Kapitel 56: Illusion oder doch Realität?

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Rutena hatte nicht mehr viele Möglichkeiten. Zweifelnd sah sie auf den Pyrium Z, den sie noch immer in der Hand hielt, als ob er ihr genau sagen könnte, was sie tun sollte. Aber der Feuerstein in der Form einer Raute strahlte nur weiter Wärme ab. Kurz spielte Rutena mit dem Gedanken, den Z- Stein zu verwenden... Nein. Damit würde sie Zoroark mit verletzen. Sie konnte den Stein nicht verwenden. Nicht hier in diesem Schloss. Hilfesuchend sah sich Rutena in dem Raum um. Er war vollgestopft mit Regalen, Büchern und magischen Gegenständen. Fennexis lachte. „Tja... so ein Gedächtnisverlust ist schon ätzend, nicht wahr? Sonst könntest du jetzt alle diese wunderbaren Dinge hier gegen mich verwenden." Sie lachte höhnisch und richtete sich auf. Sie war von dem Elektropapier noch sehr geschwächt, doch das zeigte sie nicht großartig. Sie hob ihren Zauberstab. „Oh, ich will Qualen sehen! Große Qualen!" Splitter bildeten sich um Rutena herum. „Psychoschock!" rief Fennexis und die Splitter bohrten sich in Rutenas Körper. Sie schrie auf, als sich welche in noch offene Wunden bohrten. Noch mehr Blut färbte den Boden purpurrot. „Urgh...!" Fennexis lief drohend auf sie zu. „Psychischer Schaden ist der verheerendste, glaubst du nicht auch?" fragte Fennexis mit einem drohenden Unterton in der Stimme. Rutena sah ihr in die stechenden, roten Augen. „Physischer ist nett, aber psychischer... Oh, wie sehr ich ihn liebe!" Rutena knurrte und stand auf. Sie keuchte, als Schmerzen ihre Arme und Beine fast zerrissen. „Dieser Blick... zerfressen von Schmerz, aber erleuchtet von Kampfgeist und Entschlossenheit... Dieser Blick wird bald zum Angesicht des Schmerzes! Ha!" Fennexis hob den Zauberstab und riss Rutena mit Psychokinese in die Höhe. Wie ein Kreuz schwebte Rutena in der Luft, die Arme zur Seite ausgebreitet. „Und nun, Kind..." Fennexis ging auf das Regal zu und nahm einen Gegenstand in die Hand, der aussah, wie eine Teekanne. „Illusionsrauch..." sagte sie. „Das schönste Mittel dieses Raumes. Es wird dir langsam aber sicher den Verstand rauben und dich in den Wahnsinn treiben." Vorsichtig öffnete sie den Deckel und rosafarbener Dampf trat aus. Fennexis flüsterte leise ein paar Zauberworte: „Athranna Heria." Der Rauch flog auf Rutena zu, die aufgrund der Psychokinese noch immer gelähmt war. „Argh...!" Der Dunst hüllte sie ein wie Nebel. Sie hustete stark. Dann verschwamm ihre Sicht und ihr wurde schwarz vor Augen.
Als Rutena erwachte, war sie nicht mehr in dem Zimmer in Fennexis' Palast. Stattdessen lag sie auf kaltem Steinboden. Und damit war wirklich kalt gemeint. Die Steine fühlten sich an wie blankes Eis. Rutena setzte sich auf und zitterte vor Kälte. Wo war sie? Dann erinnerte sie sich daran, dass sie Fennexis' Illusionsrauch eingeatmet hatte. Aber alles fühlte sich so echt an. Das hatte es immer getan, wenn sie in einer Illusion oder einem Alptraum gefangen gewesen war. Und es war wie nackter Horror, dass sie es jedes Mal wieder durchmachen musste. Die Dunkelheit schien gerne mit Emotionen und virtuellen Eindrücken zu spielen... Und vom einen Mal zum Anderen wurde es immer schlimmer. Rutena hoffte, dass sie in der Lage sein würde, aus der Illusion herauszukommen. Sie stand auf. Ihre Füße fühlten sich vor Kälte schon taub an. „Uff..." Rutena griff nach ihrer Fackel und entzündete eine Flamme. Es war sehr dunkel und kalt. Die Flamme hielt sie dich an ihr Gesicht und genoss die Wärme der Flamme, die munter flackerte und tanzte. Ihr orangefarbenes Licht warf einen fahlen Schein in die Umgebung. Rutena konnte Wände erkennen. War das sowas wie... ein Kerker? Sie konnte erkennen, dass Buchstaben und Zahlen in die Wände geritzt worden waren. Es waren Botschaften- wohl von Leuten, die hier festgesessen hatten. Wenn hier überhaupt jemals irgendwer festgesessen hatte. Rutena trat nahe an eine der Wände und beleuchtete die groben und zackigen Symbole mit ihrer Fackel. „Es gab viele Tote... Wer hier festsitzt, ist dem Tode geweiht. Viele wurden hier auf grauenhafte Weise hingerichtet... Gedärme, Blut, überall.... Bei mir wird es auch bald soweit sein. Und dann ist das hier... die einzige Erinnerung an mich." las sie still die Nachricht. Das klang finster. Dann lief sie weiter sie kalte Wand entlang.

Rutenas Sicht:

Die Nachricht hatte mich stutzig gemacht. War das hier ein Exekutions- Raum, oder wie? Und was zur Hölle sollte das mit „Gedärme"? War das nur ein Trick, um mir Angst einzujagen? Ich schüttelte leicht den Kopf. „Ich denke viel zu viel..." redete ich mir selbst ein und beleuchtete dann die nächste Botschaft. „Ich habe alles gesehen... wie mein Freund von ihnen hingerichtet wurde... Sie haben... Ihm ein Auge ausgestochen... und dann... seinen Bauch aufgeschnitten und seinen Darm zerstückelt... Bitte, ich will so nicht sterben! Holt mich aus dieser Hölle hier heraus!!!" Ich verzog das Gesicht. So sehr wollte ich das jetzt nicht wissen. Was für eine grausame Art, jemanden zu töten. Da war ja Kleopardas Hinrichtung noch ein Witz gewesen... Bei dem Gedanken schnürte es mir die Kehle zu. Kleoparda... Die tapfere Kämpferin, die unseretwegen ihr Leben verloren hatte... Grauenvoll. Ich sah mich um. Ich verspürte nicht das Bedürfnis, mir die anderen Nachrichten durchzulesen... Sonst wurde mir vielleicht noch übel. Eigentlich war mir zugegebenermaßen jetzt schon übel. Ich sank auf die Knie und hielt mir den Bauch. Meine Fackel legte ich neben mir ab, so vorsichtig, dass die Flamme nicht verlosch. Ich atmete tief ein und aus. Dann schloss ich kurz die Augen. „Ganz ruhig, Rutena....", versuchte ich, mich selbst zu beruhigen. Aber meine Stimme klang alles andere als fest. „Wer... wer ist da?" fragte plötzlich eine Stimme. Ich fuhr herum. In einer Ecke lag jemand. Es war ein Pokémon mit langen Klauen und weißem Fell. Im Bauchbereich hatte es sowas wie einen roten Blitz. „Oh... ich habe dich gar nicht bemerkt..." sagte ich zu ihm. Das Pokémon rieb sich die Augen. „Ich habe geschlafen... Ich heiße Sengo. Ich dachte, zu bist einer der Henker." Er senkte misstrauisch den Blick und betrachtete seine Krallen. „Tut mir Leid, dass ich dich geweckt habe. Ich heiße Rutena." antwortete ich. Sengo nickte. „Ach... die Tochter von Lady Fennexis." Er setzte ein mattes Lächeln auf. „Fennexis muss den Verstand verloren haben, wenn sie schon ihre eigene Tochter hinrichten lassen will." Ich schluckte. Was faselte er da? Das hier war eine Illusion! „Ähm..." Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Sengo sah mich an. „Du siehst... keines Wegs verängstigt oder schockiert aus." stellte er fest. „Warum sollte ich?" fragte ich. „Das hier ist eine Illusion!" Sengo sah mich verdattert an. „Was meinst du damit? Das hier ist keine Illusion. Das hier ist Wirklichkeit!" Jetzt war ich diejenige, der ihn anstarrte. Was hatte das zu bedeuten?


Athranna Heria: athranna: täuschen, heria: Beginn-->  Zauber zum Aktivieren von Illusionsrauch

Pokémon Mystery Dungeon- Düstere VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt