„Hush now, speak slow
Stay close, don't go
Two hearts, one night,
Wish we didn't have to say goodbye."
- Lullaby – Paradise Fears
Die Tage plätscherten so vor sich hin und die Stimmen in meinem Kopf zerstreuten sich weiter, wie ein Tumor im Körper. Ich konnte meinen Herz kein Vertrauen mehr schenken.
Liebte ich Paul, oder nicht? Liebte ich überhaupt noch Jonas? Konnte ich überhaupt noch lieben, seitdem mein Vater verstorben war?
Jedes mal, wenn ich an ihn dachte, schnürte sich meine Kehle zu und es war als würde eine schwarze Leinwand aufgespannt werden. Mich überkam dieses Verlangen den Gedanken, die Liebe, an ihn abzuschütteln und anderweitig zu kompensieren. Ich schlug auf mich ein, kratzte mich, zündete eine Zigarette an, nur um sie an meinen Körper wieder zu löschen. Seit der schief gelaufenen Party vor zwei Wochen war ich nicht mehr in der Schule gewesen. Vor ein paar Jahren hätte ich Angst gehabt irgendetwas zu verpassen, doch jetzt war mir es egal. Mir war es egal, dass es meiner Mutter egal war oder denen, die in der Schule hätten auf mich warten sollen. Dieser Schmerz den ich hätte verspüren sollen, war verschwunden und an seiner Stelle war diese unbefriedigte Taubheit erschienen. Ich sehnte mich jetzt nach Gefühlen, nach einen wahren Herzschlag meines Herzens, der nicht von den schwarzen Fäden durchzogen war, die die Stimmen hinterließen.
Ich wartete auf eine Rettung.
♦♦ ♦♦
Ich war überrascht Paul hier bei mir zusehen. Die Kieselsteine prasselten an meine Fensterscheibe und es hätte auch Regen sein können, wenn Paul nicht noch meinen Namen rief und ich endlich zum Fenster schaute. Ich hievte mich langsam vom Bett hoch und starrte zum ihm runter.
„Darf ich hochkommen?", fragte er. Seine Gesicht war ein Meisterwerk, dass von seiner dunklen Brille, den markanten Gesichtszügen und seine braunen, wuscheligen Haar umrahmt wurde.
„Nein...", sagte ich und bemerkte, dass er nichts verstand. Ich schüttelte kräftig mit dem Kopf und machte Handzeichen, dass ich zu ihm runterkommen würde. Bitte, bitte, geh' nicht weg, wiederholte ich verzweifelt, als ich mir meine Boots und eine dicke Winterjacke über mein Schlafanzug anzog. Ich stolperte die Treppen runter, öffnete die Tür und stand Paul gegenüber.
Dass mit uns, das was auch immer da zwischen uns war, fühlt sich jetzt so unglaubliche weit weg an. Mit kommt es so vor, als wären Jahre seitdem vergangen, obwohl es gerade mal ein paar Monate sind.
„Hey", sagte er schüchtern und spielte mit den Kordeln seiner Jacke.
„Hey", erwiderte ich.
Aber irgendwo fühlt es sich trotzdem noch so echt an. All die Erinnerungen an unsere Zeit, all die Momente, die wir erlebt haben, all das ist so wirklich, aber gleichzeitig so fern. All die Worte, die du gesagt hast gehen mir nicht mehr aus dem Kopf, jede unserer Berührungen spüre ich noch in meinen Fingerspitzen. Es ist alles nicht mehr wirklich da, aber trotzdem noch so real. Das zwischen uns war wie der Sommer, sonnig, warm und so unglaublich intensiv.
„Ich wollte dich wiedersehen. Ich...", seine Stimme überschlug sich, „Ich kann es nicht ertragen, dich nicht zu sehen."
„Ich auch", sagte ich leise.
Doch irgendwann wechselt der Sommer zum Winter und mit den Temperaturen sanken auch die Gefühle.
„Ich habe darüber nachgedacht. Ich glaube, ich war einfach viel zu aufdringlich", sagte er und versuchte das Verständnis in meinem Gesicht abzulesen.
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'Bin Ich hübsch, Mama?'
Teen FictionIch bin als Monster geboren worden, werde als Monster weiter leben und auch als eines Sterben. Zwischendurch versuche Ich ein Mensch zu werden.