„Here's to feeling like I'm never enough
Here's to giving all I had for this love."
- Used – Paradise Fears
Paul meldete sich nicht mehr und ich ebenso wenig. Ich war ziemlich stur in solchen Sachen geworden. Soll der einfach, dachte ich mir dann immer, ich brauche ihn sowie so nicht in meinem Leben. Mich mit solchen Gedanken zu umhüllen, die von den Stimmen gesponnen wurden, war meine Spezialität. Ich wäre weiter abgerutscht und nur Zuhause in meinem Bett geblieben, wenn Jan und Tante Maja mich nicht dazu überredet und motiviert hätten wieder zur Schule zugehen. Obwohl motivieren das falsche Wort dafür war. Jan nahm jetzt jeden Morgen einen Umweg, um mich von Zuhause abzuholen, und ich hoffte jedes mal inständig, dass irgendjemand, entweder Paul oder Jonas, mit dabei waren. Doch ich hörte nichts mehr von ihnen. Jonas war wie eine schemenhafte Gestalt, die sich immer noch fest an meinen Herzen festkrallte und nicht loslassen wollte, egal wie sehr man auch schüttelte und sich dagegen wehrte. Den ersten Tag nach langer Zeit wieder in der Schule zu verbringen war, übernatürlich anstrengend. Nicht nur, dass ich jede Menge Stoff nachholen musste und mir vielleicht eine Versetzung bevor stand, nein, ich begegnete in jeder Pause Jonas. Manchmal zusammen mit einem braunhaarigen Mädchen, dessen Name ich einfach nicht wissen wollte. Jedes mal schwirrte mir die Frage im Kopf umher, was wir noch waren oder was wir je gewesen sind.
An einem späten Nachmittag trafen wir uns zufällig am Sekretariat und ich fragte ihn: „Wer ist das Mädchen?"
Er lächelte nur und erwiderte: „Bist du eifersüchtig?"
„Sind wir noch zusammen?"
„Na klar, sind wir das", nervös wich er meinen Blick aus, „Noch irgendwas?"
„Nein."
Er drehte sich um und wollte gehen, als ich doch noch etwas sagte: „Hat sich irgendjemand bei ihr gemeldet?"
Er verharrte und drehte sich leicht zu mir. Wir beide wussten wovon ich sprach, und ich wusste, dass er weiß, dass ich mir die Schuld geben würde, wenn er ins Gefängnis kommt.
„Nein", er biss sich auf die Lippe, „Bei dir?"
„Auch nein."
„Sag mir Bescheid, falls was kommt", er schulterte seine Tasche neu und ging die Treppe runter.
„Klar", sagte ich leise und meine Stimme schien wie verloren in der Stille.
♦♦ ♦♦
„Weißt du, dass ich mit dieser Brille total hässlich aussehe?", rief Jan hysterisch und stellte sich vor mich in Position.
„Jeder sieht dämlich in solchen Brillen aus", sagte ich und wischte den Tisch mit einem nassen Lappen ab.
„Du kannst ja neue entwerfen", schlug ich ihn vor, als ich bemerkte wie er die Brille argwöhnisch begutachtete, „Kannst du vielleicht das da wegräumen?"
„Klar", Jan legte die Brille zurück in den Schrank und räumte die Reagenzgläser weg, „Dass mit dem Design überlege ich mir nochmal. Vielleicht wird ja was revolutionäres daraus."
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'Bin Ich hübsch, Mama?'
JugendliteraturIch bin als Monster geboren worden, werde als Monster weiter leben und auch als eines Sterben. Zwischendurch versuche Ich ein Mensch zu werden.