35. Kapitel

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Ich war schwanger.
Ein Baby.
Ich würde ein Baby bekommen.

Das war unheimlich gruselig.
Denn obwohl ich Babys mag und immer irgendwann eins haben wollte.
So wollte ich es jetzt noch nicht.
Nicht unter diesen Umständen.

Denn noch bin ich nicht mal die Nebenfrau von Laurenz.
Außerdem würde ich wahrscheinlich noch bevor ich das Kind austragen würde, getötet werden.
Wer weiß was passieren würde?

,,Ich habe Angst.", sagte ich zu Lsdy Arista, die die ganze Zeit mit mir in meinem Bett lag und mich in ihrem Armen hielt.
Sie strich mir dabei am Rücken entlang.

,,Was wird mit mir nun passieren?", fragte ich sie.
Sie seufzte.

,,Möchtest du es ihm sagen?", fragte sie mich, doch ich schüttelte den Kopf.

,,Er wird König werden. Und seine Frau wird zukünftige Königin.
Es ist noch nicht mal etwas offiziell, wie kann ich ihm das sagen..
Außerdem, wie kann ich davon ausgehen, dass nichts passieren wird. Wie kann ich davon ausgehen, dass es dem Kind gut gehen wird. Das Kind wäre ein Bastard.", ich weinte.

Wie kann ich ein Kind unter solchen Umständen zur Welt bringen?
Wie?

,,Emilia, wir werden ein Weg finden, dass hatten wir mit Marie auch geschafft. Ich würde sagen, wir bringen erst die Krönung und die Vermählung hinter uns und dann schauen wir weiter. Wie der Arzt schon gesagt hat, es ist noch sehr früh. Du hast also noch etwas Zeit."

Etwas Zeit war gut.   
Doch was sollte ich machen? Ich kann nirgendwo hin und .. Und wenn ich ehrlich bin, wollte ich dieses Kind.

Ich habe mir immer geschworen, wenn ich ein Kind zur Welt bringen  sollte, werde ich mich mit Herz und Seele darum kümmern.
Ich wollte nicht, dass meine Kinder, dass erleben musste, was ich Tat.

Und nun steh ich hier. 19 Jahre alt, schwanger im Mittelalter.
Schwanger von einem König.

Und wenn man wie ich, obwohl ich in Geschichte nie aufgepasst hatte, wusste ich was das bedeutet.
Der Tod.

Denn wie ich Eszter einschätze, wird sie mich wohl auf geheime Weise umbringen lassen.
Haha... ich will gar nicht daran denken.

Die Nacht war relativ kurz und da ich sowieso nicht schlafen konnte, war ich froh als es weiter ging.

Als wir in die Kutsche steigen wollte, kam eine Wache von Laurenz auf uns zu.

,,Ihre Majesät wollte wissen, ob es Mylady gut ginge. Er habe von der Vergiftung des Essens gehört und wollte nun wissen, ob ihr nicht zu Schaden gekommen seid."

,,Es ist alles in Ordnung. Mylady geht es nun besser.", beantworte Kirsten für mich.

Hätte ich womöglich geantwortet, hätte ich wahrscheinlich nur komische Quickgräusche hervor gebracht.
Denn nachdem ich die ganze Nacht fast mit weinen verbracht hatte, besaß ich keine Stimme mehr.

Die Wache nickte und begann sich wieder in die Richtung zu Laurenz.
Ich seufzte innerlich.
Warum war das alles nur so schwer hier.

Während der Fahrt hielt uns Clara die ganze Zeit auf Trapp.
Sie wollte ständig hinaus gucke und quackte immer komische Wörter.

Wenn ich sie so sah, kamen bei mir die Muttergefühle hoch.

Würde ich eine gute Mutter sein? Kann ich mein Kind das geben, was es braucht?
Habe ich es überhaupt verdient ein Kind zu bekommen?

Die ganze Überlegungen machten mich fertig, sodass ich gar nicht  bemerkte, das wir in Aachen ankamen.

Als wir aus der Kutsche traten schaute ich mir die Stadt genau an.
Ich war mit der Schule mal dort gewesen, jedoch sieht sie nicht aus wie in meiner Erinnerung.

So viele schöne historische Gebäude prägten die Stadt.
Es war alles hier so wunderschön.

,,Mylady.", eine Wache verbeugte sich vor mir.
,,Ich werde sie und ihre Hofdame, die Zeit bewachen. Wenn sie Wünsche haben richten sie mir diese bitte aus."

Ich nickte.
Das hieß ich muss nun vorerst von Lady Arista Abschied nehmen.

Wir nahmen uns in die Arme.
,,Bitte sei vorsichtig. Du schaffst das ja? Wir werden uns dann morgen sehen.", flüsterte sie mir ins Ohr.

,,Natürlich.", sagte ich und machte mich mit Kirsten und der Wache auf den Weg.
Ich versuchte erst gar nicht in die Richtung der anderen Kutschen zu schauen.
Dies traute ich mich gar nicht.

Zu sehr war außerdem meine Sorge, dass Laurenz etwas bemerken würde.
Ich wollte ihm eigentlich nicht das selbe antuen, wie es Marie bei Frederik tat, doch in unserem Fall war es einfach die bessere Lösung.

Er wird mit Eszter ein Kind zeugen und dieses wird dann auf den zukünftigen Thron kommen.
Da war nicht Platz für mich und das Kind.

Während wir durch die Stadt schlenderten, konnte ich meine Augen nicht von den Gebäuden lösen. Wie schön wäre es hier zu wohnen?
Natürlich war es kein Vergleich zu der Burg, in der ich wohnte, aber .. es war so schön hier und so idyllisch.

Nur leider muss man in diesem Fall arbeiten und als ich in dieser Welt ankam, habe ich bemerkt das mir gar nichts lag.
So ein Pech aber auch.

,,Gefällt es euch hier, Mylady?', fragte mich die Wache.
,,Sehr sogar.", schoß es aus mir heraus.
,,Das freut mich.", antwortet dieser und schwieg dann wieder.
,,Wie ist euer Name?", fragte ich.
,,Meiner? Ich heiße Benjamin."
,,Dann freut es mich euch, Benjamin,  kennengelernen."

Wir liefen durch die Straßen und ich war glücklich mal was anderes zu sehen.
Ich war zu sehr in der Burg festgehalten worden, sodass ich das alles schon vermisst hatte.
Als wir an einem Marktplatz ankamen, roch es einfach köstlich.

,,Möchten sie was essen, Mylady?", fragte mich Kirsten.
Ich nickte freudig.

Dann meldete sich mein Margen bereits.

,,Dann bin ich sofort wieder da."

Nun stand ich mit Benjamin hier und betrachtete ihn.
Er war noch nicht sonderlich alt, relativ jung sogar und sah eigentlich auch sehr gut aus.
Er hatte kurze Haare, die schwarz waren und seine blauen Augen wirkten als ob sie jemanden durchdringen würden.
Ein wenig ähnelte er der Mutter von Laurenz und Frederik, doch diesen Gedanken verdrängte ich sofort.

,,Wie alt seid ihr?", fragte ich ihn.
,,Ich? Ich bin 24, Mylady."
,,Und wie seid ihr dazu gekommen dem Königreich zu dienen?"
,,Hm, das war eigentlich nicht so geplant wie es passiert ist. Ich hatte viel schlechtes in meiner Vergangenheit getan und ebenfalls viel geklaut. Eigentlich sollte ich hingerichtet werden, doch ich hatte eine Vereinbarung mit dem vorherigen König getroffen. Ich diene dem Königreich, dafür bleibe ich am Leben und kann meine Familie ernähren."

,,Warum hast du denn als Kind Verbrechen begannen?"
,,Mylady, ich war das Kind eines Bauern, der kein Geld verdient hat. Meine Mutter war schwer krank und wir hatten kein Möglichkeit ihr Leben erträglicher zu machen.
Ich habe geklaut um sie zu retten, jedoch hatte das leider nichts gebracht. Sie ist ein Jahr später verstorben."
,,Das tut mir leid."
,,Das muss es ihnen nicht Mylady."
,,Also hast du nur noch deine Vater?"
,,Ja und drei Brüder."
,,Oh, also eine reine Männer Bude?", fragte ich und lachte dabei.
,,In der Tat. Ich sehe sie nur gar nicht. Mein Geld wird ihnen gesendet und ja. Ich habe sie seit 10 Jahren nicht mehr gesehen."
,,Oh..", gab ich von mir.

Das muss ein trauriges Leben gewesen sein.
Von seiner Familie getrennt um deren Überleben zu sichern.

,,Aber das tut nichts zur Sache, Mylady. Ich wurde nun von ihrer Majestät beauftragt für ihre Sicherheit zu sorgen. Und darin bin ich gut."

,,Das hoffe ich doch.", sagte ich und tächelte ihm leicht am Arm.

Eine Liebe aus einer anderen ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt