„Her mom gone too early
Advice come too late"
- Sleep – Paradise Fears
Ich hasse mich. Leidenschaftlich.
Leidenschaftlich. Leidenschaftlich. Leidenschaftlich.
Ich hasse, hasse, hasse mich. Die Worte spulten sich in meinem Kopf zu einem riesigen Komplex zusammen, was mich erdrückte. Tage waren vergangen, seitdem Besuch in dem Club und der Versuch etwas anderes zu fühlen. Wochen, in denen ich nie wieder mit Paul gesprochen habe.
Monate, seitdem Jonas mich verlassen hatte.
Jahre, in denen ich die Gleichgültigkeit meiner Mutter akzeptiert hatte.
Es war als würde Gott mein Leben anzählen und diesmal war ich sicher, dass er bis zum Ende kam.
Ich drehte meine Zigarette während ich einatmete und ausatmete, so wie es jeder normale Mensch tat. Ich erinnerte mich an jenen Tag, wo Frau Erbguth uns gefragt hatte, was Liebe bedeutet und ich realisierte, dass ich die Idee von Liebe jetzt abgrundtief hasste. Irgendwie hatte ich gar nicht mitbekommen, dass ich so kalt und distanziert geworden bin. Konnte mich irgendwann jemand wieder lieben, auch wenn ich wusste, dass ich es nie wieder könnte? Ich schüttelte meinen Kopf und musste lachen, was so gleich in einen Hustenanfall endete. Was würde ich jetzt in der Klasse sagen, was Liebe ist?
Es sind einfach nur vier Buchstaben. Es ist dieses Wort, was jeder hören möchte, aber niemand sagen will. Warum ist das so? Und warum können diese Amor Liebespfeile, wenn sie einmal im Herz stecken, sich so schnell in Giftpfeile verwandeln? „Liebe ist einfach lächerlich", flüsterte ich zu mir selbst. Ich fuhr hoch, als ich die Tür ins Schloss fallen hörte und die schlürfenden Schritte meiner Mutter wahr nahm.
Und plötzlich wusste ich wirklich nicht mehr wie ich mich fühltt. Vielleicht fühlte ich gar nichts oder ich fühlte so viel, dass ich es einfach nicht mehr standhalten kann. Ich stand auf um meiner Mutter noch einal eine Chance zu geben.
„Mama?", fragte ich leise, als ich an der Küchentür lehnte und zusah wie sie die Einkaufstaschen auspackte.
„Marie, ich habe hier einmal Bier", sie hob zwei Bierflaschen hoch, „Wodka, Sekt, Wein, Schnaps,..."
Sie verlor sich in ihren eigenen Satz und hörte einfach wieder auf zu reden.
„Denkst du Papa wäre irgendwie stolz?"
„Nein, nicht auf dich und auch nicht auf mich", lachte Mama, „Das ist echt eine blöde Frage."
Ich nickte mit dem Kopf, irgendwie hatte sie recht. Ich wünschte ich könnte zurück zu meinem Vater und im sagen, dass es mir so leid tut, dass ich all das nie gewollt habe. Nicht so.
„Ich vermisse ihn", sagte ich leise und löste mich von der Tür. Mit wenigen Schritten war ich am Küchentisch und setzte mich auf eines der wackligen Stühle.
„Ich vermisse Florian", sagte Mutter gedankenverloren und öffnete eine der eben erst gekauften Wodkaflaschen. Der Tisch war mit einer dicken Staubschicht bedeckt und ich gravierte ein Wort mit meinem Finger ein. Florian.
„Ich habe ihn immer Monster genannt", lachte ich zaghaft. Mutter hielt einen kreuzen Moment inne, so als dachte sie darüber nach, bis sie einfach weiter trank.
„Bin ich hübsch, Mama?", fragte ich auf einmal und schaute auf. Das Licht, dass durch das Fenster hinein fiel, verlor an seiner Helligkeit und es fühlte sich an als würde die Welt stehen bleiben.
„Nein, dass bist du nicht", antworte meine Mutter. Sie musste keine Erklärung dafür liefern, denn ich wusste, dass sie meinen Arm damit meinte. Vielleicht ging sie sogar tiefer, vielleicht meinte sie sogar, dass mein Inneres nicht hübsch sei und niemals mehr wieder sein würde. Ich war zufrieden mit der Antwort und griff ebenfalls nach einer ungeöffneten Wodkaflasche.
„Prost, mein Kind!", lallte meine Mutter.
„Prost!"
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'Bin Ich hübsch, Mama?'
Teen FictionIch bin als Monster geboren worden, werde als Monster weiter leben und auch als eines Sterben. Zwischendurch versuche Ich ein Mensch zu werden.