39: Despair

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„Schätzchen dein Vater ist im Krankenhaus. Er hatte einen Schwächeanfall."



Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, wusste nicht wie lange ich schon auf dem Küchenstuhl saß und einfach in die Luft starrte. Meine Augen brannten. Ich wollte nicht weinen, es würde meinem Dad auch nichts bringen.

Mum hatte es mich vor einer Weile angerufen, es mir erzählt. Unter normalen Umständen wäre ich sofort zu meinen Eltern gefahren, doch es ging nicht. Ich musste Arbeiten. Im Moment war so viel los, dass ich mich einfach nicht traute frei zunehmen. Ich könnte Schwierigkeiten bekommen. Außerdem wollte meine Mum auch nicht, dass ich zu ihnen kam. Sie hatte gemeint, dass es Dad schon besser gehen würde. Trotzdem machte ich mir schreckliche Sorgen.

Schon seit Stunden schwirrte mir ihr Satz im Kopf herum. Ich war fertig mit den Nerven, wusste, dass Mum mich angelogen hatte. Nichts war gut, überhaupt nichts. Sie hatte mich angelogen, wollte nicht, dass ich mir Sorgen machte.

Fertig mit den Nerven vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen. Tief atmete ich durch, versuchte auf andere Gedanken zu kommen, wie schon die letzten Stunden. Ich war mir bewusst, dass es nicht klappen würde.

Meine Eltern waren nun mal auch nicht mehr die Jüngsten. Ehrlich gesagt, hatte ich eine scheiß Angst. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht mehr so oft bei ihnen sein konnte. Einzig und allein mit dem Geld, was ich ihnen monatlich überwies, unterstützte ich sie. Ich war es ihnen immerhin schuldig meiner Meinung nach.

Mum und Dad hatten früher pausenlos gearbeitet um meiner Schwester und mir ein sorgenloses Leben zu ermöglichen. Sie wollten, dass wir auch teure Sachen bekamen, sowie es bei den anderen Kindern der Fall war. Dann hatten sie das Studium meiner Schwester bezahlt, meines natürlich auch.

Als Emi, meine Schwester, mit ihrem Studium fertig gewesen war, war sie von einem auf den anderen Tag weg. Weder meine Eltern noch ich wussten, wieso sie gegangen war ohne es jemanden zusagen. Im ersten Moment hatte ich mir Sorgen gemacht, mich gefragt, ob irgendetwas passiert war. Dann war ich traurig gewesen und letztendlich wütend. Sehr wütend. Ich war es heute immer noch.

Meine Eltern hatten Emi so viel ermöglicht, ihr immer geholfen und sie haute einfach ab ohne ein Wort zu sagen.

Natürlich hatte ich versucht meine Schwester anzurufen, auch wenn ich nach all den Jahren immer noch wütend auf sie war. Erreicht hatte ich sie jedoch nicht. Ich wusste ja nicht mal, ob die Nummer, die ich von ihr noch hatte, noch gültig war. Es war wahrscheinlich eh so, dass sie ihre Nummer gewechselt hatte. Ich fühlte mich im Moment so hilflos.

Ich konnte nichts tun, hatte im Moment weder jemanden zum reden, noch jemanden der einfach da war. Meine Freunde mussten arbeiten und Jiyong war in Hong Kong. Seine Tour war noch nicht zu Ende. Zwar meldete er sich immer wieder zwischendurch, doch ich wollte ihn nicht damit ablenken. Er musste sich auf seine Konzerte konzentrieren. Ich wollte nicht, dass er vielleicht auch noch eines absagte wegen mir.

Fertig mit den Nerven stand ich auf, räumte die leere Tasse weg und ging in mein Schlafzimmer. Ich musste mich fertig machen für die Arbeit, auch wenn ich jetzt am liebsten zu meinen Eltern fahren würde. Doch ich konnte nicht.

Jetzt rollten mir doch ein paar Tränen die Wangen hinab. Wütend wischte ich sie weg, kniff die Augen zusammen und presste meine Fäuste gegen meine geschlossenen Augen.

Ich wollte nicht zur Arbeit. Ich wollte zu meinem Dad und nachschauen wie es ihm ging. Mir war durchaus bewusst, dass meine Eltern nicht mehr die Jüngsten waren. Es konnte jederzeit vorbei sein. Den Teufel an die Wand malen, wollte ich mit diesem Gedanken auf keinen Fall. Doch es war nun mal die Wahrheit.

Before that drama happened ║ G-DragonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt