„Hold another drink 'till you fall
Take another pill for your high"
- More Than Lust – Paradise Fears
Es war ein Freitagabend an dem ich mich bei Jonas und seinen Cousin Dexter zuhause traf. So etwas wie eine Party, ein Start ins Wochenende mit weniger Personen, meinte Jonas als er mich am Dienstag in der Mittagspause einlud. Ich war mir erst einmal unsicher und wusste nicht, ob ich solche Partys gut oder schlecht finden sollte, aber dennoch stimmte ich sofort zu, als ich merkte wie Jonas Blick abschweifte und in der Menge nach interessanteren Gesichter Ausschau hielt.
„Ich komm mit, okay?", sagte ich schnell und suchte verzweifelt wieder seinen Blickkontakt.
„Okay, Babe", er schenkte mir einen umwerfenden Blick und küsste mich auf die Stirn, bevor er mit seinen gerade in der Cafeteria erschienen Jungs in der Menge verschwand. Ich schmolz förmlich dahin, als ich feststellte, dass dies der erste Kuss war den Jonas mir geschenkt hatte.
Es war also ein Freitagabend an dem ich an einer Party teilnahm, in der es als Leitregel galt sich nicht groß raus zu putzen oder besonders hübsch machen zu müssen. Ich muss sagen, ich tat es trotzdem, wenn nicht für mich, dann wenigstens für Jonas. Ich malte mir auf den Weg zu Jonas in dem Bus aus, wie er mich empfangen würde, seine Haare verwuschelt, das T-Shirt etwas verrutscht, sodass man durch den V-Ausschnitt leicht seine Brust erkennen konnte, und sein Blick, der meine Augen an seine fesselte. Ich musste die ganze Zeit dämlich gegrinst haben, denn als ich ausstieg, zwinkerte mir ein gegenübersetzender Mann auffällig zu und zeigte mir seine von Kaffee verfärbten gelben Zähne. Als ich ausgestiegen war, versicherte ich mit einem schnellen Blick nach rechts und links, dass der Typ nicht auch ausgestiegen war und lief die kleine Seitenstraße zu Jonas Wohnung entlang. Es war eine relativ verlassene Gegend, die von Blockhäuser und Drogenkonsum geprägt war.
Überall wo ich lang ging konnte ich diesen sehr seltsamen Eigengeruch von Cannabis riechen, dass mir nach binnen Sekunden schlecht wurde. Selbst als Jonas mir mit einem Summton die Haustür unten öffneten und ich in das Treppenhaus hinein trat in der Hoffnung den Geruch zu entfliehen, kam er mir noch tausendmal stärker entgegen als draußen. Ich versuchte so gut es ging aufs atmen zu verzichten und stand nach 10 Etagen Fahrstuhlfahrt an Jonas Wohnungstür, in dessen Angel er mich mit dreckiger Jogginghose und rot getränkten Augen empfing. Am liebsten wäre ich umgedreht und gegangen, nicht zuletzt wegen meinen bescheuerten Aussehens von tonnenweise Makeup und kurzen Minikleid. Ich spornte mich also selbst an auf Jonas zuzugehen und mich von ihm zur Begrüßung umarmen zulassen. Unter diesen ganzen Dreck und den sich ausbreitenden Cannabisgeruch aus der Wohnungen, konnte ich noch leicht sein Parfüm riechen, welches mir als Vorwand diente, doch nicht so schnell abzuhauen wie ich eigentlich gerne gewollt hätte.
„Na, alles klar?", raunte er mir ins Ohr und ich nickte mit einem überaus großen Lächeln im Gesicht. Man hörte von Innen Gläser auf den Boden zerschellen. Wir schauten beide auf und Jonas stöhnte genervt auf und ging den Flur entlang bis er in der hinteren offenen Tür verschwand. Ich ließ die Haustür langsam ins Schloss fallen, berührte meinen Armstumpf, der angefangen hatte zu kribbeln und atmete noch einmal tief durch.
Da drinnen wird nur eine kleine Party abgehalten, Marie, nichts weiter. Setz' dich einfach dazu, schnapp' dir ein Bier und hab' ein wenig Spaß.
„Okay", sprach ich mir Mut zu und ging den Flur entlang ins Wohnzimmer.
Es war stickig dort. Neben Jonas auf der grün abgewetzten Ledercouch saß noch ein weiterer älterer Mann als wir, der Jonas Cousin Dexter sein musste. Auf dessen Schoß saß eine große, schlanke Brünette Frau, die gerade einen kräftigen Sog von dem Joint nahm, den ihr Dexter in die Hand gedrückt hatte. Auf dem Couchtisch vor ihnen lagen leere Chipstüten und angefangene Colaflaschen herum. Ich hielt Ausschau nach Alkohol, fand aber keinen. Jonas musste grinsen, als er wohl meinen suchenden, vielleicht auch leicht verwirrten Blick sah.
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'Bin Ich hübsch, Mama?'
Teen FictionIch bin als Monster geboren worden, werde als Monster weiter leben und auch als eines Sterben. Zwischendurch versuche Ich ein Mensch zu werden.