Chapter 13

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„Aber...a...aber..." Ich brachte nichts als sinnloses Gestotter heraus. Das war doch nicht möglich! Fassungslos starrte ich auf die Stelle, an der der Brief gelegen hatte. Ich konnte mir das Feuer nicht einfach nur eingebildet haben, sonst würde der Brief noch an seinem Platz liegen und zwar da, wo ich ihn hingelegt hatte. Doch die Asche die dort anstelle des Briefes lag, war der Beweis dafür, dass es ein Feuer gegeben haben musste.

Fröstelnd schlang ich die Arme um meinen Körper und spürte wie meine Zähne klappernd aufeinanderschlugen. Irgendwo im hinteren Teil meines Gehirns signalisierte mein Körper mir, dass ich mich in einem Schockzustand befand. Doch bewusst wahrnehmen konnte ich diese Tatsache nicht. „Clarrise, ist alles in Ordnung bei dir? Warum hast du geschrien?" Ich hatte gar nicht bemerkt, dass meine Mutter die Treppe hinaufgestiegen war, doch auf einmal stand sie neben mir. „Da war Feuer in Allys Zimmer", erwiderte meine kleine Schwester mit großen, runden Augen. „Alles war voll mit Feuer!"

Meine Mutter warf kopfschüttelnd einen Blick in mein Zimmer. „So schlimm wird's ja wohl nicht gewesen sein, nicht war Allison?" Als ich nicht antwortete, wiederholte sie ihre Frage: „Nicht wahr, Allison?" Dieses Mal hörte ich ein bisschen Gereiztheit in ihrer Stimme mitschwingen. Sie erwartete von mir, sie zu unterstützen. Doch wieder war ich nicht in der Lage etwas zu erwidern. „Allison!", dieses Mal schrie Mum beinahe, während sie mir die Hand auf die Schulter legte und mit einem Mal zu sich herum drehte. Ich sah wie ihr Gesichtsausdruck von wütend zu irgendetwas anderem wechselte, das ich nicht genau zuordnen konnte. Ich glaubte eine Mischung aus Verblüffung und Mitgefühl zu sehen, doch ihre Mimik ließ sich nicht deutlich zuordnen.

„Hey...", begann sie sanft, „Was ist denn passiert? Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen." Beinahe hatte sie damit richtig gelegen, dachte ich. Auf gar keinen Fall konnte ich ihr erzählen, was wirklich passiert war. Sie würde mir sowieso keinen Glauben schenken, wieso sollte ich sie dann unnötig aufregen? Ich würde ihr im schlimmsten Fall sogar zutrauen, mich zu einem Psychologen zu bringen und dafür hatte ich im Moment überhaupt keinen Nerv.

Das Feuer war schließlich real gewesen, ich spürte immer noch wie mein Hals bei jedem Atemzug unschön kratzte, was auf den Rauch zurückzuführen war. Ich bemerkte, dass ich diesen Gedanken vor nicht allzu langer Zeit schon einmal gehabt hatte. Bisher konnte ich mit meiner Mutter über alles reden. Doch seit dem Brief hatte sich einiges geändert...

Ich spürte, wie das Zittern langsam weniger wurde, bis es irgendwann ganz fort war. Erst dann begann ich zu reden: „Also... Clarrise hat schon irgendwie recht. Ich hatte ein kleines Feuer in meinem Zimmer. Du kennst doch bestimmt den Lupeneffekt und... Ja auf jeden Fall hat so ein Blatt Papier angefangen zu brennen. Also keine große Sache, aber du weißt ja, wie kleine Kinder sind, sie übertreiben gerne mal..."

Nickend bestätigte mir meine Mutter, dass sie meine Ausrede für das Sinnvollste hielt und drehte sich zu Clarrise, um sich vor ihr auf die Knie sinken zu lassen: „Hör mal Schatz, du hattest recht, aber das ganze Zimmer haben die Flammen doch nicht ausge..." Sie konnte ihren Satz nicht zu Ende führen, da sie von Clarrise unterbrochen wurde: „Doch, doch!" „Ich werde ihr ein wenig vorlesen und versuchen ihr diesen Irrsinn wieder aus dem Kopf zu bringen." Meinte Mum etwas leiser an mich gewandt: „Leg dich lieber ein wenig hin, du siehst fertig aus, Allison.”

Ich ging auf ihren Rat ein und legte mich auf mein Bett, um mich ein wenig auszuruhen.


Shadow of your life, the story of a werewolf [Pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt