Kühe, die nur darauf gewartet haben gemolken zu werden.
Ich nahm den Hocker und ein Eimer und setzte mich zu der ersten Kuh.
Als ich 14 war hab ich ein Praktikum auf einem Bauernhof gemacht und habe ein wenig Vorwissen.
Trotzdem war das hier anders.

Das Kühe melken zog sich. Ich frage mich wie lange ich hier bleiben musste, bis ich wieder in meine Welt kam.

Ach stimmt ja.. da war ja was. Ich bin ertrunken. Aber vielleicht war das hier ja mein Schicksal.
Doch wenn das mein Schicksal seien soll, dann werde ich hier aus mir was machen.
Wenn ich in meiner Welt schon nichts geschafft habe, dann werde ich es hier schaffen.

Ich frag mich nur zu was ich es bringen soll..
Wo verdient man wohl am besten?
Ich glaube, wenn man für das Königspaar arbeitet, verdient man gutes Geld. Doch reicht es hier zum überleben? Normalerweise sind ja die Bürger, die viel schufften und was verdienen sie dafür? Gar nichts. Sie leben für die Arbeit. 

Aber was kann ich besonderes machen? Was nicht gerade bedeutete sich die Hände schmutzig zu machen?
Als Dienstmädchen werde ich sicher nicht arbeiten wollen.

Vielleicht sollte ich wie Isolda auch ein Instrument spielen, oder anfangen zu singen.

,,Hallo?", hörte ich eine Stimme am Eingang des Stalles.
Ein junger Mann mit braunen Haaren stand dort.
Er trug auch diese hässliche Arbeitsklamotten, aber schien wohl muskulös zu sein.

,,Wer bist du?", fragte ich den jungen Mann.
,,Also stimmt es doch was Mütterchen sagt. Du hast deine Erinnerung verloren. Aber keine Sorge, ich bin hier um sie wieder zurück zu holen."
,,Mütterchen?", fragte ich ihn ganz verwundert.
,,Ja. Ach tut mir leid, wenn du deine Erinnerung verloren hast wirst du dich auch nicht an mich erinnern.
Ich bin Gustav, dein Verlobter."

Warte mal.. Was???

,,Mein Verlobter?"
,,Ja meine Liebe, wir gaben uns letzten Winter das Versprechen."
,,Bin ich nicht zu jung um zu heiraten?", ich bin doch gerade mal 19! Und dann ein fremden Mann heiraten in einer Zeit mit der ich mich nie beschäftigt habe? Never Ever.
,,Ach Ella, du bist doch bereits 16. schon lange im Heiratsfähigem Alter."
,,Und du bist wie alt?"
,,Ich bin 26"

Na Halleluja. Ich hatte schon Panik er wäre 30, wie es in der Zeit ja üblich war.

,,Wann sollten wir heiraten,", fragte ich. Ich will ihm ja ungern jetzt ein Korb geben, aber heiraten werde ich ihn auf keinem Fall.

,,Nächsten Frühjahr. Ich hoffe ja so unendlich dass du dich erinnerst und die Heirat statt finden kann."
,,Hör mal Gustav, ich möchte dich ja nicht enttäuschen, aber ich erinnere mich nicht an dich. Es könnte sein, dass ich mich auch bis zum Frühjahr nicht an dich erinnern werde. Dann kann ich dich nicht heiraten."

Gustav kam näher zu mir und fasste mich an den Schultern.

,,Keine Sorge, meine Liebe. Du wirst dich in mich verlieben. Noch diesen Winter,", danach umarmte er mich.

Oh Gott, erschiess mich bitte.

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2 Monate vergingen. Es war jetzt Winter, ich tippe mal Dezember. Mein sogenannter Vater, war jetzt Angestellter beim Königspaar um die Familie mehr Geld zukommen zu lassen.
In der Winterzeit können wir kein Weizen ausliefern, sodass wir vom Geld unseres Vater lebten.

Ich lernte mit den Spinnrad zu nähen, dazu versuchte Isolda mir Harfe und die Laute beizubringen.
Sie sagt ich lerne sehr gut, nur das Singen bleibt ein wenig auf der Strecke. Denn ich hatte leider keine schöne Stimme. Schade aber auch.

Sie sagt sie will nicht das der Prinz mich aussucht, wenn er die Wahl hätte.
Ich lachte und sagte ihr sie solle sich keine Sorgen machen, sie sei die Schönere von uns beiden.

Gustav kam seitdem jeden Tag um mir bei meiner Arbeit im Stall zu helfen.
Ich molk die Kühe, schorr die Schaffe und machte Kleidung und Decken für die Familie.
Er erzählte mir das wir uns am Fluss kennenlernten.
Er sagte das meine roten Haare ihn damals so faszinierten.
Jedoch egal was er mir sagte, ich fand ihn einfach nicht interessant genug. Er war zwar sehr nett, jedoch nicht so nett um mich in ihn zu verlieben.
Hin und wieder realisierte er das ich keine Lust auf ihn habe und ich glaube er weiß auch langsam das nie was von meiner Seite kommen wird.
Doch er gab nicht auf.

Nachdem er bemerkte wie sehr ich mich vor ihm distanzierte, began er gemein zu mir zu werden. Er machte mich runter, so wie es nunmal ein Mann in dieser Zeit tat. Frauen sind ja unfähig. Ich müsste ja froh seien, einen Mann wie ihn überhaupt heiraten zu dürfen.

Naja, ein Schwätzer eben, dem das Herz gebrochen wurde.

Nun kam vor einigen Tagen ein Brief in unser Haus, was meine Mutter und Isolda total aus dem Häuschen brachte.

Eine Liebe aus einer anderen ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt