Kapitel 45: Erlösung (Zweiter Teil)

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Zoroarks POV:

Ich wartete auf mein Ende. Giratina stieß immer wieder zu. Die Schmerzen waren kaum noch auszuhalten. Giratina über mir bäumte sich auf und ließ einen markerschütternden Schrei ertönen. Ich hätte meine Ohren abgeschirmt, wenn ich gekonnt hätte. Doch mein Arm ließ sich nicht bewegen. Giratina schwebte ein Stück zurück. "Bevor ich dich töte, will ich dein Herz zersplittern sehen!" rief Giratina und hatte dabei einen irren Unterton in der Stimme. Ich sah ihn nur kraftlos an. Schlimmer als das hier... konnte gar nichts mehr sein. Giratina schwebte zur Seite und gab damit den Blick auf etwas frei, von dem ich mir sicher war, dass es vorher noch nicht dagewesen war. Es war eine seltsam aussehende Säule. Und an dieser Säule... war etwas angebunden. Als ich erkannte, was da an die Säule gefesselt war, riss ich seine Augen vor Schreck weit auf. Es war Rutena. "Ru... Rute... na..?!?" Meine Stimme versagte. Giratina lachte. "Ich werde sie zuerst töten. Dann dich." Ein abgrundtief verrücktes Lachen schlich sich in das Gesicht des Herrn der Dimensionen. "Du... du rührst sie... nicht an... ver... verstanden?" Meine Stimme zitterte stark und war schmerzerfüllt. Giratina positionierte sich neben der Säule. Mit einer Klaue hob er Rutenas Kopf. Die Augen der Füchsin waren geschlossen und Blut rann aus ihrem Mundwinkel. "Ist sie nicht süß?" fragte Giratina. Dann hob er eine weitere Kralle an. "Zu schade, dass ich sie töten muss." Giratina lachte. Mein Herz begann, zu rasen. "Bitte, nicht!" kreischte ich. Doch Giratina sah mich nur mit gierig leuchtenden Augen an. "Tod... Tod... Das ist ein schönes Wort!" sagte er. Dann stieß er zu. Blut spritze auf den Boden. In dem Moment, in dem Giratinas Kralle Rutenas Brust durchbohrte, riss die Füchsin ihre Augen auf. Alles Licht wich aus ihnen. Plötzlich waren sie nur noch eine orangefarbene Leere. Rutenas Atem bebte. Sie gab ein röchelndes Geräusch von sich. Dann sank sie in sich zusammen. Blut tropfte auf den Boden. Giratina zog seine Kralle aus ihr heraus. Tränen schossen in meine Augen. "NEIN!" Das Geräusch, welches erklang, wenn ein Bluttropfen auf den Boden aufschlug, war so unerträglich laut. Am liebsten hätte ich es ausgeblendet, doch es bohrte sich in meinen Kopf wie ein Messer.Giratina wendete sich nun mir wieder zu. "Soll ich dich noch mehr foltern?" fragte Giratina mit einem hämischen Grinsen. "Ja!" schrie ich ihm entgegen. "Ja, töte mich endlich!" Ich wollte sterben. Ohne Rutena, die Person, die meine Partnerin war, wollte ich eh nicht weiterleben. Vielleicht, wenn ich hier starb, würde ich wieder aufwachen. Giratina lachte. "Hahaha! Jetzt bettelst du sogar schon um den Tod!" Er beugte sich zu mir herunter. "So leicht werde ich es dir gar nicht erst machen." Giratina zerstückelte mit einem Schnitt seiner Klaue die Seile, mit denen Rutena an die Säule gefesselt war. Ihr lebloser Körper kam mit einem dumpfen Laut auf dem Boden auf. "Soll ich sie es tun lassen?" fragte Giratina mich. "Wie... bitte...?" fragte ich zurück. Giratina lächelte mich an. Dann zog er sich zu Rutena zurück und brüllte laut. Plötzlich wurde es hell. Tausende von blauweißen Lichtern schwebten in der Luft. Giratina betrachtete jedes ganz genau. Die Lichter hatten die Form von Kaulquappen. Waren das... Seelen? Giratina schien die, die er suchte, entdeckt zu haben, denn er durchbohrte eine der Seelen mit seiner Kralle und zog sie zu sich ran. Die Seele zappelte. Die Lichter verloschen. "Da ist sie ja." Giratina lächelte. "Erhebe dich, Rutena, und folge meinem Befehl!" Giratina ließ die Seele auf Rutenas leblosen Körper fallen, die sofort in ihrem Körper verschwand. Jetzt erst wurde mir klar, was Giratina meinte. Er würde Rutena mich umbringen lassen. Dieser Bastart. Kurz nachdem die Seele in Rutenas Körper verschwunden war, richtete sich die Füchsin auf. Ihre Augen leuchteten leer. "Nun, bring in um." flüsterte Giratina ihr zu. Rutena nickte und lief auf mich zu. Ihre Fackel tauchte in ihrer Hand auf. "Tja, das war's dann wohl..." murmelte ich und schloss die Augen. Rutena blieb neben mir stehen. Die Spitze des Zweiges, den sie in der Hand hielt, was spitz wie ein Pflock. Sie ließ die Spitze in meiner Schulter verschwinden. Ich nahm den Schmerz schon gar nicht mehr wahr, so heftig waren die anderen bereits. "Rutena...." flüsterte ich ihren Namen, als sie die Fackel aus meinem Körper zog.
Plötzlich wurde es hell. Giratina kreischte auf und wich zurück. Rutena sah auf. Ein heller Lichtfleck hatte sich geöffnet. Ich sah ihn an. Es war schön... vor meinem Tod Licht zu sehen. Eine Stimme drang aus dem Licht, so warm und leise wie die Stimme eines Engels. "Zoroark... wach auf, das hier ist nicht real..." Ich kannte diese Stimme. Es war die von Cresselia. Aber wie... wie war das möglich? Das durfte doch gar nicht sein! "Zoroark, geh ins Licht! Schnell!" Nicht... nicht real? Stimmt, dass hier war ein Traum... aber er war so echt, dass es sich anfühlte, als wäre ich wirklich hier. "Du bleibst." Das war Rutenas Stimme. Doch sie klang kalt. So eisig wie damals im Kampf gegen Caesurio und Co., wo die Dunkelheit sie zu übernehmen drohte. Rutena hob ihre Fackel, bereit, mir den Rest zu geben. Meine Augen schimmerten gefährlich auf. Ich hatte nur diese eine Chance. Ich musste nur auf das Licht zugehen, dann würde ich aufwachen... Ich zwang meinen Körper sich zu bewegen. Ich hob meinen Arm und schlug Rutena von mir fort. Ich schaffte es, mich auf den Bauch zu rollen. "Gaaaaaaaaaaah!" schrie Giratina. "Du gehst nirgendwo hin!" Ich zog mich vorwärts. Schmerzen durchfuhren meine Glieder. "Halt durch...!" knurrte ich mich selbst an. Rutena stand wieder auf und folgte mir mit schnellen, leichten Schritten, doch ich hatte das Licht bereits erreicht. Ich streckte eine Hand danach aus und sah zurück. Ich hatte auf dem Boden eine Blutspur hinterlassen. Ich schaffte es, mich irgendwie aufzurichten und ließ mich einfach in das warme Weiß fallen, welches mich in sich hinein sog.
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Rutena schlug die Augen auf. Sie spürte, dass sie auf dem nassen Boden lag und sah den Regen von oben in ihr Gesicht fallen. Sie hustete und richtete sich auf. Sie hatte ihren Traum verlassen. Darkrai war zurückgewichen, mit wütender Miene. Cresselia lächelte triumphierend. Rutenas Blick fiel auf Zoroark, der neben ihr immer noch bewusstlos war. "Zoroark!" Sie griff mit beiden Armen nach seinen Schultern und schüttelte ihn. "Wach auf!"

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