Chapter 2

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Selten hatte ich mich so gut gefühlt. Woher ich das wusste und warum ich mich so fühlte, konnte ich nicht sagen. Ich spürte, dass ich eigentlich gerade nicht dieses Gefühl haben durfte und dass ich mich eigentlich in Gefahr befand. Aber das interessierte mich nur wenig. Ich öffnete blinzelnd meine Augen und streckte genüsslich meine Arme aus. Sie waren mittlerweile nicht mehr gefesselt. Genauso wenig wie meine Beine und mein ganzer Körper, bemerkte ich, als ich mich zu meiner vollen Größe, den ganzen aufrichtete.

Ich war mit der Erwartung aufgewacht, dass mein kompletter Körper von den engen, quälenden Metallschellen schmerzen würde, sodass ich mich kaum bewegen könnte, auch ohne Fesseln. Doch weder meine Handgelenke, noch die Knöchel oder die Taille taten mir weh. Gelöst stand ich einfach nur da und genoss das Gefühl eines freien Körpers. War ich überhaupt gefesselt gewesen? Denn es hätten sich zumindest dunkle Kränze aus blauen Flecken um die betroffenen Stellen bilden müssen. Doch da war nichts an meinen Handgelenken.

Gar nichts! Schnell streckte ich meinen linken Fuß aus und stellte auch da fest, dass keine Spuren von dem gestrigen Alptraum geblieben waren. War es überhaupt gestern gewesen oder ist es noch länger her? Vielleicht Tage, vielleicht auch Wochen? Doch woher sollte ich das wissen... Ich verlor das Gleichgewicht und fiel zurück. Und landete auf einer weichen, großen Matratze. Nicht auf dem Stuhl, auf dem ich eingenickt war.

Auf einmal wurde ich neugierig und schaute mich genauer in dem Raum um, in dem ich mich befand. Alles weiß... Weiße Matratze mit weißem Bettgestell, daneben ein weißer Tisch mit weißem Stuhl und weiße Wände, die das Ganze umschlossen. Warum war es denn hier nur so kahl? Warum hatte sich niemand Mühe mit dem Einrichten gegeben und alles weiß gelassen? Doch das Schlimmste war die Tatsache, dass es keine Fenster in diesem Raum gab. Immerhin besser, als der Raum davor, dachte ich mir, während es mir bei der Erinnerung daran kalt den Rücken hinunterlief.

Ich tastete nach meiner Taille, nur um wirklich sicher zu gehen, dass ich auch wirklich keine Schmerzen mehr dort hatte. Zusätzlich zog ich das weiße Nachthemd, das aussah wie frisch aus dem Krankenhaus, hoch, um mir meinen Körper, der eigentlich zerschunden sein müsste, anzuschauen. Doch wieder sah ich nur meine leicht bräunliche Haut, die sich deutlich von dem restlichen weiß überall abhob.

Verwundert ließ ich es wieder fallen und begann im Raum auf- und abzulaufen. Was machte ich hier? Warum - so positiv es auch war - saß ich nicht mehr auf dem Stuhl und war gefesselt? Warum, verdammt nochmal, konnte ich mich immer noch an nichts erinnern? Diese Fragen machten mich fertig, während ich von einer Ecke zur anderen tigerte.

Doch plötzlich konnte ich mich nicht mehr konzentrieren, es war als ob mir die Fragen beim Denken entglitten, ich konnte nichts dagegen machen. Mich erfüllte eine tiefe innerliche Ruhe und wie von selbst setzte ich mich auf die Bettkante und legte meine gefalteten Hände in meinen Schoß. Was war nur...? Wieso...? Ich konnte keine einzige Frage mehr zu Ende denken. Doch anstatt dass mich diese Tatsache aufregte, entspannte sie mich noch mehr und ein Grinsen stahl sich auf mein Gesicht. Bist du noch...? Ich begann zu kichern. Zu kichern über meine eigene Dummheit.

So langsam fand ich auch Gefallen an dem kahlen Weiß. Bei so einer neutralen Farbe musste man nicht so viel denken. Ich glaubte, weiß würde meine neue Lieblingsfarbe werden. Und wieder fing ich an zu kichern. Das Leben ist schließlich zu schön, um traurig zu sein. Aber das war nicht der eigentliche Grund für mein Kichern. Ich hatte gar keinen, stellte ich grinsend fest.

Ich ließ mich nach hinten ins Bett fallen und summte vor mich hin. Was ich summte was mir unklar, aber man musste ja auch nicht immer alles wissen, sagte ich mir lässig. Die Welt war doch viel schöner, wenn man ahnungslos war...

Ich schloss die Augen gerade in dem Moment, als die Tür, die ich überhaupt nicht bemerkt hatte, mit so viel Schwung aufgestoßen wurde, dass sie mit einem lauten Knall an der Wand aufschlug. Bei diesem lauten Geräusch musste ich unwillkürlich zusammenzucken. Ich richtete meine Aufmerksamkeit bewusst auf dieTür, die sich langsam wieder in Richtung Türrahmen bewegte, wo sie auch hingehörte. Doch aus diesem stürmte plötzlich ein Typ.

Zugegeben ein sehr großer Typ mit vielen Muskeln und waren das Tattoos, die sich seine Arme hinaufschlängelten? Sie taten auf jeden Fall das, sie machten mir eine Heidenangst. Doch das schaffte der Typ auch ohne die Tattoos. Ich wich automatisch in meinem Bett zurück, bis ich mit dem Kopf gegen die Wand stieß. Doch davon ließ sich Tattootyp nicht beeindrucken, im Gegenteil.

Er kam mit grimmigen Gesicht und großen Schritten auf mich zu und als er schließlich vor dem Bett stand, musste er nur eine Hand ausstrecken und hatte mich schon erreicht. Er packte mich am Nacken und hob mich hoch, als würde ich nichts wiegen. Ich zappelte ängstlich, doch auch darauf reagierte er nicht. Eiskalt lief er zur gegenüberliegenden Wand und begann mir Fragen zu stellen: „Was weißt du darüber, sag schon?" Als ich nur ein gekrächztes, „Worüber?", herausbrachte, schlug er mich, so fest er konnte, gegen die Wand. Das dachte ich zumindest. Denn als ich ihn mit vor Schreck geweiteten Augen anstarrte, meinte er böse grinsend: „Rede, sonst wird's noch schlimmer!" Und damit schlug er erneut zu und der Putz begann zu bröckeln.

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Sooo. Ersteinmal vielen vielen Dank, dafür, dass wir die 1k Reads erreicht haben. Das ist eine so unfassbar große Zahl für mich, also nocheimal danke, danke, danke. Das bedeutet mir wirklich viel...❤❤ Und dann zu diesem Kapitel. Ich habe bis jetzt noch nie so viel in einem Teil geschrieben wie heute und das obwohl ich krank bin und obwohl ich eigentlich am Anfang keine Idee und nicht viel Lust hatte. Doch dann sind die Gedanken einfach gesprudelt und naja, das Ergebnis steht ihr ja jetzt hier. Beinahe tausend Wörter! Es würde mir sehr viel bedeuten, wenn ihr mir eure ehrliche Meinung dazu in die Kommentare schreiben würdet. Ach ja, den Tatootyp dürft ihr euch so ähnlich vorstellen wie Eric aus die Bestimmung, der ist mir dazu zumindest sofort eingefallen...

Liebe Grüße und fühlt euch gedrückt, Julia❤

Shadow of your life, the story of a werewolf [Pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt