72: After-wit

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„Du hast also wirklich keine Zeit?"

Ich seufzte und verdrehte die Augen.

„Nein, hab ich nicht. Jiyong, ich würde ja gerne mitkommen, aber ich habe es Lina versprochen."

Dieses Mal war Jiyong, derjenige, der die Augen verdrehte. Seufzend setzte er sich auf meinen Bürotisch und schlug die Beine übereinander. Ich wusste, dass er Lina nicht leiden konnte, auch wenn er es noch nie gesagt hatte. Ehrlich gesagt, konnte ich es ihm auch nicht übel nehmen. Lina war in seinen Augen einfach nur eines seiner vielen Fangirls. Mit dem kleinen Unterschied, dass sie es übertrieb und er eben auch richtig mitbekam, dass sie seine Beziehung nicht akzeptierte.

„Was macht ihr überhaupt?", hakte Jiyong desinteressiert nach. Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen und atmete tief ein. Ich würde lügen, wenn ich sagte, dass es mich nicht bedrückte, dass er meine beste Freundin nicht ausstehen konnte. Auch die Tatsache, dass es ihn eigentlich überhaupt nicht juckte was wir machten und nur aus Höflichkeit mir gegenüber nachfragte, traf mich.

Aber gut, ich wäre wohl an seiner Stelle genauso. Nur dass ich meine Abneigung offener zeigen würde. Das rechnete ich ihm übrigens hoch an. Nicht jeder schaffte es seine Abneigung einer bestimmten Person gegenüber nicht so offen zu zeigen.

Chinara war dafür ein Beispiel. Sie zeigte mir wie auch Lina ganz offen, dass sie Lina nicht leiden konnte. Auch Chohee hatte mir erst letztens gesagt, dass sie meine beste Freundin nicht wirklich mochte, hatte aber hinzugefügt, dass es wohl an Linas Charakter lag, mit dem sie nicht viel anfangen konnte. Aber immerhin besaß sie den Anstand es Lina nicht ins Gesicht zu ballern. Trotzdem konnte man bei jedem Gespräch der Beiden in Chohees Augen die Abneigung sehen. Lina sah es wohl nicht, denn meine Kollegin war höflich und diskret. Wobei Lina ja Chohee eh nicht ausstehen konnte. Woran das lag, konnte ich nur vermuten. Entweder daran, dass Chohee mich damals verteidigt hatte oder weil ich so gut mit ihr klar kam und Lina Angst hatte, dass Chohee ihren Platz einnehmen würde. Das würde zwar nicht passieren, aber ich würde es Lina auch nicht sagen. Sie sollte selber den Mund aufmachen, wenn sie Zweifel hatte. Ich sah es nicht ein, alles aus ihr raus zu quetschen.

„Ich habe keine Ahnung. Lina möchte mir was zeigen, sagt mir aber nicht was", antwortete ich meinem Freund ehrlich und grinste schief. Jiyong hob die Brauen. Skepsis zeichnete sich auf seinen weichen Zügen ab. Ich könnte ihn stundenlang anstarren und würde nicht von seinem Anblick satt werden. Doch bevor das noch Realität werden würde, wandte ich lieber schnell den Blick ab. Ich senkte den Kopf, konzentrierte mich wieder auf die unzähligen Mappen vor mir. Ich musste damit so schnell wie möglich fertig werden. Es lag noch viel Arbeit vor mir, was auch bedeutete, dass ich Überstunden in Kauf nehmen musste. Das würde Jiyong sicherlich gar nicht passen. Immerhin hatte er im Moment wieder jede Menge freie Zeit zur Verfügung. Diese wollte er größtenteils mit mir verbringen, wie er gesagt hatte. Mir grauste es schon davor, ihm zu beichten, dass daraus wohl nicht werden würde.

„Eigentlich wollte ich mit dir noch über was reden..."

Ruckartig sah ich auf. Wenn er schon so anfing, konnte das nichts Gutes bedeuten. Da war ich mir sicher. Sein Tonfall ließ ja auf nichts anderes schließen.

„Über was?!", hakte ich ungeduldig nach und sortierte, soweit es mir möglich war, die Mappen weiter. Großartig schwer war das wiederum auch nicht. Eigentlich musste ich ja nur die erledigten Aufträge stapeln und diese dann später wegbringen. Chohee hatte mir ihre Hilfe angeboten, doch ich verzichtete drauf. Das war meine Arbeit und sie hatte selbst genügend zu tun. Da musste sie sich nicht noch um meinen Krimskrams kümmern.

„Ist egal. Du solltest zusehen, dass du fertig wirst. Deine nette Freundin wartet bestimmt schon", gab er fast schon verärgert zurück. Seine Stimme triefte nur so von Sarkasmus und unterdrückter Abneigung. Ich kniff die Augen zusammen und stemmte die Hände in die Hüften. Angefressen richtete ich mich auf und bedachte Jiyong mit einem bösen Blick. Heute ließ es ihn ausnahmsweise mal nicht kalt.

Before that drama happened ║ G-DragonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt