70: Confusion

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Die Zeit verging schnell. Das Essen hatte fast eine Stunde gedauert, war mir aber nur wie ein paar Minuten vorgekommen. Wir hatten uns gut unterhalten, viel gelacht und auch den ein oder anderen Witz gerissen. Es freute mich ungemein, dass Daehyun am meisten Gefallen daran fand, sich mit Jiyong zu unterhalten. Es war kein oberflächliches Gespräch. Nein. Sie diskutierten über Gott und die Welt, was mich sogar ein wenig neidisch machte. Ich konnte mich nicht daran erinnern bis jetzt jemals ein so tiefgründiges Gespräch mit meinem Freund geführt zu haben. Wir unterhielten uns eher über allgemeine Dinge. Was gerade in unserem Leben vor sich ging, was uns beschäftigte und woran wir Spaß hatten. Mal ganz von den liebevollen Neckereien abgesehen. Vielleicht war das aber normal und würde sich ändern. Eigentlich hatte ich gedacht, dass unsere Beziehung schon fortgeschrittener war. Und es enttäuschte mich ein wenig, einzusehen, dass dem nicht so war. Jiyong und ich befanden uns immer noch in der Kennenlernen-Phase. Ich war mir nicht ganz sicher, woran das lag. 

Vielleicht daran, dass Jiyong Probleme damit hatte, eine Beziehung zu führen, wie ich von seiner Mutter wusste. Aber da war noch etwas, was mich zum Nachdenken anregte. Ein paar Mal hatte Jiyong oder ich schon über tiefgründige Themen gesprochen, allerdings hatte er jedes Mal irgendwann das Thema gewechselt. Ich wusste nicht warum und konnte nur Vermutungen anstellen. Vielleicht wollte er nicht, dass ich seine komplette Denkweise kennen lernte. Oder seine Ansichten.

Und natürlich musste es nicht nur an ihm liegen. Vielleicht lag es auch daran, dass ich über bestimmte Sachen, die in meiner Vergangenheit passiert waren, nicht sprach. Meine letzte Beziehung war ein gutes Beispiel. Es konnte gut sein, dass Jiyong dachte, dass ich ihm noch nicht so ganz vertraute und deswegen nicht darüber sprach. Das stimmte allerdings nicht. Ich vertraute Jiyong voll und ganz. Es war unglaublich, wie viel Vertrauen ich nach etwas mehr als einem halben Jahr Beziehung.

Zurück zum Eigentlichen, um das es gerade ging. Mein Problem war eindeutig, dass ich es verdrängen oder auch wegschließen wollte. Die Erinnerungen an Youngjun waren nicht schön. Zu mindestens der Großteil davon. Natürlich hatten wir viel schöne und glückliche Momente erlebt, aber die schlechten Geschehnisse überwiegten die guten einfach.

Ich blinzelte, als man mir leicht gegen die Schulter stieß und somit aus meinem Überlegungen riss. Minjung sah mich aufmerksam an. Ihre Haare waren ein wenig verstrubbelt und ihre Augen glänzten. Sie war eindeutig angetrunken. Außerdem bemerkte ich einen amüsierten Funken in ihrem Blick.

„Über was denkst du nach?", fragte sie mich.

Die Frage war nicht aus vorgespielter Interesse oder Höflichkeit gestellt worden. Nein, Minjung interessierte sich wirklich dafür. An sich würde ich ihr auch echt gerne antworten, aber nicht wenn Jiyong fast direkt neben mir saß und alles mitbekommen würde. Außerdem wollte ich auch nicht wirklich jemanden anderem über seine Probleme eine Beziehung zu führen reden. Von meinen Problemen mal ganz abgesehen. Die würde ich, so leid es mir auch tat, nicht Minjung anvertrauen. So gut kannte ich sie immerhin auch wieder nicht.

„Nichts", log ich und sah kurz zu meinem Freund. Und genau das bemerkte Minjung. Ein verstehendes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, als ich wieder sie ansah. Aus ihrem Blick konnte ich lesen, dass sie ungefähr wusste, worüber ich mir Gedanken gemacht hatte und warum ich ihr diese nicht mitteilen wollte.

„Bläst ihr Trübsal?", mischte sich Chinara ein. Ich schmunzelte.

„Mehr Alkohol wäre gut, findest du nicht?", gab ich amüsiert zurück. Sofort fing sie an zu strahlen und bestellte auch gleich. Minjung lachte leise.

„Wenn ihr nichts dagegen habt, komm ich öfters mit", schlug sie vor. Ich wusste, anhand ihres Tonfalls, dass sie leicht verunsichert war. Nicht, weil sie schüchtern war, sondern eher, weil sie nicht wusste, ob wir das wollten. Doch für uns würde das kein Problem sein. Minjung war nett und passte gut zu uns. Außerdem war sie die feste Freundin meines besten Freundes. Kaito brachte sie in letzter Zeit immer mit, wenn wir uns trafen. Er wollte, dass sie Anschluss zu unserer Clique fand. Wir ermöglichten Minjung das ganz gut, fand ich.

Before that drama happened ║ G-DragonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt