Chapter 3

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Mein Kopf dröhnte von den Schlägen, die in regelmäßigen Abständen von wenigen Sekunden erfolgt waren. Ich spürte jedoch schon lange keinen Schmerz mehr, nur noch ein dumpfes Gefühl in meinem Bauch signalisierte mir, dass meinem Körper eine wurde. Die Schläge nahm ich nur noch als einen Aufprall wahr, doch nicht von mir, sondern von einem Körper, mit dem meine Gefühle längst nicht mehr verbunden waren.

Und Tattootyp wirkte nicht, als ob er in nächster Zeit aufhören wollte. Er schien auf etwas zu warten, doch ich wusste bei bestem Willen nicht, was er hören wollte. Was mir unbekannte sollte ich sagen? Von was hatte er nur geredet? Zwischen zwei Schlägen versuchte ich, ihm in die Augen zu schauen, doch ich sah nichts anderes außer Gewalt und Aggression, gepaart mit bösartiger Freude. Keine gute Mischung, wenn man sich mit der Person unterhalten wollte. Doch wollte ich das überhaupt?

Was ich auf jeden Fall begrüßen würde, wäre, wenn er endlich damit aufhören würde, meinen Körper gegen die Wand zu schleudern, da für mich dabei irgendwie der Spaß fehlte. Doch ich konnte mich weder körperlich, noch mit Worten dagegen wehren, da es mir, wie durch eine Blockade verwehrt war, mir zu negative Gedanken über die ganzen Geschehnisse zu machen.

Gerade holte Tattootyp wieder zu einem neuen, brutalen Schlag aus und wollte mich gegen die kahle Wand schmettern, als ich von hinten ein Knarzen hörte. Genauso überrascht wie Tattootyp drehte ich meinen Kopf in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen sein musste, und entdeckte, dass die Tür wieder sperrangelweit offen stand.

Im Türrahmen lehnte eine Frau. Diese hier war jünger und sah weit aus freundlicher aus, als die verbitterte andere Frau oder der Tattootyp. Sie sah uns herabschauend an, dann brach sie in schallendes Gelächter aus. „Du solltest sie ausfragen, nicht ihr den Gar ausmachen, du Trottel! Schaffst du denn nicht einmal solch einfache Dinge?"

Der Typ schaute etwas perplex zurück und antwortete nachdem er meinen Nacken losgelassen und mich vorsichtig auf dem Boden abgesetzt hatte, auf dem ich dann wiederrum sofort zusammenklappte: „Aber sie hat nicht g Was hätte ich denn tun sollen?" Nun nahm sein Blick, dem vor wenigen Sekunden noch so viel Hass und Grausamkeit innewohnten, einen verzweifelten Hauch an, sodass er mir trotz allem, was er mir angetan hatte, doch ein wenig leidtat.

„Du hättest es ihr auf eine kluge Weise, mit Worten, entlocken können, aber, wenn du sie zusammenschlägst, stirbt sie noch und es ist weitaus wichtiger, dass sie sich lebend in unserem Besitz befindet, als dass sie spricht!" Ich sah, dass sich die neue Frau so in Rage redete, dass sogar kleine Spucketröpchen beim Reden im Gesicht des Tattootyps landeten. Aber er schien es nicht zu bemerken oder er war so schlau, ihr wenigstens nicht zu widersprechen, da sie sehr viel gefährlicher zu sein schien, als er.

Das war nicht etwa an ihrer Größe oder ihren Muskeln auszumachen, denn beides viel bei weitem nicht so groß aus wie bei Tattootyp. Nein, ihre Ausstrahlung war es, die sie überlegener wirken ließ. Sie zeigte, dass sich hinter der kleinen, zierlichen und vor allem bildhübschen blonden Frau ein gefährliches, völlig gefühlskaltes und rational denkendes Monster verstecken musste.

Da ließ ich mir doch lieber den Kopf von einem dummen Muskelprotz einschlagen, als von einer schlauen Frau gedanklich zu Tode gequält zu werden. Doch genau dieser Alptraum schien sich gerade zu erfüllen: „Da du für diese Aufgabe unfähig zu sein scheinst, werde ich sie persönlich übernehmen müssen." Innerlich stöhnte ich auf. Warum war mir kein Glück vergönnt? Womit hatte ich das verdient? Doch ich wusste es nicht. Vielleicht hatte ich es ja wirklich

Wieder schweiften meine Gedanken ab und ich konnte mich nicht konzentrieren. Was war denn bloß los mit mir? Ich spürte, wie mich eine Woge des Glücks durchbrannte und begann zu Lächeln. Die Frau neben mir beobachtete mich dabei und begann ebenfalls zu grinsen. Doch ihr Grinsen hatte nichts Freundliches. Es war fies und... SO eine Scheiße! Das Wort war mir einfach entfallen. Es lag mir auf der Zunge aber ich konnte es nicht denken. Warum...?

Plötzlich ertönte ein ohrenbetäubendes Geräusch, bei dem ich so stark zusammenzuckte, dass ich an der und nach hinten kugelte. Wollte ich überhaupt sehen, was geschehen war? Nein, doch mein Kopf drehte sich wie von alleine, meine Augen wurden rund und ich riss sie vor Schreck starr auf.

Vor mir auf dem Boden lag Tattootyp mit verdrehten Augen und schwer keuchend, während sich um seinen zuckenden Körper immer schneller Blut sammelte und sich zu einer großen dunkelroten Lache vermischte. Er umschlang seinen Oberkörper mit seinen muskulösen Armen, stieß noch ein letztes Mal einen gequälten, unmenschlichen Schrei aus, dann war er tot, umgebracht von seiner eigenen Komplizin, die ihn erschossen hatte.

„Also Schätzchen", beganneben diese Frau, die immer noch dieses dämliche Grinsen aufgesetzt hatte undzog mich auf den Stuhl neben dem Tisch, während sie sich selber breitbeinig aufdas Bett setzte, „Wo fangen wir an?"

Shadow of your life, the story of a werewolf [Pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt