Kapitel 60: Die Stimme einer Toten

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Bei Zoroark brannten die Sicherungen durch. Er versuchte, sich loszureißen, aber Feelinara verfestigte ihren Griff noch mehr, sodass Zoroark seine Hand nicht mehr spüren konnte. Seine freie Hand wurde von Dunkelheit umgeben und er schlug mit seinen Krallen nach Feelinaras Band. Fauchend musste Feelinara von ihm ablassen. Zoroark taumelte zurück. Feelinara knurrte und ließ einen Sternschauer auf Zoroark los. Die Sterne trafen Zoroarks Arme, Schultern und Brust. „Ngh!" Feelinaras Schweif wurde zu Eisen. Dann stürzte sie auf Zoroark zu und schleuderte ihn mit einem kräftigen Hieb gegen die Wand. Verletzt rutschte Zoroark daran herunter. Drohend, mit feindselig leuchtenden Augen, ging Feelinara auf ihn zu. „Du kannst nichts." sagte sie. „Du kasperst hier als „Krieger des Lichts" herum, aber in Wirklichkeit ist deine Aura pechschwarz!" Zoroark richtete sich auf und hielt sich den Arm. „Licht gibt es in einer Welt wie dieser nicht. Und Vergebung auch nicht." Zoroark musste handeln. Er hob die Hände und schoss einen Spukball auf Feelinara. Dieser traf die Brust der Fee und sich wich fauchend zurück. „Oh, du beginnst, dich zu wehren. Bist du bereit, bis zu deinem Tod zu kämpfen? Du entkommst mir nicht!" Zoroark hatte keine Wahl. Er musste Feelinara klar machen, dass Fennexis die Seiten gewechselt hatte. Aber vorher musste er sichergehen, dass die Fee ihn nicht umbrachte. ‚Ich muss meine Illusionen verwenden...' redete er sich ein. Er schloss die Augen und erinnerte sich an die Pokémon, die er im Krieg bekämpft hatte. Er stellte sich Despotar mit seinem Steinpanzer vor. Fahlblaues Licht umhüllte seinen Körper. Als es erlosch, stand er als Despotar vor Feelinara. Feelinara wich kurz unsicher zurück. In seinem plumpen Körper bewegte sich Zoroark auf es zu und holte mit seinem gepanzerten Schweif aus. Dieser traf Feelinara an der Schulter und warf sie zurück. „Du kannst nichts." sagte Feelinara, als sie sich wieder aufrichtete. „Glaubst du, mit einem falschen Körper kannst du kämpfen?" Starker Wind kam auf. Zoroark wunderte sich, woher dieser stammte, wo sie doch in einem Haus waren. „Feenbrise." zischte Feelinara. Eine Windböe schlug Zoroark entgegen. Er verlor die Kontrolle über sein Trugbild und landete in seinem gewöhnlichen Körper an der Wand. „Uff...!" Feelinara lachte. „Und du nennst dich „Meister der Illusionen"! Das ich nicht lache!" Zoroark konnte sich vor Schmerzen kaum noch aufrichten. Zum ersten Mal zweifelte er an allem. Seine Illusionen hatten ihm noch nie so wirklich viel geholfen. Sie hatten nie sehr viel Effekt auf den Gegner. Und plötzlich schwoll eine Stimme in seinem Kopf an. „Du bist der Schatten!" Zoroark zuckte zusammen, als er die Stimme erkannte. „Viskogon?" Er sah sich um, aber außer Feelinara und den anderen Gefangenen war niemand dort. Hatte er sich das eingebildet? „Du bist der Schatten, Zoroark." wiederholte die Stimme. „Wie willst du gewinnen, wenn du das vergisst?", „Viskogon... bist du das? Aber... du bist tot.", „Das stimmt." antwortete Viskogon in seinem Kopf. „Aber ich lebe weiter in den Herzen derjenigen, die sich an mich erinnern." Zoroark begann zu zittern. Feelinara zögerte. „Was meinst du mit dem, was du mir sagen willst?" fragte Zoroark. „Du musst versuchen, deine Illusionen anderweitig zu benutzen. Du musst... der Auge Wahrheit verhüllen..." Zoroark verstand nicht. „Wie bitte?", „Du musst... Feelinaras inneres Auge manipulieren!" hallte Viskogons Stimme in seinem Kopf wieder. Zoroark zuckte zusammen. „Aber wie.... Wie stelle ich das an?", „Das musst du selbst herausfinden." Die Stimme der toten Drachin verhallte in seinem Kopf wie ein Echo. Langsam richtete sich Zoroark auf. Feelinara knurrte. „Hast du Selbstgespräche geführt?" fragte sie. Zoroark sah sie nur an. „Das innere Auge..." murmelte er. „Hör auf zu reden!" fauchte Feelinara und schoss einen Spukball auf Zoroark ab. Doch Zoroark zerschlug den Angriff mit einer Dunkelklaue und die Splitter des Balles fielen auf den Boden und lösten sich auf. „Groaaaaar!" Blind vor Wut stürzte sich Feelinara auf Zoroark. Zoroark wich zur Seite aus. Feelinara bleckte die Zähne. In dem Moment griff Zoroark nach ihren Bändern und hielt sie fest. „Was...?" Seine Augen leuchteten auf. „Öffne dein inneres Auge!" Feelinaras Augen weiteten sich. Sie spürte, wie ihr Bewusstsein schwand. „Was auch immer du tust... Hör auf damit!" Zoroark starrte sie mit seinen durchdringenden Augen weiter an. „Du wirst mir zuhören." verlangte er. In dem Moment klappte Feelinara zusammen. Zoroark wurde aus seinem Körper gerissen und fand sich urplötzlich in einer rauen Gegend wieder. Der Himmel war aschgrau und wolkig. Der Boden staubig und mit Steinen bedeckt. Einige Meter von ihm entfernt lag Feelinara auf dem Boden. Sie ächzte und richtete sich auf. „Wo hast du mich hingebracht?!?" kreischte sie. „Was ist das hier?" Zoroark wusste es selbst nicht. Aber das ließ er sich nicht anmerken. „Antworte!" schrie Feelinara. Doch Zoroark sah sie nur an. Feelinara fuhr ihre Krallen aus und sprang Zoroark an. Ihre Krallen hätten ihn durchbohrt, doch aus irgendeinem Grund flog Feelinara durch ihn hindurch und landete hinter ihm auf dem Boden. Verwirrt sah sie ihn an. „Was geschieht hier? Bist du ein Geist? Nein, du kannst kein Geist sein! Ich habe dich doch verwundet!" Langsam begriff Zoroark, was hier ablief. Er hatte eine große, räumliche Illusion erschaffen. Hier konnte er alles machen. Hier konnte er seiner Vorstellungskraft freien Lauf lassen. So konnte er sich auch unverwundbar machen, während er Feelinara in ihrem inneren Auge gefangen hielt. „Ich wusste, du schaffst es." meldete sich Viskogons Stimme wieder zu Wort. Zoroark setzte ein Lächeln auf. Feelinara griff ihn erneut an. Aber Zoroark verschwand einfach und tauchte an einer anderen Stelle wieder auf. „Du kannst mich hier nicht verletzen." sagte er und seine Stimme klang erstaunlich eindringlich und tief. „Du wirst mir jetzt zuhören.", „Nein, ich weigere mich! Teufelsbrut der Fennexis!" knurrte Feelinara. Zoroark musste lachen. „Was hast du davon, wenn du Unschuldigen das Leben nimmst? Du wirst nur mit einer weiteren Schuld leben." Feelinara sah ihn an. „Vorallem... jetzt, da Fennexis die Seiten gewechselt hat, hast du kein Recht, sie zu töten.", „Fennexis kann unmöglich die Seiten gewechselt haben!", „Das Calad Lil hat ihr die Dunkelheit genommen." widersprach ihr Zoroark. Feelinara lachte. „Das Calad Lil? Unmöglich! Dieser Zauber wurde gebannt! Ihm wurde die Kraft genommen.", „Nein." Zoroark schüttelte den Kopf. „Das Calad Lil hat überdauert. Und ich werde dafür sorgen, dass Fennexis euch gehen lässt."

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