Chapter 14

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„Liebe Schüler. Wieder einmal liegt eine erfolgreiche Vollmondnacht hinter uns und nun sitzen wir alle hier, um dieses Ereignis mit einem großen Festmahl zu feiern." Vereinzelt waren Jubelrufe zu hören. „Halt. bevor wir anfangen zu essen, möchte ich euch noch unser neuestes Mitglied vorstellen: Allison! Ich bitte um Applaus..."

Auf seine Aufforderung hin, begannen einige der Anwesenden zu klatschen, darunter vor allem Jungs. Von den Mädchen kassierte ich wenn überhaupt nur einen feindseligen Blick. „So", unterbrach der Mann, der vorne auf der kleinen Erhöhung stand und dessen Stimme auch ohne Mikrofon den ganzen Saal ausfüllte: „Da ihr nun diese Neuigkeit zur Kenntnis genommen habt, bleibt mir nichts anderes zu sagen als Guten Appetit!"

Mit einem lauten Gejohle stürzte sich die Masse auf das Essen, das während der kurzen Rede in den Raum geschoben worden war. Auf jedem Wagen war reichlich Essen zu sehen. Hauptsächlich Fleisch häufte sich auf den silbernen Platten und wurde von Sekunde zu Sekunde weniger. Ich blickte mich nach Logan um, doch auch er schien sich, wie die anderen, aufs Essen gestürzt zu haben. Etwas enttäuscht, wand ich mich meinem leeren Teller zu. Heute würde ich wahrscheinlich nichts mehr von den ganzen Köstlichkeiten abbekommen, so wie die Anderen sich darum zu prügeln schienen.

Wo war ich hier überhaupt gelandet? Die Menschen hier schienen... Nicht direkt verrückt, aber zumindest anders zu sein. „ flüsterte eine Stimme, die tief aus meinem Innern zu kommen schien. Und es stimmte. Ich fühlte mich hier, unter diesen Leuten, besser. Mein Gehirn signalisierte mir Geborgenheit und Gemeinschaft und meine Angst, die ich so lange, genauer gesagt seit ich den Brief erhalten hatte, vor mir hergeschoben und die in mir gebrodelt hatte, war von einer großen Flamme zu einem kleinen Glimmen erloschen.

Ich hatte nicht bemerkt, dass sich mir bei diesen Gedanken ein Lächeln auf die Lippen geschlichen hatte, doch als ich in einer der mit Blumen gefüllten Metallvasen mein Spiegelbild erblickte, strahlten mich sowohl meine glühenden Augen, als auch mein Lächeln an. Als ob ich zu Hause wäre... „Das ist dein zu Hause, hier gehörst du schließlich hin."

„Und hast du mich schon vermisst?", fragte mich ein schelmisch grinsender Logan. Ich schaute überrascht, als er zwei Teller in die Luft hielt. „Ich sehe, du bist vor Freude sprachlos. Ich habe uns etwas zu essen geholt." Er stellte einen mit Fleisch vollbeladenen Teller vor mir ab und ich konnte nur auf die riesige Menge an Essen vor mir starren. Nach einer Weile richtete ich widerwillig meinen Blick auf Logan, der sich immer noch grinsend neben mich hatte fallen lassen. Ich wusste immer noch nicht, was ich sagen sollte. „Logan..."

„Ein ,Ich liebe dich über alles' würde schon reichen", er zwinkerte mir zu und ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. „Das tue ich wahrscheinlich tatsächlich", ich erntete eine hochgezogene Augenbraue. „Naja, immerhin hast du mich vor dem Verhungern gerettet!" Nun begann auch er zu lachen. „Na wenn das so ist." Er beugte sich zu mir und formte seine Lippen, als wolle er mich küssen. „Logan!", schob ich ihn schmunzelnd zur Seite. „Ich habe..." Meine Heiterkeit wurde augenblicklich von meinen Gedanken überschattet.

Einen Freund, hatte ich sagen wollen. Doch was war mit Thomas und mir? Wollte er nach unserem Streit überhaupt noch mit mir zusammen sein und konnte ich es im Moment, falls er es noch wollte? Denn so wie es aussah, wusste ich nicht einmal, wo ich mich befand. Wie sollte ich, dann zu Thomas finden. Mit dem Gedanken an Thomas kamen auch die Erinnerungen an meine Mutter und meine kleine Schwester, die ich beide so sehr liebte, obwohl es manchmal nervig gewesen war, mit ihnen zusammenzuleben.

Und auch Sophie, die mir bei unserem letzten Treffen erzählt hatte, dass sie sich das erste Mal verliebt hatte, schlich sich in meine Gedanken und brachte die Tränen, die mir schon in den Augen standen zum Überlaufen. Träne für Träne rollte mir über das Gesicht und bildeten einen Schleier, der sich über meine Sicht legte.

„Oh Allison." Es war Logan, der mir sanft über den Rücken strich, während die Tränen der Trauer in Strömen flossen und nicht enden wollten. Zu meinem Glück hatte niemand anderes bemerkt, dass ich begonnen hatte zu weinen, denn die neugierigen Blicke hätte ich in dieser Situation wahrscheinlich nicht ertragen. Aber sie unterhielten sich munter mit ihren jeweiligen Sitznachbarn und schienen nichts anderes um sich herum wahrzunehmen.

„Willst du , setzte Logan an, als ich mich wieder beruhigt hatte. „Nein!", unterbrach ich ihn scharf. „ Tschuldigung" Ich schniefte und Logan hielt mir ein Taschentuch entgegen, dass ich dankbar annahm. „Es ist halt alles nicht so leicht für mich. Und mein Gehirn platzt fast von den vielen unbeantworteten Fragen, die in meinem Kopf herumschwirren.

Was ist zum Beispiel mit meiner Familie? Werde ich sie je wieder sehen? Denn ich hab keine Ahnung wie, ich kann schließlich nicht wieder in die Kirche hochklettern, oder?" Logan schaute mich etwas verwirrt an. „Ach, keine Ahnung", murmelte ich in meine Hände, auf denen ich meinen Kopf abgestützt hatte. Logan hatte immer noch nicht aufgehört meinen Rücken zu streicheln und unterstützte mich auf diese Weise sehr.

So fühlte ich mich wenigstens nicht ganz alleine und ich hatte das Gefühl, dass ich mich auf Logan verlassen konnte, obwohl wir uns vor keiner halben Stunde kennengelernt hatten. Mein von den Tränen schmerzender Kopf kippte schwer zur Seite und berührte so Logans Schulter. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf meine Atmung, um nicht über meine Familie und Freunde nachdenken zu müssen, die ich zurückgelassen hatte.

„Ich kann dich zum Alp... Direx bringen, wenn du das möchtest", hörte ich Logan vorsichtig sagen, „Er kann dir bestimmt einige deiner Fragen beantworten." Meine Augen wurden groß als ich zu ihm aufblickte. „Das würdest du für mich tun?" „Klar", empfing mich Logans warmes Lächeln. „Aber..." „Jetzt kommt die Erklärung, warum er es nicht machen kann", hörte ich bereits meine enttäuschte innere Stimme, doch was er zu sagen hatte, ließ mich erleichtert aufatmen: „Wir sollten aber zuerst aufessen, auch wenn das Essen inzwischen kalt sein dürfte."

Mit diesen Worten begann er, zu essen, und zwar ohne Besteck. „Äh, Logan?" „Hmnmn?", fragte er mich mit vollem Mund. „Ach, egal", erwiderte ich und machte es ihm einfach nach. So würden wir wenigstens schneller fertig werden, um zum Direktor zu gehen. Und dann würde sich für mich Einiges aufklären, das war zu diesem Zeitpunkt zumindest meine Hoffnung...

Shadow of your life, the story of a werewolf [Pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt