Chapter 25

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Auch die nächsten Tage erschien Alec nicht zu unserem Training. Ich wartete dreimal auf ihn, bis ich zu dem Schluss kam, dass er wohl in nächster Zeit nicht mehr kommen würde. Auch außerhalb des Trainings sah ich ihn nicht mehr, doch als ich mich bei Logan nach ihm erkundigte, bekam ich keine Antwort auf die Frage, wo Alec steckte. Niemand schien zu wissen, wo er sich befand, doch mir konnte es recht sein, schließlich mochte ich den Typen nicht einmal.

In der Zeit, in der Alec verschwunden war, geschah nichts außergewöhnliches. Inzwischen waren über zwei Wochen vergangen und ich fühlte mich von Tag zu Tag erholter, da ich die Nächte durchschlafen konnte, ohne von Albträumen gestört zu werden.

Ich jagte durch den dunklen Wald. Meine Pfoten schlugen hart auf dem Boden auf, während ich rannte. Ich rannte, um das Gefühl der Freiheit nicht zu verlieren, die ich durch die Geschwindigkeit verspürte. Trotz des dicken, hellen Fells, das meinen Körper wie eine flauschige Decke umhüllte, konnte ich die beißende Kälte der Nacht deutlich spüren. Doch sie störte mich nicht. Im Gegenteil! Ich genoss den kühlen Wind, der meine feuchte Schnauze streifte und all meine Sorgen wegzublasen schien. Die Einsamkeit schaffte mir Genugtuung, während ich die Dunkelheit um mich herum genoss.

Das Knacken setzte ein und meine Knochen verdrehten sich zu einem neuen Skelett. Mein Schmerzensschrei wurde zu einem fürchterlichen Heulen verzogen, das durch die schwarze Nacht hallte, nur um wie die Landschaft von den Schatten um mir herum verschluckt zu werden. Die Kälte, die eben noch angenehm gewesen war, schien mich jetzt beinahe aufzufressen und zerrte an meiner nackten Haut wie Piranhas. Während die letzten Wellen des Grauens in meinem Körper verebbten, erschienen vor mir zwei leuchtende Punkte, die immer größer wurden. Die glühenden Augen beobachteten mich argwöhnisch, während ich aus der Welt gezogen wurde, hinein in den mir schon bekannten Strudel...

Schweißgebadet und zitternd lag ich in meinem Bett, die Augen fest zusammengekniffen. Die Kälte zerrte nach wie vor an mir und auch die dicke Decke, die über meinem Körper lag, sorgte nur langsam dafür, dass mir wärmer wurde. Während ich mein rasendes Herz zu beruhigen versuchte und tief ein- und ausatmete, kehrte allmählich die Wärme in meinen Körper zurück und meine Beine begannen zu kribbeln.

Ich schlüpfte schnell aus der Tür hinaus, den dunklen Flur entlang, in Richtung des großen Tores. Ich war seit unserer Ankunft nicht mehr draußen im Freien gewesen, nur in meinen Träumen erlebte ich den Wald und die freie Natur. Doch ich sehnte mich danach, auch im Wachen Zustand das weiche Gras und den erdigen Boden unter meinen Füßen zu spüren, deswegen öffnete ich leise das Haupttor und verschwand in die Nacht.

Diese entpuppte sich jedoch als früher Morgen. Die ersten Sonnenstrahlen zogen sich schon durch die dichte Wolkendecke und erleuchteten den Wald vor mir, sodass ich nicht vollständig in der Dunkelheit stand. Ich zog meine Jacke, die ich mir im Hinausgehen noch schnell übergeworfen hatte, enger um meine Taille, um mich vor der beißenden Kälte zu schützen. Meine langen Haare wurden von dem starken Wind zerwühlt und hingen mir abwechselnd wirr ins Gesicht oder wirbelten hinter mir durch die Luft. Ich atmete tief ein und versuchte das Unbehagen, das von dem Traum übrig geblieben war, abzuschütteln, doch ein kleiner Rest blieb.

Ich lief den schmalen Pfad entlang, der tiefer in den Wald führte und genoss die Ruhe, die sich in mir ausbreitete, während ich den Kopf in den Nacken legte und meine Arme von mir streckte.

"Allison!", hörte ich eine Stimme schreien. Ich zuckte zusammen und drehte mich um, auf der Suche nach der zur Stimme gehörenden Person. Plötzlich packten mich zwei große Hände und drückten mich grob zur Seite. "Was machst du hier?", schrie mich Alec an. Was ich hier machte? Mir stiegen Tränen in die Augen. "Ich gehe spazieren, wonach sieht's denn aus?", gab ich pampig von mir. "Ach ja und zur Abwechslung lebe und atme ich auch noch. Tut mir wirklich leid, wenn ich dich damit gestört haben sollte, kommt nicht mehr vor."

Was fiel ihm ein, mich so hermzukommandieren, vor allem nachdem er tagelang nicht zum Training erscheinen war und mich einfach hatte sitzen lassen. Alec beachtete mich mit einem merkwürdigen Blick, dann seufzte er: "Es ging doch nur darum, dass es für dich zu gefährlich ist, hier draußen einfach so herumzulaufen." Als ob das für ihn wichtig wäre.

Seit wann war Alec überhaupt wieder da, ich hatte ihn am Abend noch nicht gesehen, er musste also mitten in der Nacht gekommen sein. Verwirrt dachte ich über sein plötzliches Auftauchen nach, als Alec zu sprechen begann: "Willst du vielleicht auch noch was sagen?", gab er pampig von sich und sofort stürzten wieder die vielen Szenen auf mich ein, in denen mich Alec behandelt hatte wie ein Stück Scheiße. Ich unterdrückte die Wut, die in mir aufstieg, so gut ich konnte und drehte mich einfach wortlos um, während ich in Richtung College zurückhastete.

"Dann halt nicht", hörte ich Alec frustriert rufen, doch ich drehte mich nicht zu ihm um, sondern konzentrierte mich nur auf den steinigen Boden vor mir und auf meine Füße, die mich wieder zurück ins Schloss tragen sollten.

"Ich habe gesehen, dass du dir die Bücher angeschaut hast", wurde ich von Keira begrüßt, als ich wütend in unserem Zimmer angelangt war. Ich blickte überrascht auf, da ich nicht erwartet hatte, sie wach anzutreffen.

"Du hast... Hast du Heimweh?", fragte sie auf einmal ganz sanft und ich schaute sie entgeistert an. Wo war plötzlich diese Keira hergekommen, oder lag es an der frühen Uhrzeit, dass sie so freundlich zu mir war?

"Ich dachte mir, dass du deine Familie und deine Freunde schrecklich vermissen musst-"

"Seit wann interessiert dich das?", unterbrach ich sie etwas zu harsch, weil ich nach der Sache mit Alec mein Misstrauen nicht gut genug unterdrücken konnte. Sie schaute mich aus ihren dunklen Augen an und ich erschrak über den tieftraurigen Ausdruck, den sie angenommen hatten: "ich weiß, wie es sich anfühlt seine Eltern zu verlieren...", murmelte sie beinahe unverständlich und wich meinem Blick aus.

Ohne groß darüber nachzudenken, was ich tat, ging ich einige Schritte auf sie zu und nahm sie fest in die Arme. Ich spürte wie ihr Körper durch einige Schluchzer erschüttert wurde, während sie sich an mir festklammerte, als ob ihr Leben davon abhinge.

Nach einer Weile schob sie mich vorsichtig von sich: "So war das eigentlich nicht geplant.", erklärte sie schniefend. "Ich wollte die nur sagen, dass ich gut verstehen kann, was du gerade durchmachst und dass du dich wahrscheinlich danach sehnst nach Hause zu gehen." Ich nickte nur bestätigend, da mich ihre mitfühlenden Worte überrumpelt hatten, so dass ich keinen Ton herausbrachte.

"Und deswegen wollte ich dir das hier geben", schloss sie ihre Rede ab und reichte mir ein reichverziertes Amulett. Als ich es entgegen nahm, spürte ich das große Gewicht, dass sich schwer in meine Hände drückte. "Was... Was ist das?", fragte ich unsicher, weil ich nicht wusste, was ich damit anzufangen hatte.

"Es ist ein Talisman, der meinem Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Urgroßvater gehört hat. Seit dem ist er in unserem Familienbesitz und wird von den Eltern immer weiter an das jüngste Kind gegeben. Mein Vater war der letzte, der das Amulett besessen und wiederrum mir vererbt hat." Als sie meinen fragenden Blick registrierte, fuhr sie mit ihrer Erklärung fort: "Allison, dieser Talisman ist einer der wenigen Schlüssel zur anderen Welt!"



Shadow of your life, the story of a werewolf [Pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt