Chapter 27

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Vorab möchte ich mich für fast dreitausend Reads bedanken. Das ist unglaublich und bedeutet mir unheimlich viel! Außerdem hoffe ich, dass euch die Geschichte immer noch gefällt. Über Votes und Kommentare würde ich mich riesig freuen. Liebe Grüße, Julia ❤

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Das laute Hupen eines Autos riss mich aus meiner Schockstarre, die ich angenommen hatte, als mir bewusst geworden war, dass ich mitten auf einer Straße befand. Die wenigen Wochen, die ich im Rudel verbracht hatte, hatten mich völlig vergessen lassen, wie anders und laut diese Welt doch war. Ich versuchte meine Arme schützend vor den Körper gehalten von der Straße zu kommen, doch ich sah nichts als Autos, die um mich herum schlingerten und scharf bremsten, um mich nicht umzufahren.

Als ich mich schließlich auf den Gehweg fallen ließ, atmete ich erst einmal tief aus. Die Menschen um mich herum sahen mich komisch von der Seite an, was verständlich war bei meinem Verhalten. Schließlich tauchte nicht jeder normale Mensch plötzlich mitten auf der Straße auf und sabotierte so den gesamten Verkehr. Denn in Folge der bremsenden Autos hatte sich ein recht lang gezogener Stau gebildet, der sich über mehrere hundert Meter erstreckte.

Mit gesenktem Kopf verließ ich den Schauplatz, ohne auf die Rufe besorgter oder ärgerlicher Personen hinter mir zu achten. Ich versuchte mich zu orientieren, wo ich mich befand, was gar nicht so leicht war.

Im Vorbeigehen rempelte ich ausversehen eine ältere Frau an, die sich etwas empört zu mir umdrehte. "Das tut mir leid!", rief ich, doch sie winkte darauf hin nur leicht ab. "Entschudigen sie, aber wo befinden wir uns hier?", fragte ich sie zögerlich und erntete dafür einen erstaunten Blick. "Summit Ave in St. Paul", erwiderte sie schließlich auf meine Frage hin und wand sich nachdem ich mich bedankt hatte kopfschüttelnd ab.

Langsam ergab sich für mich ein sinnvolles Bild des Straßengebildes und ich steuerte auf die mir bekannte Hauptstraße zu. Mich wunderte es, dass ich mich nach so einer kurzen Zeit nicht mehr in St. Paul, meiner Heimatstadt, zurechtfand.

Meine Beine trugen mich, ohne dass ich wusste wohin ich lief. Ich ließ mich von meinem Herzen leiten und schaltete meinen Verstand völlig aus, bis ich nach einem kurzen Fußweg schließlich vor unserer Haustür stand. Unentschlossen griff ich zu der metallischen Türklingel, doch ich zog meine Hand langsam wieder zurück.

Was würden Mum und Clarrise wohl denken, wenn ich nach Wochen einfach wieder auftauchte, nachdem ich so plötzlich verschwunden war? Wahrscheinlich würde ich, nachdem ich meiner in Tränen aufgelösten Mutter gegenübergestanden hatte, erst einmal Hausarrest bekommen, da ich so lange Zeit verschwunden war.

Doch das konnte ich nicht zulassen, denn ich musste wieder zurück zu meinem Rudel. Obwohl es sich ungewohnt anfühlte, es so zu nennen, war es schließlich meine neue Familie, zu der ich unwiderruflich gehörte. Nein, ich konnte Mum un Clarrise nicht gegenübertreten. Ich konnte sie nicht noch mehr Schmerzen aussetzten, indem ich wieder gehen musste und sie ein zweites Mal verlassen würde.

Schweren Herzens trat ich zurück und überlegte, wo ich stattdessen hingehen sollte. Ich erinnerte mich an den Hauptgrund meiner Reise, die aus meiner puren Verzweiflung heraus entstanden ist. Ich sehnte mich danach in Thomas Armen zu liegen und mich in seinen dunklen Augen zu verlieren.

Obwohl ich auch ihm Schmerzen zufügen würde mit meinem Auftauchen, musste ich mich unbedingt in meiner Liebe zu ihm bestätigen und brauchte das Gefühl, das seine Liebe zu mir immer ausgelöst hatte, als mein Leben noch normal gewesen war.

Gerade als ich den Schlüssel, der immer unter der Fußmatte gelegen hatte, hervorholen wollte, um Thomas Haus zu betreten, hörte ich Geräusche, die aus der Garten erklangen. Ich öffnete das niedrige Gartentor, das dringend eine neue Ölung nötig hatte, mit einem leisen Quietschen und näherte mich dem Haus von hinten.

Das zum Garten zeigende Fenster war leicht geöffnet. So hatte ich die Laute aus dem Inneren hören können. Neugierig spähte ich durch das offene Fenster, in der Hoffnung Thomas zu sehen. Doch als ich bemerkte, dass dieser Wunsch in Erfüllung ging, stieg in mir blankes Ensetzen und Übelkeit auf. Vor Schreck taumelte ich nach hinten, wobei ich einen Eimer umstieß, der mit einem metallischen Klirren zur Seite rollte.

Thomas Augen, in denen ich mich früher immer verloren hatte, trafen auf meinen Blick und schauten mich entschuldigend an, ohne jegliche Gefühlsregungen. Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen, während ich die Augen ungläubig aufriss.
Sophie, die auf seinem Schoß saß, bemühte sich nicht einmal mehr um einen entschuldigenden Ausdruck, sondern betrachtete mich nur mit einem selbstsicheren, gehässigen Blick, bevor sie sich wieder Thomas zuwandte und ihn leidenschaftlich küsste. Er versuchte sie nicht etwa von sich zu schieben, sondern erwiderte ihren Kuss und ließ seine Händen unter ihr enges Top gleiten. Ich wand mein tränenüberströmtes Gesicht von den beiden ab und taumelte in Richtung Gartentür zurück.

Womit hatte ich es verdient, dass die beiden so etwas abzogen? Ich war auch nicht unschuldig geblieben, schließlich hatte ich Alecs Kuss genossen. Doch ich bereute meine Tat und hatte sogar vorgehabt mit Thomas darüber zu reden und mich zu entschuldigen.

Die Erinnerung an seinen gefühlskalten Blick ließ meinen Körper erzittern und ich hielt mir beide Hände vor den Mund, um die Schluchzer zu unterdrücken. Erfolgslos. Wie konnte er mir nur so etas antun? Mein Freund, der mir immer versichert hatte, dass ich das einzige Mädchen in seinem Leben war...

Was mir beinahe noch mehr das Herz zeriss, war die Tatsache, dass es nicht irgendwéin anderes Mädchen gewesen war, sondern meine beste Freundin. Sie hatte so selbstbewusst gewirkt und genau gewusst, wie weh sie mir damit tat, dass sie sich an Thomas hängte.

Ich erinnerte mich vage an unser letztes Gespräch vor einigen Wochen. Damals hatte sie mir erzählt, dass sie sich endlich zum ersten Mal verliebt hatte. Ich hatte mich trotz ihrer distanzierten Art für sie gefreut, doch nun wusste ich in wen sie sich verliebt hatte.

In meinen Freund. Und sie hatte mein Verschwinden schamlos ausgenutzt, um sich an seinen Hals zu schmeißen, wenn sie das nicht schon früher gemacht hatte. Andere Gesprächsfetzen kamen mir in den Sinn. Dieses Mal war es der Streit, bei dem ich Thomas das letzte Mal gesehen hatte.

Die Anschuldigungen, die er mir an den Kopf geworfen hatte. Es ergab immer mehr Sinn, dass die beiden mich noch bevor mein Leben aus den Fugen gerissen wurde, miteinander betrogen hatten. Wahrscheinlich hatten sie sich sogar darüber gefreut, dass ich verschwunden war.

Diese Erkenntnis trieb mir Tränen in die Augen, die mich alles verschwommen sehen ließen. Wieso hatte ich nicht bemerkt, wie falsch mein Leben hier doch war? Doch auch die Erinnerung an mein letztes Erlebnis im Rudel ließ mich nicht gerade meine Entäuschung und meine Trauer vergessen.

Ich wollte nur noch in mein Bett und mich in meinen Decken vergraben, bis sich der Boden meiner erbarmen und mir Eintritt gewähren würde, während ich in eine endlose Tiefe ohne jegliche Gefühle fallen würde, ohne jemals wieder aufzuwachen. So müsste ich mich zumindest nicht mehr mit Thomas und Sophie beschäftigen. Und auch nicht mit Alec, dessen Tat mir auf unerklärliche Weise einen Stich versetzte und damit den Dolch, den Sophie und Thomas bereits in mein blutendes Herz gestoßen hatten, noch tiefer hineinbohrte.

Und mit diesem Herzenswunsch begann sich auch die Welt um mich herum immer schneller zu drehen, während ich auf die Knie sank und meine Augen schloss, um mich dem Schwindelgefühl vollkommen hinzugeben auf dem Weg zurück in meiner neue Heimat.

Shadow of your life, the story of a werewolf [Pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt