Ich stürmte die Treppen hinauf zu Logans Zimmer, in der Hoffnung ihn dort anzutreffen. Meine Wut, die sich anfangs nur gegen Alec gerichtet hatte, zielte jetzt auch etwas auf Logan, denn er war schließlich derjenige, der mir das Training mit Alec aufgezwungen hatte.
Mein Blick war stur auf den Boden gerichtet, während sich meine Schritte immer schneller beschleunigten, bis ich beinahe die Treppen hinaufsprang.
Als ich etwa auf der Höhe des Speisesaals angelangt war, prallte ich auf einmal gegen einen Körper. Ich taumelte zurück und wäre beinahe die Stufen rückwärts nach unten gestürzte, doch die Hand meines Gegenübers schnellte nach vorne und zog mich wieder ins Gleichgewicht.
Das erste was ich sah, war ein rosafarbenes Wirrwarr, das Haaren wohl am nächsten kam. Ich blickte auf und schaute durch die großen Brillengläser in die dunklen Augen der Koreanerin Keira. Sie blickte mich missmutig an und verzog das hübsche Gesicht zu einer gequälten Grimasse.
„Das trifft sich gut. Ich habe dich gesucht, Allison. Komm mit", befahl sie mir ohne weitere Informationen. Ich schaute sie nur fragend an, da ich nicht verstand, was sie von mir wollte.
„Jetzt schau nicht so blöd! Ich muss dich einweisen, da ich deine Zimmerpartnerin bin, so lauten hier die Regeln." Keira sollte meine Zimmernachbarin sein? Warum hatte ich nur immer so viel Glück im Leben? Konnte nicht ein einziges Mal etwas schönes passieren? Mit was hatte ich eine Mitbewohnerin verdient, die mich anscheinend nicht ausstehen konnte?
Und als hätte sie meine Gedanken gelesen, bestätigte mir Keira in diesem Moment meine Befürchtungen: „Ich find es ja auch scheiße, aber wir können daran leider nichts mehr ändern." Na super. Nicht, dass ich gerade nur von einem Typen, der mich hasste, umgeworfen worden war. Nein, nun musste ich mir auch noch mit Keira ein Zimmer teilen. Bei dem Gedanke an meinen Sturz tastete meine Hand automatisch nach meiner Stirn. Die Stelle, an der ich auf dem Boden aufgeschlagen war, pochte heiß unter meinen Fingern und mich durchzog bei der Berührung ein scharfer Schmerz.
Ich zog zischend die Luft ein, stolperte aber schleunig hinter Keira her, als sie weiter auf den zweiten Stock zusteuerte, in dem sich anscheinend die Schlafzimmer der Mädchen befanden, und mich dabei hinter sich herzog. Sie brauchte bloß nicht zu denken, dass ich wegen so einer kleinen Verletzung herumheulte.
Keira führte uns durch mehrere verwinkelte Gänge, bis sie vor einem weit hinten liegenden Zimmer stehen blieb. Ich konnte die Ziffer auf dem Schild kaum erkennen, nur eine drei nahm ich auf der mitgenommenen Glasscheibe wahr, die sich über dem Zimmerschild befand.
„Das hier", Keira machte eine ausladende Handbewegung in Richtung der linken Zimmerhälfte, in der sich genau die gleiche Ausstattung wie auf der rechten Seite befand, „Ist meine Seite. Wenn du auch nur irgendetwas von mir anrührst, bring ich dich um."
Keira schien eindeutig eine Person der klaren Worte zu sein. Deutlicher hätte sie ihre Bedingung nicht ausdrücken können. Ich nickte nur, um ihr zu verstehen zu geben, dass ich sie akzeptiert hatte.
„Gut. Die andere Seite ist dann deine. Du kannst machen, was du willst, allerdings am besten so, dass ich so wenig von dir mitbekomme, wie möglich." Wow. Keira wurde mit jedem Satz immer freundlicher. Ich spürte, dass wir gute Freundinnen werden würden.
„Ich bin zwar deine Patin, aber das heißt nicht, dass wir uns oft sehen müssen", fuhr Keira fort. Ich ließ mich auf mein Bett plumpsen. Meine Beine hätten es keine einzige Sekunde länger ausgehalten zu stehen und auch meinen Augen fiel das Offenbleiben schwer. Ich hatte eindeutig zu wenig geschlafen.
„Was ist eine Patin?", fragte ich Keira, nachdem ich für einen kurzen Moment eingedöst war. Ich hörte ihr Stöhnen, das von ihrer Seite des Zimmers ausging. Kurz sagte sie nichts, doch dann erbarmte sie sich: , die unerfahrene Neulinge einweisen und deswegen mit ihnen in einem Zimmer leben. Und leider hat mich das Glück getroffen, dich als Patenkind zu haben."
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Shadow of your life, the story of a werewolf [Pausiert]
Werewolf»Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, Allison«, flüsterte Alec und ich schaute ihn für einen Moment ausdruckslos an, während sich in mir die ganze aufgestaute Wut und die Enttäuschung sammelte. »Du hast dir also Sorgen gemacht?«, fragte ich nach ein...