„We always love,
we never learn.
It's love and comfort,
sex and wondering
if this could be our turn."
-Who We Were With - Paradise Fears
Es war erneut ein Freitagabend an dem ich mich bei Jonas einquartierte. Dexter und Monicé waren auch wieder dabei und stellten die verschiedensten Alkohol Verköstigungen auf den kleinen Couchtisch, sodass für nichts weiteres mehr Platz blieb. Ich verbannte die Joints aus mein Repertoire und ließ den billigen Alkohol und die selbstgedrehten Zigaretten von Jonas vorfahrt. Dieser hatte seinen Arm um mich gelegt und ich schmiegte mich an seinen Körper. Erst zwei Sekunden später bemerkte ich den wissend Blick, den Monicé ihn zuwarf. Ich spürte eine gewisse Wut aufsteigen, die entgegen mein Bestreben Jonas und nicht Monicé, gewidmet war. Ich löste mich ein klein wenig von seinen ungemein süßen Duft. Dexter nahm einer der selbstgedrehten Zigaretten und klopfte leicht gegen eine Wodkaflasche. Das dumpfe Geräusch sollte eigentlich dem einen Löffel auf einen Sektglas ähneln, aber verfiel dessen vollkommen. Trotz dessen blieb das Appell gleich: kurze Aufmerksamkeit bitte für den Bräutigam, ähhmm ich meine natürlich den Drogendealer Dexter und seine weisen Worte: „Manchmal ist Rauchen im Mix mit Alkohol die beste Medizin ...Also Chears!"
Und so tranken wir stillschweigend, nebeneinander sitzend, um zu vergessen, dass wir lieben. Wir tranken auf die schrecklichste Liebe von allen. Und machten dabei all das nur noch schlimmer, weil die Wirkung des Alkohols diesmal nicht Amnesie war. Ich erinnerte mich glasklar an diesen Abend.
♦♦ ♦♦
Crack Haus auf meinem Weg, es war zu leicht für mich. Das passiert, wenn du immer alleine bist. Zusehen, wie das Fenster mich verfolgt. Ich habe nie geglaubt, dass du Realität sein könntest. Habe meine Hoffnung in meiner Vernunft verloren. Es war nie du und ich. Nehme einen Schritt auf dem knarrenden Boden. Ich schmecke den Rauch in seinen Haaren und ich kann all ihre neugierigen Blicke im Rücken spüren, aber ich kann einfach nicht weggehen.
Ich weiß nicht warum, aber ich bin zu Tode geängstigt.
Verliere alles, wenn ich seinen Whiskey Atem leicht küsse. Überzeugt davon, dass ich ihn ändern kann, aber die Wahrheit ist doch, dass du niemals auf mich warten wirst. Ich kann es in meinen Adern spüren, nichts und niemand kann mich so fühlen lassen. Lass uns betrunken werden und alles noch einmal von vorne erleben. Ich weiß es so sicher, dass du mich besitzen möchtest. Ich mag es, wenn du es mir zuflüsterst, wenn wir zusammen alleine sind.
Wir waren alleine.
Presse deinen Körper gegen meinen. Du schreist wie ein wildes Tier. Meine Sinne sind gedämpft und deine Hände krallen sich in mein Fleisch. Wir halten einander in der Nacht, aber ich verlasse dich bevor Sonnenaufgang. Die roten Striemen deiner Finger sind immer noch auf meiner Haut zu sehen. Ich durfte dich nicht anfassen.
Ich weiß nicht warum, aber ich bin hier draußen und ich bin zu Tode geängstigt.
Schaue ich den Spiegel und wundere mich, wie ich nur so dünn geworden bin. Dann erschließe ich wieder deine Liebe und schaue in die Sterne. Sie blitzen um mich herum wie helle Lichter. Sie machen mich schwindlig in meinem Alptraum. Ich halte an einem Leben fest mit niemand an meiner Seite. Ich weiß nicht wo du bist, aber ich bin zu Tode geängstigt. Ich brauche dich hier.
♦♦ ♦♦
Ich schlief auf dem Balkon, nachdem ich raus gestolpert und Angst hatte nie wieder fühlen zu können. Das Gefühl berauscht zu sein, nichts mehr wahrnehmen zu können durch den Sturz des Alkohols, war atemberaubend, anders, aber auch zutiefst erschütternd. Jonas und ich hatten zusammen geschlafen. Es war mein Erstes Mal gewesen und an alles was ich mich erinnern konnte waren seine gierigen Hände, die meine Kleidung weggerissen haben, sein keuchender Atem und der brennende Schmerz als er hart in mich eingedrungen ist. Ich erinnere mich an seine Präsenz, die von Macht erfüllt war. Wie ein dummes Lamm lag ich dort und habe hoch an die Decke gestarrt. Sobald ich versuchte zärtlich seine Arm zu streicheln, schüttelte er aggressiv den Kopf. Ich war Untertan.
Ich wachte auf und anstatt das Pochen im Kopf wahrzunehmen durch den exzessiven Alkoholkonsums, spürte ich nur das Brennen in meinem Unterleib. Ich spürte seine Fingerkuppeln in meinen Schultern, den abschätzenden und angewiderten Blick, den er mir ab und zu zuwarf. Ich hörte seine Stimme in meinen Ohr flüstern: „Du bist eine dreckige Hure. Ich bin der letzte den du fickst."
Mit zitternden Händen hielt ich mich am Geländer fest und schaute der noch schlafenden Welt zu. Es war 5:34 Uhr.
„Klopf, Klopf."
Erschrocken drehte ich mich um, in der Hoffnung Jonas zu sehen und dass er sich bei mir entschuldigte und zärtlich von hinten umarmte, doch es war nur Dexter. Ich drehte mich wieder der Welt zu und ließ ihn den Blick auf meinem Rücken gewähren.
„Was willst du?", zu meinen Bedauern klang meine Stimme sauer und unglaublich verletzt.
„Erzähl mir über eure Beziehung, hat er dir wehgetan? Warum bist du sauer auf ihn?"
Ich schwieg und hörte seinen Seufzer, als er näher trat und sich am Geländer neben mich festhielt. Er versuchte es aus mir heraus zu bekommen.
„Nein, er hat mich nicht verletzt. Er hat mich nie verletzt."
Ich dachte, an all die kleinen Momente in denen er mich angeschrien hat oder er angeekelt auf meinen Armstumpf geschaut hat. Ich dachte, an die letzte Nacht. Mein Verstand wollte mir einreden, dass ich nur eine weitere Trophäe für ihn war – die mit nur einem Arm. Doch mein Herz war stärker, lauter und glaubte felsenfest daran, dass er mich liebte, dass er Probleme hat und deshalb manchmal seine Kontrolle verliert und mich provozieren will.
„Ich bin gerade nur ein bisschen sauer über dumme Sachen, die er mal gesagt hat", dankend nahm ich die Zigarette an, die er mir anbot, „aber ich werde wieder so geliebt werden, wie vorher, wenn die Sonne wieder aufgeht und die Nacht vorbei ist."
Ich versuchte ihn das irgendwie zu erklären, aber es kamen keine passende Worte heraus und so schwieg ich und rauchte meine Zigarette während die kalte Luft meinen spärlich bekleideten Körper liebkoste. Ein Schauder überlief mir. Jonas liebte mich. Und ich liebte ihn. Ich liebte ihn so sehr, dass ich den Sex als den schönsten meines Lebens bezeichnen würde; nur weil er mit Jonas gewesen war.
„Nun dann", er nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette, „Sag ihm, dass er es nicht mit dir vermasseln soll. Du bist ein nettes Mädchen. Es ist das schlimmste, was ich jemals getan habe, und es wäre das schlimmste was er jemals tun könnte."
Er drückte die Zigarette in der Blumenerde aus und schmiss sie vom Balkon, bevor er sich umdrehte und mich alleine ließ. Die ersten Tränen dieses Tages liefen meine Wangen hinab und ich biss mir auf die Lippen. Ich hörte immer noch seine Stimme in meinem Ohr. Ich spürte immer noch sein Glied was ein und aus durch meinen Körper glitt. Ich fühlte immer noch seinen Blick auf meinem Bauch und meinen Oberschenkel, der für eine Millisekunde an meinen Narben hängen blieb.
Es hatte ihn nicht interessiert.
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'Bin Ich hübsch, Mama?'
Teen FictionIch bin als Monster geboren worden, werde als Monster weiter leben und auch als eines Sterben. Zwischendurch versuche Ich ein Mensch zu werden.