Pokémon Mystery Dungeon- Düstere Vergangenheit

Kapitel 74: Wieder ein Traum?

Nach einem Tag hatten sie eine weite Ebene erreicht. Sie bestand aus schroffen Felsen und schwarzem Gras. Der Wind hier war kalt wie ein Blizzard und sein Säuseln so unheimlich wie die Stimmen aus der Fearima. "Das hier muss glaube ich die Felsweide sein." sagte Fennexis. "Hier wagen sich nicht viele Pokémon hin.", "Nur diejenigen, die wirklich lebensmüde sind." sagte Feelinara. "Was soll das jetzt genau heißen?" fragte Zoroark misstrauisch. "Hier lebt ein Wesen, was, laut Legende, jeden, der hier lang kommt, tötet." Feelinara zuckte unbeteiligt mit den Bändern. "Na toll. Die Schattendimension ist ja noch schlimmer als der Tartarus, und da hört man ja schon die grässlichsten Dinge drüber." Zoroark sah sich um. "Gehen wir hier heute noch durch?", "Besser nicht." sagte Fennexis. "Ihr alle seid schon ziemlich müde, und wir brauchen unsere ganze Kraft, um da durchzuspazieren.", "Gibt es keinen Umweg? Also können wir nicht außen rum laufen?" fragte Rutena. "Naja... wenn du Lust hast, mehrere Meilen zu laufen, klar. Aber mitten durch ist kürzer." meinte Feelinara. "Na toll. Also lassen wir uns umbringen?", "Sieht so aus. Es sei denn, wir besiegen das Monster natürlich.", "Das klingt besser." Zoroark nickte. "Gut... wir bleiben hier die Nacht... oder Tag... Oder was auch immer das hier heißt...", "Spätnacht." sagte Fennexis. "Hier gibt es keinen Tag. Nur die Frühnacht... Das dürfte das sein, was bei euch dem Tag entspricht, und die Spätnacht.", "Okay. Wir verweilen die Spätnacht hier und gehen morgen früh... äh... morgen Frühnacht... weiter." Feelinara nickte. "Plan akzeptiert. Besser wir begeben uns an eine Stelle, an der wir nicht angegriffen werden. Wie ist es mit dem Felsen da?" Sie zeigte mit einer Kopfbewegung auf einen Felsen, der weniger schroff in die Höhe ragte. "Wenn wir da raufklettern, kommt keiner auf die Idee, uns zu attackieren.", "Einen besseren Plan habe ich nicht. Ich bringe euch hoch." sagte Zoroark und verwandelte sich in ein Swaroness. Feelinara kletterte auf seinen Rücken und schlang ein Band um seine Brust, um nicht herunterzufallen. "Wir können fliegen", sagten Rutena und Fennexis wie aus einem Mund und starrten sich an. "Ach so, ja, ihr könnt ja alles." Zoroark breitete die schneeweißen Schwingen aus. "Wir sehen uns da oben." Dann hob er ab. Feelinara krallte sich in seine Federn und er presste den Schnabel zusammen, um nicht zu wimmern. Feelinaras Krallen waren sehr, sehr scharf. Als er oben auf dem Felsen landete, war er erleichtert, als Feelinara herab sprang. Sie landete leichtfüßig auf dem rauen Gestein. Kurze Zeit später landeten Fennexis und Rutena mit ihren Besen auf dem Felsen. "So. Hier bleiben wir erst einmal." Feelinara reckte sich und rollte sich zusammen. "Also... Es geht bequemer, aber ich will mich nicht beschweren. Es ist nur ziemlich kalt." Wie aufs Stichwort zauberte Fennexis Holz herbei und machte ein Lagerfeuer, das zumindest etwas Wärme spendete. Nur war das Problem, dass der Wind drohte, es auszublasen. Rutena und Zoroark rollten sich ebenfalls zusammen, aber Rutena war sich hundert prozentig sicher, dass sie viel lieber das Heunest in Zoroarks Hütte in Blütenburg vorzog. Schlagartig bekam sie Heimweh. Blütenburg hatte sich wirklich wie eine Heimat angefühlt. Und alle dort waren so lieb. Sie dachte an Sandamer, Elevoltek, Schlapor, Roserade, Psiana, Ohrdoch, sogar an Wie-Shu und Arkani. Und an Viskogon... Dann viel ihr ein, das Viskogon gar nicht mehr lebte. Ihr Herz wurde schwer, aber ihr war klar, dass sie nicht trauern durfte. Nicht hier an diesem Ort. Sie musste sich darauf konzentrieren, aus dieser Welt herauszukommen. Und das konnte sie nur, wenn sie Giratina bekämpfte. Sie formte eine Faust um ihren Kettenanhänger, wo der Pyrium Z eingelassen war. Der Stein pulsierte leicht, als Rutena ihn berührte. Der Stein war ihre größte Waffe... Im nächsten Moment überfiel sie die Müdigkeit und sie schlief ein.

Rutenas POV:

Zum ersten Mal seit langer Zeit träumte ich mal wieder. Wann war das letzte Mal gewesen? Bevor der ganze Schlamassel mit der Schattengilde angefangen hatte? Wenn ich die Träume von Darkrai und die Illusionen mal nicht mit dazu zählte? Das kam ungefähr hin. Ich befand mich an einem seltsamen Ort. Er bestand aus Kristallsäulen, an denen Kristallplatten wie Baumpilze waren. Der Boden war sandig, aber der Sand schimmerte blauschwarz. Eine seltsame Aura lag in der Luft. Eine bedrückende, düstere Atmosphäre. Was war das hier? Es sah nicht so aus wie ein normaler Ort... Es war finster, nur die Kristalle schimmerten im Dunkel. Sie waren so blau wie Eis. Ich trat näher an eine dieser Säulen heran und berührte das Kristall. Es war, wie erwartet, kalt. Aber nicht eiskalt. Eine Sache fiel auf... Als meine Hand auf der kristallenen Oberfläche ruhte, jagten Wellen aus schillerndem Licht über das Kristall, wie Wasser, wenn es sich kräuselte. Was war das? Dann hörte ich plötzlich ein lautes Brüllen, dass den Boden beben ließ. Ruckartig drehte ich mich um. Aus der Dunkelheit glühten mir zwei rote Augen entgegen. Dann sah ich rote Streifen und Zacken. "Wer ist da?" fragte ich. Erneut brüllte das Etwas in der Dunkelheit. Aber diesmal klang es eher wie ein markerschütterndes Kreischen, sodass ich mir die Ohren zuhalten musste. Dann kam etwas aus dem Schatten. Das Ding hatte eine goldene Maske, aber es stand auf sechs Beinen und hatte schwarze Flügel, aus denen rote glühende Stacheln hervor kamen. Der Körper des Wesens war hellgrau, aber über Brust und Hals zog sich ein schwarzer Streifen, der mit roten wagerecht liegenden Linien immer wieder unterbrochen wurde. Auch hatte es an seinem Hals drei goldene Rippen. Was das... Giratina? Aber Zoroark hatte es als Schlangenwesen mit langem, stachligen Schweif beschrieben. Das hier... dieses Ding... Es sah aus, wie ein Drache. Aber beide, das Wesen vor mir und das Giratina, was Zoroark uns beschrieben hatte, hatten eine goldene Maske und rote Augen. Ich begriff es nicht. Wenn das nicht Giratina war... was war es dann? Ein Verwandter von ihm? Nein. Das musste Giratina sein. Seine Aura war so schwarz und unheimlich, dass es mir Angst einjagte. Aber warum sah es so anders aus? Giratina brüllte und stampfte mit einem Fuß auf den Boden, der davon erschüttert wurde. Es war wie eine Schockwelle, die durch den Boden jagte. Und dann hörte ich die Stimme dieses Dinges. "Ihr werdet nicht überleben... Ihr werdet sterben!" Es klang, wie ein zischendes und fauchendes Echo, so unheimlich, dass sich jedes einzelne Haar meines Fells aufstellte....