19. Kapitel

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Gemeinsam schlenderten wir den Weg entlang.
Er sagte kein Wort und das beunruhigte mich.
Er ließ mich hierher bestellen, sagt mir dass wir reden müssten und nun ?
Ich bemerkte gar nicht, dass wir schon etwas weiter gelaufen waren, denn ich erblickte kleine Häuser, sowie deren Bauernfamilien.
,,Ich bin hier groß geworden.", sagte er.
Ich blickte ihn erstaunt an. Er, der Kronprinz dieses Landes sei zwischen Kühen und Schweinen groß geworden.
,,Ihrem Blick nach zu urteilen, glaubt ihr mir nicht?", er lachte. ,,Es war viel zu gefährlich, wie ein Prinz umzuwachsen. Ich blieb bis zu meinem 16 Lebensjahr hier quasi versteckt, da meine Eltern Angst hatten mir könnte was passieren.
Ich weiß durchaus, wie man Tiere hält und ich bin außerdem sehr gut mit dem Schwert.
Ebenfalls hatte ich ein gewissen Freiraum, den ich heute nicht mehr habe.", er blickte verträumt zu den Häusern hin.
Er wirkte unglücklich. Unglücklich in seiner Rolle. Alle erwarten von ihm auf den Thron zu steigen und das Land zu reagieren, während er eigentlich nur sein Leben leben will.
Doch ihm wird das nicht möglich sein, niemals.

,,Mein Vater wird bald sterben.", fing er das Gespräch an.
,,Steht es so schlecht um ihn?"
,,In der Tat. Er liegt bereits im Sterben. Mutter hat es mir erzählt. Heiler Rodi weiß auch nicht mehr weiter. Man sagte wir sollen uns darauf gefasst machen, dass er innerhalb der nächsten Wochen sterben wird."
,,Dann wirst du König."
,,Ich werde König..", sagte er.

Ich wand den Blick von ihm ab.
Sobald er König war, musste er ebenfalls heiraten.

,,Werdet Ihr Prinzessin Sophia ehelichen?", fragte ich ihn.
Nachdem ich heute, dass Gespräch von ihr und Margret mitbekam, wusste ich das sobald sie Königin wird .. ich nicht länger leben werde.
Das bedeutet, dass ich dann so schnell wie möglich von hier weg musste.

,,Wenn ich ehrlich bin, möchte ich sie nicht heiraten.
Sie versteht meine Träume nicht, hört mir nicht zu und scheint sich nicht für mich als Person zu interessieren.
Ich würde gerne diese Suche nach einer Königin weilen lassen. Doch Mutter zieht es vor, noch bevor ich gekrönt werde verheiratet zu werden.
Sie versucht ebenfalls Prinz Frederik zu verheiraten, jedoch weigert er sich nach einer Sache komplett.
Er möchte ein Ritter sein und auf sein Erbe verzichten. Für ihn ist dieser Thron ebenfalls kein Traum."

Plötzlich schmiss er sich ins Gras hinein und schloss die Augen.
Ich saß mich neben ihm hin und versuchte ruhig zu bleiben.
Das war doch sicher nicht alles worüber er reden wollte.

,,Ich habe vom Heiler gehört, wer es war .", flüsterte er.
,,Mhm..", gab ich nur hinzu.
Mir war die Sache sehr unangenehm.
Meine Tugend war im Eimer.

,,Ella.." , begann er. ,,Was kann ich tun?", fragte er.
Ich sah ihn verwirrt an.
Was sollte er da schon machen können?
Es ist passiert und rückgängig machen geht nicht.
,,Ich bin der zukünftige König. Ich kann alles machen, wenn ich es möchte."

Meine Augen weiten sich.
Doch obwohl es solch ein Unglück war.
Ich konnte keine Menschen sterben sehen. Ich selber hatte Angst vor einer Hinrichtung, die mich trotz Frederiks Schutz jede Sekunde erreichen könnte.

,,Das einzige was ich möchte", begann ich. ,,ist, das es Geheim bleibt. Ich möchte nicht das es an die Öffentlichkeit gelangt."

,,Das ist alles? Dieser Mann hat euch so etwas angetan und ihr möchtet nicht das er bestraft wird?", fragte er.

Ich schüttelte den Kopf.
,,Es wäre zu auffällig.", sagte ich.

Ich hoffe ich bereute diese Entscheidung nicht. Doch das ist das einzige, was ich mit mir ausmachen konnte.
Alles andere würde mich nur innerlich mehr zerreißen.

,,Sir Torben.", rief Laurenz einer seiner Wachen herbei.
,,Ja, Ihre königliche Hoheit?"
,,Besucht bitte Ritter Hans und sorgt dafür, dass dieser schweigt. Seid nicht zu zimperlich mit ihm. Richten Sie ihm auch meinen freundlichen Gruß aus."
Sie Torben verbeugte sich und verließ mit 2 weiteren Wachen uns.

,,Ein wenig ihm die Lektion zu erteilen muss du mir schon erlauben.", sagte er anschließend.
Ich nickte.
Es war erschreckend für mich, wie sehr sich Laurenz um mich sorgte.
Es war einfach nicht richtig.

,,Laurenz, es ist nicht richtig was wir tun."
,,Was meint ihr?", fragte er mit einem verwirrten Blick.
,,Die treffen. Ich verstehe warum ihr euch um mich sorgt, jedoch ..."
,,Das ist doch alles in Ordnung.", unterbrach er mich.
,,Ich meine das viel mehr von letzter Nacht.", ich beißte mir auf die Lippe.
Ich war mir nicht genau sicher, ob es wirklich die Realität war, doch er senkte seinen Blick nachdem ich dies gesagt hatte.
,,Ihr habt recht. Doch ich habe das Recht mir ebenfalls meine Zukünftige selbst auszusuchen. Ich bin noch nicht mit Sophia verlobt, noch habe ich es vor. Ich möchte mein Leben genießen.
Und Ella, ich möchte für euch da sein. Unabhängig von der Sitte. Ihr habt etwas schreckliches erlebt und ich weiß, dass ihr einsam seid. Ich sehe es euch an. Ihr braucht jemanden. Und dieser jenige werde ich sein...wenn ihr mir dies erlaubt."
Ich schaute mir eindringlich in die Augen.
Seine Reh braunen Augen verschlingen mich förmlich.
Ich möchte mich in ihnen versinken.
Einen Moment nicht darüber nachdenken , wer wir sind.
Einen Moment..
Sein Gesicht kam näher und ich ließ es zu.
Gerade in diesem Moment sind wir nur Laurenz und Emilia.
Keine Prinzessin Ella.
Einen Moment möchte ich Emilia sein.
Ich spürte bereits seinen Atem an mir und unsere Lippen waren kurz davor sich zu berühren.

,,Ihre königliche Hoheit.", drang eine Stimme zu uns und wir fuhren plötzlich auseinander.
Prinzessin Helena, Frederiks Zwillingsschwester stand vor uns.
Seit dem ersten gemeinsamen Abendessen habe ich sie nicht mehr gesehen, selbst Wörter habe ich nicht mit ihr gewechselt.
Laurenz erhob sich und nahm sie in den Arm.
,,Meine liebste Schwester. Wie geht es euch. Wie war Frankreich?",fragte er sie.
,,Wunderschön, Bruder. Du würdest es dort lieben. Das nächste mal begleitest du mich ja?", fragte sie ihn und strahlte.
,,Natürlich, liebste Schwester."
,,Sie sind ja immer noch bei uns", sagte sie und blickte mich an. ,,Ich dachte das sollte nur ein kurzer Aufenthalt werden.", sie lachte.
Ich wusste nicht was ich genau antworten sollte, doch Laurenz sprach für mich.
,,In ihrem Land herrscht aktuell eine Unruhe mit einem benachbarten Reich. Wir haben ein Brief erhalten, wo man und bittet weiterhin auf sie Acht zu geben."
Helena nickte.
,,Dann freut es mich. Vielleicht können wir uns auch mal ein wenig besser kennenlernen. Ich bleibe nun für eine Weile zu Hause, denn ich habe eine Überraschung zu verkündigen. Laurenz würdest du mich begleiten? Ich würde gerne dir zuerst davon erzählen.", sie strahlte über beide Ohren.

Laurenz sah mich entschuldigend an, doch ich nickte ihm zu, dass es in Ordnung war.
Familie war wichtig und er sollte dies auch zu schätzen wissen.

Eine Wache begleitet mich auf den Rückweg und ließ einen genügenden Abstand zwischen uns, so dass ich einmal tief einatmen konnte.
Alles passierte so schnell.
Das Unglück vor 2 Tagen, dann heute das er mich fast schon küssen wollte.
Ebenfalls log er auch noch.

Ich blieb plötzlich stehen.
Die Wache kam gelaufen und fragte : ,,Prinzessin Ella, geht es Ihnen gut? Fühlen sie sich nicht gut?"
,,Doch alles in Ordnung."

Er wollte mich küssen.
Warum wollte er das ?
Warum gerade mich?
Lady Arista wird mich umbringen, wenn sie das erfährt.

Eine Liebe aus einer anderen ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt