13. Kapitel*

13.9K 386 27
                                    

Ich betrat die Aula, die schon von Studenten überquoll und hielt nach Imegine Ausschau.

Als ich sie nach einiger Zeit im hinteren Teil des Saals erblickt hatte, schob ich mich mit ausgefahrenen Ellenbögen durch die pöbelnde Menschenmenge und ließ mich außer Atem auf den Platz fallen, den sie mir frei gehalten hatte.
,,Ich bin so aufgeregt!" Kreischte sie mir ins Ohr und versuchte den Lärm zu übertönen, der in der Aula herrschte. Die meisten Gesichtsausdrücke konnte ich deuten. Viele lächelten aufgeregt, doch genau so viel zogen eine genervte Schnute. Der Rest schien wie gewöhnlich innerlich tot zu sein, was deren leeren Gesichter bezeugten. Während ich die anderen Studenten beobachtete, fiel mir auf, dass überhaupt keine Jungs in der Aula Platz genommen hatten.
Es wurde still und unsere Direktorin lief auf das Podest zu, das auf der großen Bühne vor uns stand.
,,Es sind ja gar keine Jungs hier!" flüsterte ich Imegine verwirrt zu, doch bevor sie mir antworten konnte, fing unsere Direktorin an zu reden.

Als hätte sie meine Verwunderung mitbekommen, beantwortete sie meine Frage.

,,Alle Jungs werden nach einander ,nach den Klassenstufen hereinkommen und einen Zettel ziehen." Sprach unsere Direktorin ins Mikrofon und zeigte auf eine riesige Glaskiste, die komplett mit Zetteln gefüllt war.
,,Das könnte lange Dauern" dachte ich mir genervt und zückte mein Handy.

,,Grace Underwood?" Sprach eine tiefe Stimme ins Mikrofon und ich schreckte aufgeregt von meinem Handy auf. Die Aula hatte sich allmählich gelehrt.
Ich hob eine Hand und sah in zwei wunderschöne, braune Augen. Ich hatte diesen Jungen schon öfter im Uni-Gelände gesehen.
Er war im 4 Semester, zwei Semester über mir. Er war im ersten Jahr mal mit Jenner zusammen, doch daran erinnerte sich schon lange niemand mehr.
Ich schaute zu Jenner, die mir einen wütenden Blick zuwarf. Es erinnerte sich wohl doch noch jemand an ihre Beziehung und sie war offensichtlich noch nicht komplett über ihn hinweg.

,,Hey Frau!" flüsterte mir eine dunkle, weiche Stimme späßelnt ins Ohr und ich schreckte überrascht hoch.
Ich stand lächelnd auf und wollte mein Handy vom Boden aufsammeln, dass mir gerade herunter gefallen war. Der Schönling aus dem zweiten Jahr wollte auch danach greifen, was mit sich zog, dass wir mit den Köpfen zusammen stießen.

,,Sorry tut mir leid." ich lachte beschämt und kratzte mein Handy vom Boden.

,,War meine Schuld. Kein Ding."

Wir liefen zusammen aus der Aula, wie es auch die anderen nach ihrer Ziehung getan hatten, während das Namenslotto im Hintergrund weiterlief. Ich spürte ein paar neidische Blicke, die den Studentinnen gehörten, die immer noch in der stickigen Aula auf ihre Auslosung warten mussten.
,,Tyler." stellte sich mein Partner vor, als wir endlich den Ostflügel verlassen hatten und die Sonne wärmend auf unsere Gesichter fiel.
,,Ich bin Grace." erwiderte ich und hielt ihm höflich die Hand entgegen, die er dankbar ergriff.
Wir wollten ein Gespräch anzetteln, jedoch wurde Tyler, durch ein grobes Klopfen auf seiner Schulter, unterbrochen
,,Wir müssen los Alter!" vermerkte Tyler's vermeintlicher Freund, der eine schnelle Handbewegung Richtung Parkplatz machte.

,,Wer ist den die Süße?"sprach er nun leiser, als er mich erblickte.
Tyler schüttelte nur entschuldigend den Kopf und kramte hastig einen Zettel und einen Stift aus seinem Rucksack. Verwirrt beobachtete ich, wie er etwas auf den Zettel kritzelte und ihm mir kurz darauf in die Hand drückte. Dann brachte er noch ein freundliches ,,Man sieht sich." hervor und folgte dann seinem Freund, der schon ungeduldig in seinem prolligen Audi wartete.

Ohne Tyler hinterher zusehen, öffnete ich den Zettel und erblickte eine Handynummer, unter der ein krakeliges 'Schreib mich an!' gekritzelt wurde.

,,Hast du Jenners Gesicht gesehen, als Tyler deinen Namen aufgerufen hat?" Unterbrach jemand meine Gedanken und ich schob den Zettel in meine hintere Hosentasche.
Imegine, die schon lange vor mir aufgerufen wurde, aber auf mich gewartet hatte, deutete amüsiert auf Jenner, die angeekelt mit einem Nerd auf ihrer Linken das Gebäude verließ. Ich lachte kurz, schenkte ihrer Aussage aber keine weitere Aufmerksamkeit.

,,Gehen wir jetzt noch was essen?" Fragte mich Imegine und blickte mich auffordernd an.
,,Ehmmm... Nein tut mir leid. Ich habe schon etwas vor." Schulterzuckend dachte ich an die "Verabredung" mit Mayson und ein unangenehmes, aufgeregtes Kribbeln breitete sich in mir aus.

,,Okay kein Problem, dann gehe ich mit jemand anderen." ich nickte verständnisvoll und schenkte ihr zum Abschied noch eine herzliche Umarmung.
Kurz nachdem sie endlich jemanden gefunden hatte und um die nächstgelegene Ecke verschwunden war, drehte ich abrupt um und lief zurück über den Ostflügel zu meinem Kurssaal.
,,Wohin willst du denn so schnell?" mir wurde eine Hand auf die Schulter gepresst und im nächsten Moment wurde ich herum geschleudert.
Ich sah in das, mit Make-Up zugeklatschte Gesicht von Jenner und atmete genervt aus.
,,Das geht dich gar nichts an." schnauzte ich zurück und klatschte Jenners Hand, die immer noch auf meiner Schulter verweilte, zur Seite.
,,Mach dich ja nicht an Tyler ran!" zickte Jenner mich ein letztes Mal an und stöckelte mit ihren viel zu hohen High-Heels zum Ausgang.
Nach einem genervten Kopfschütteln setzte ich meinen Weg fort und versuchte so unauffällig wie nur möglich zu wirken.

Ich öffnete die Tür zum Saal und schloss sie leise hinter mir.
Ich drehte mich um und schon stand Mayson vor mir und drückte mich gegen die geschlossene Tür. Angetan zog ich scharf die Luft ein, besann mich dann aber und drückte ihn an der Brust von mir.

,,Was soll das werden?" fragte ich auffordernd.

Mayson musste kurz lächeln, als er merkte, wie durcheinander ich durch seine Präsenz war, schritt dann aber von mir zurück und lehnte sich gegen den ersten Schülerpult, den er erreichte.
,,Bevor du gegangen bist wollte ich dir doch noch Einiges erklären." erwähnte er leise und sah zur Tür, als ob er Angst hätte, dass uns jemand belauscht.

,,Dann erklär es mir!" forderte ich hart und verschränkte die Arme vor der Brust, während ich provozierend auf ihn zulief. Durch mein Verhalten wollte ich ihm meine Sicherheit ausdrücken, doch in mir ging das genaue Gegenteil ab. Mein Herz schien vor Aufregung fast aus meiner Brust zu schlagen.
,,Versprich mir, dass du nicht ausrastest und mir zuhörst okay?" Mayson sah mich auffordernd an und ich zögerte.

,,Ich versprechs." antwortete ich schließlich und nickte zustimmend, während ich nun vor ihm stand.

,,Ich gehöre zur Mafia." brachte er bedeutungslos und ohne zu zögern heraus und ich zog verwirrt die Augenbrauen zusammen.

,,Was?" hackte ich nach, um sicher zu gehen, dass Mayson keinen Scherz machte.
,,Ich bin nicht der beste Mensch der Welt, das solltest du wissen." ergänzte er, stieß sich von dem Tisch ab, an den er sich gelehnt hatte und kam einen Schritt auf mich zu, den ich aber direkt zunichte machte, indem ich Einen zurück trat.
,,Hast du Menschen umgebracht?" fragte ich verzweifelt und mir stiegen Tränen in die Augen.
Mayson machte den Mund auf, doch es kam kein Ton heraus. Das war mir Antwort genug und ich konnte meine Tränen nicht mehr verstecken. Warum habe ich das überhaupt gefragt? Ich habe doch selbst gesehen, wie er jemanden umgebracht hat.
,,Wie konnte ich dir je vertrauen?" fragte ich weiterhin verzweifelt.

,,Du hast mir vertraut?" fragte Mayson verwirrt, doch diese Frage war eher an ihn selbst gerichtet und er fing sich wieder.
,,Ich würde dir nie etwas tun..." sprach Mayson einfühlend.
,,Das kann ich dir nicht glauben." erwiderte ich ängstlich und schaute ihn an.
Der nächste Moment ging zu schnell.
Mayson trat zügig auf mich zu und drückte meinen Körper an seinen. Dann legte er seine Lippen auf meine. Ich erwiderte den Kuss nicht. Ich war viel zu verängstigt, doch ich konnte innerlich nicht leugnen, wie gut sich seine Hände auf meiner Talje anfühlten.
Er setzte von meinen Lippen ab und schaute in meine Augen. Ich schaute ihn entsetzt an und drückte ihn von mir.
Aufgebracht drehte ich mich um und verließ, ohne Mayson noch einen Blick zu würdigen den Raum.
Ich lief den Gang entlang und wischte mir die Tränen von den Wangen.

Als ich endlich in meinem Auto saß, überkam mich die Enttäuschung ein weiteres Mal und ich fing wieder an zu weinen.

The bad mafiaboss and he wants me Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt