„Mum, ist alles in Ordnung?", fragte ich sie, als ich wieder im Wohnzimmer angekommen war. Sie hatte ihre neue Brille abgenommen und rieb sich erschöpft die Augen. Während ich mich neben sie setzte begann sie zu reden:
„Weißt du, es ist alles viel komplizierter, als dir im Moment wahrscheinlich bewusst ist. Ich weiß, dass ich dir früher unrecht getan habe, als du mir die gleichen Fragen wie Clarrise gestellt hast. Ich denke, du hast das Recht dazu mehr zu erfahren Mir stockte der Atem, doch da hatte sie schon begonnen zu erzählen: „Das hat mit deinem Vater zu tun. Ich habe vorhin gelogen, als ich gesagt habe, dass ich eure beide Väter sehr geliebt habe. Ich habe Alan, deinen Vater, nämlich nicht sehr gut gekannt." „Dann wurde ich bei einem One-Night-Stand gezeugt?!", warf ich angewidert ein. Meine Mutter bedachte mich mit einem strengen Blick.
„Nein natürlich nicht. Ich kannte ihn schon länger. Als ich an deiner jetzigen Schule war, stand er eines Tages vor dem Hauptgebäude und stach mir sofort ins Auge. Es war, als ob es eine unsichtbare Kraft gegeben hätte, die mich angezogen hat. Und als er aufblickte, schaute er mir direkt in die Augen. Es war beinahe gruselig. Damals wusste ich noch nicht genau was Liebe ist, aber ich habe mich zu deinem Vater, wie schon gesagt, stark angezogen gefühlt. Wir haben uns dann im Laufe der nächsten Wochen öfters getroffen, mal im Kino, ein anderes Mal im Cafe um die Ecke. Die ganze Zeit war er süß und fürsorglich. Und eines Abends sind wir dann einen Schritt weiter gegangen..."
„Und dabei bin ich entstanden." „Und dabei bist du dann entstanden", wiederholte sie nickend.
„Für mich war die Entdeckung meiner Schwangerschaft erst einmal ein Schock. Ich wusste damals nicht, was ich mit 17 Jahren mit einem Kind anfangen sollte. Ich dachte, dein Vater würde mich vielleicht aufmuntern, wenn ich ihm davon erzähle und mir mit dem Baby helfen. Doch seine Reaktion auf die Schwangerschaft war ein Wutausbruch. Hätte an dem Abend nicht eine meiner Freundinnen vorbeischaut, dann hättest du den Tag wohl nicht überlebt", gestand mir meine Mutter mit Tränen in den Augen.
Ich nahm sie in den Arm und versuchte ihr tröstend den Rücken zu streicheln. In meinem Kopf wirbelten tausende ungeklärte Fragen umher. Wie konnte man nur so grausam sein? Ich kannte meine Mutter gut genug, um zu wissen, dass sie obwohl sie manchmal nervte, liebevoll und aufopfernd handelte. Wie konnte man so einer guten Person so etwas antun? Ab auch eine weitere Frage ging mir nicht aus dem Kopf: „Wie ist... ich meine... was ist aus ihm geworden?"
„Ich weiß es nicht", antwortete Mum und schüttelte unwissend den Kopf. „Nach meinem Geständnis und seinem Wutanfall habe ich ihn nie wieder gesehen. Als ob er sich in Luft aufgelöst hätte. Jedoch hatte ich am Anfang meiner Schwangerschaft oft das Gefühl beobachtet zu werden, wenn ich abends nach Hause gegangen bin. Mit der Zeit legte sich dieses Gefühl jedoch wieder. Wahrscheinlich war aber auch alles nur Einbildung und lag an dem Überfluss an Hormonen in der Schwangerschaft."
„Mum?" „Ja mein Schatz?" „Es tut mir leid, dassmein Vater dir soviel Leid zugefügt hat. Und es tut mir leid, dass ich dichfrüher immer mit meinen Fragen durchlöchert habe, als du noch nicht bereitwarst, mir davon zu erzählen." „Ach Allison, dafür kannst du doch nichts. Wederfür das eine noch für das andere
„Hab dich lieb, Mum!", erwiderte ichund drückte sie an mich. Sie drückte mich ebenfalls, dann schob sie mich einStück von sich. „Weißt du, was ich deinem Vater niemals übel nehmen werde?"„Nein..." „Dass er so eine hübsche und talentierte Tochter gezeugt hat."„Mum...", mir standen Tränen in den Augen.
Sie sah mich lächelnd an. „Ist beidir alles in Ordnung oder hat dich das Thema überfordert?", wollte sie wissen.Ebenfalls lächelnd schüttelte ich den Kopf. „Dann ist es ja gut... Ach undbevor ich es wieder vergesse, dein Brief liegt noch auf dem Schreibtisch." „DankeMum. Ich werde ihn gleich aufmachen." Mit diesen Worten gab ich ihr einen Kussauf die Wange und lief die Treppe hinauf, wobei ich wie immer zwei Stufen aufeinmal nahm.
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Diese Widmung geht an LarissaNoorani
Danke für deine lieben Worte, mit denen du mich zum Strahlen bringst!
An alle anderen, die das hier lesen, schaut unbedingt mal bei ihr vorbei, ich verspreche euch, es wird sich zu hundertprozent lohnen, denn sie schreibt ein wundervolles Buch namens 'the worthy for my always'!
Liebe Grüße und fühlt euch gedrückt, Julia❤
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Shadow of your life, the story of a werewolf [Pausiert]
Lupi mannari»Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, Allison«, flüsterte Alec und ich schaute ihn für einen Moment ausdruckslos an, während sich in mir die ganze aufgestaute Wut und die Enttäuschung sammelte. »Du hast dir also Sorgen gemacht?«, fragte ich nach ein...